Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie wurde mithilfe von Experten (s. Infobox 1) der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM), der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM), der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG) und der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) sowie einer Patientenvertreterin, unter methodischer Begleitung durch die AWMF, eine S3-Leitlinie zu „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen (HWI) bei erwachsenen Patienten“ (S3-Leitlinie „Unkomplizierte Harnweginfektionen“, AWMF-Register-Nr. 043/044, Tab. 1) erstellt, die jetzt in Der Urologe [1] vorgestellt wird.

Die Zusammenstellung der Expertenrunde (Tab. 1) repräsentiert die wichtigsten Fachbereiche, welche in die Diagnostik und Therapie unkomplizierter HWI eingebunden sind. Trotz häufig unterschiedlicher Standpunkte der verschiedenen Fachbereiche konnte fast immer eine konsensuale Aussage getroffen werden.

Tab. 1 An der Erstellung der S3-Leitlinie beteiligte Experten

Aufgrund der Masse an Publikationen zu diesem Thema wurde auf Publikationen insbesondere nach 1998 zurückgegriffen, da Publikationen bis 1998 in einer amerikanischen Leitlinie aus dem Jahre 1999 aufgearbeitet wurden [2].

Ein Problem bei der Therapie der unkomplizierten Harnwegsinfektionen stellt die zunehmende Resistenzrate gegenüber den klassischen Harnwegsantibiotika dar. So sind in Deutschland bereits 20–30% aller Isolate von Uropathogenen gegen Trimethoprim bzw. Cotrimoxazol resistent und auch gegen die vermehrt eingesetzten Breitspektrumantibiotika wie Ciprofloxacin wird ebenfalls eine besorgniserregende Resistenzrate von über 10% beobachtet [3]. Aus diesem Grund wurde der Schwerpunkt bei der Antibiotikaauswahl auf die Kurzzeittherapie mit Substanzklassen gelegt, welche fast ausschließlich als Harnwegstherapeutika angewandt werden und welche nur eine geringe Resistenzrate aufweisen. Da sich die Resistenzsituationen regional und auch in verschiedenen Patientenkollektiven deutlich unterscheiden können, sollte sich jeder Arzt bei seinem mikrobiologischen Labor vor Ort über die bestehende Resistenzlage informieren.

Die Leitlinie wird online über die AWMF-homepage (http://www.awmf.org/) veröffentlicht, wobei für den täglichen Gebrauch eine deutsche und englische Kurzversion vorliegen [4, 5]. Für detaillierte Fragestellungen und für eine Recherche der zugrunde gelegten Literatur steht jedoch auch eine Langversion mit ausführlichen Quellenangaben zur Verfügung [6].

Die Implementierung der Leitlinie in den ärztlichen Alltag hängt auch von der konstruktiven Auseinandersetzung mit ihren Inhalten ab, weshalb wir alle Leser dazu ermuntern möchten, die neue Leitlinie kritisch und unvoreingenommen vor dem Hintergrund des bisherigen, eigenen Standards zu überprüfen.

Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Urologie

F. Wagenlehner, W. Vahlensieck, K.G. Naber