Zusammenfassung
Die Verwendung von Wachs zur Herstellung von Plastiken besitzt eine bis in das Altertum zurückreichende Tradition. Seit der Renaissance kommt eine medizinisch exakte bildnerische Darstellung hinzu. Die breite Anwendung von Wachsabformungen setzt bedingt durch eine neue Sichtweise naturhistorischer Zusammenhänge in Folge der Aufklärung ab dem 19. Jahrhundert ein und wird besonders durch die sich entwickelnden Spezialdisziplinen der Medizin genutzt.
Abstract
The use of wax models traces its roots back to antiquity and appears to have reached the peak of perfection in the eighteenth century especially in Italy. From the beginning of the nineteenth century wax models and moulages were used in the new medical specialties, such as dermatology or urology depending on a new model of visualization in natural sciences. The moulage passed from local use into international acceptance with the institutionalization of the medical specialties and increase in scientific communication in the second half of the nineteenth century. By the 1970s moulages had all but lost their pre-eminent position as teaching and visual aids to depict dermatological and venereal diseases Unfortunately urology was not mentioned in the field of history of medicine or ethnic studies.
Notes
Eine internationale Tagung „Wachsmoulagen als Kulturgut. Erforschen, Erhalten, Restaurieren“ fand vom 24. bis 26. September 2009 im Hygienemuseum Dresden (http://www.moulagen.de, Recherche 17. Aug. 2010)] statt. Auch das Wellcome Institut (London) arrangierte zu dem Thema „Exquisite Bodies“ 2009 eine Ausstellung (http://www.wellcome.ac.uk, Recherche 17. Aug. 2010).
Sticherling u. Euler [1]: Als „Sterben“ wird die Vergilbung sowie Rissbildung aufgrund der Zusammensetzung und Beimengung von Bienenwachs angesehen.
Richtiger Name: Reale Museo di Fisica e Storia Naturale, wegen seines Observatoriums „La Specola“.
Diskussion über die ethischen Dimensionen Prof. Dr. K. Bergdolt-Gunther von Hagens anlässlich der Körperweltenausstellung in Köln, wdr Panorama,18.09.2009, 10:00 Uhr (http://www.wdr.de, Recherche 17. Aug. 2010).
Die meisten der in der Göttinger Sammlung nochvorhandenen Stücke – sie umfasst etwa 80 – stammen von den Mouleuren A. Leonhardt (Göttingen), G. Rollin Weylandt (?), Dr. Henning (Wien), F. Kolbow (Dresden), L. Volger (Zürich), R. du Bois-Reymond (?) und A. Kröner (Breslau) und sind Teil der Sammlung von Prof. E. Riecke, (1917–1935) dem ersten Lehrstuhlinhaber an der Göttinger Universitäts-Hautklinik. Über die genaue Zahl der jemals in Göttingen zusammengetragenen Moulagen liegen keine Informationen vor.
Noch heute existieren in Hamburg, Berlin und ab Mai 2013 in Mannheim Wachsfigurenkabinette.
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Nagel, S (2000–2013) Schaubuden: Geschichte und Erscheinungsformen, Münster, aus: http://www.schaubuden.de, Kapitel I, S. 25 (Recherche 7.6.2013).
Nagel, S (2000–2013) Schaubuden: Geschichte und Erscheinungsformen, Münster, aus: http://www.schaubuden.de, Kapitel 9, S 152 (Recherche 7.6.2013)..
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Einhaltung der ethischen Richtlinien
Interessenkonflikt. F.H. Moll gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Moll, F., Görgen, A. & Fangerau, H. Urologische Moulagen. Urologe 52, 1118–1127 (2013). https://doi.org/10.1007/s00120-013-3275-5
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00120-013-3275-5
Schlüsselwörter
- Visualisierung von Erkrankungen
- Genitale
- Geschlechtskrankheiten
- Anatomisches Museum
- Medizinische Museologie