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Wachstumsmarkt Gesundheit

Ansatzpunkte für ein modernes Gesundheitswesen

Growing market of health services

Starting points for a modern healthcare system

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Der Urologe Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Wie andere Bereiche der sozialen Sicherung so hat auch das deutsche System der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seit Mitte der 1990er Jahr mit einem verschärften Finanzierungsproblem zu kämpfen. Die öffentliche Diskussion ist in beitragsfinanzierten Systemen ähnlich wie in Deutschland hauptsächlich durch die Begriffe Kostenexplosion und Beitragssatzstabilität geprägt.

Das deutsche Gesundheitssystem steht vor dem Problem, eine adäquate Steuerungsstrategie zu finden, die es ermöglicht, einerseits die exogenen Herausforderungen der Demographie und insbesondere des medizinisch-technischen Fortschritts zu meistern, andererseits die Chancen eines „Wachstumsmarktes Gesundheit“ nicht über Gebühr zu regulieren. Vor dem Hintergrund einer kontinuierlichen Arbeitslosigkeit kann es keine dauerhafte Lösung sein, einen potenziellen Beschäftigungsmarkt weiterhin mit Kostendämpfungsmaßnahmen zu regulieren oder gar einem steuerfinanzierten Gesundheitswesen das Wort zu reden.

Abstract

As is the case in other areas of social security services, the German system of statutory health insurance has been battling aggravated financing problems since the mid-1990s. Public discussion in systems similar to Germany that are financed by contributions is mainly typified by the concepts of cost explosion and stability of premium rates.

The German healthcare system faces the problem of finding an appropriate control strategy that makes it possible on the one hand to master the exogenous challenges posed by demography, especially advances in medical technology, and on the other hand to ensure that the chances inherent in the “growing market of health services” are not unduly regulated. Against the background of ongoing unemployment, it cannot be considered a long-term solution to continue in regulating a potential employment market with cost-cutting measures or even to favor a healthcare system financed by taxes.

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Notes

  1. Durch die Finanzierung über das Umlageverfahren müssen steigende Ausgaben durch steigende Einnahmen (Produkt aus durchschnittlichem Beitragssatz und Grundlohnsumme der gesetzlich Versicherten) gedeckt werden. Wächst die Grundlohnsumme nicht in gleichem Maße wie die Ausgaben, so müssen unter Beachtung der weiteren Nebenbedingungen die Beitragssätze erhöht werden.

  2. Die Lohnnebenkosten setzen sich allerdings aus vielen Faktoren zusammen. Die Beiträge der Arbeitgeber für Kranken- und Pflegeversicherung haben an den Lohnnebenkosten zzt. nur einen Anteil von 11,7%, so das Ergebnis einer neuen IGES/BASYS-Studie im Auftrag der Techniker Krankenkasse [5]. Da aber auch alle anderen Sozialversicherungsbeiträge zu den Lohnnebenkosten zählen und in naher Zukunft die Wechselwirkungen zwischen Demographie und technischem Fortschritt eine Versteilerung der Ausgabenprofile erwarten lassen, bleibt die Stabilisierung der Sozialabgaben bzw. ihre Entkoppelung von den Arbeitskosten eine vordringliche Aufgabe. Weiterhin sind auch die Auswirkungen von Beitragssatzerhöhungen auf das Arbeitsangebot zu beachten, da Beitragssatzsteigerungen die Grenzabgabenbelastung erhöhen.

  3. Bei der Rationalitätenfalle handelt der Einzelne zwar für sich rational, durch die ungeeigneten Anreizstrukturen entsteht jedoch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene ein kontraproduktives Verhalten, das die Verschwendung knapper Mittel fördert.

  4. Mit „Versteilerung“ wird grundsätzlich ein schnelleres Wachstum der Gesundheitsausgaben bei älteren Versicherten als bei jüngeren Versicherten beschrieben. Buchner zeigt anhand einer empirischen Untersuchung, dass die Ausgabenprofile von illustrativen Versichertenkohorten altersbedingt immer stärker ansteigen.

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Oberender, P., Zerth, J. Wachstumsmarkt Gesundheit. Urologe 45, 922–927 (2006). https://doi.org/10.1007/s00120-006-1143-2

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