Zusammenfassung
Das Corpus callosum ist die größte gebündelte Struktur der weißen Substanz des menschlichen Gehirns. Eine Vielzahl Erkrankungen, darunter angeborene Malformationen, akute und chronische traumatische Läsionen, Ischämien, Neoplasien, sekundäre Manifestationen metabolischer, toxischer oder degenerativer Erkrankungen oder auch chronisch entzündliche und demyelinisierende Erkrankungen, betreffen unter anderem oder hauptsächlich das Corpus callosum. In diesem Beitrag werden die charakteristischen magnetresonanztomographisch-morphologischen Befunde von Erkrankungen, die sich typischerweise im Corpus callosum manifestieren, vorgestellt.
Abstract
The corpus callosum is the largest fiber bundle in the cerebral white matter in the human brain. A multitude of disorders including congenital malformations, acute and chronic traumatic lesions, ischemia, neoplasms, secondary manifestations of metabolic, toxic or degenerative diseases as well as chronic inflammatory and demyelinating diseases can primarily or secondarily affect the corpus callosum. This article presents magnetic resonance imaging (MRI) characteristics of the most relevant diseases affecting the corpus callosum.
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M. Bendszus: A. Finanzielle Interessen: Forschungsförderung durch DFG, EU, Hopp Stiftung, Novartis, Siemens, Guerbet. – Honorare von Novartis, Bayer, Guerbet, Teva, Grifols, Boehringer Ingelheim, NeuroScios, Vascular Dynamics, Seagen, Springer. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Ärztlicher Direktor Abteilung für Neuroradiologie Uniklinik Heidelberg; Chefarzt Klinik für Radiologie, Neuroradiologie und Nukearmedizin Klinikum Höchst; Geschäftsführer Praxis MR-Neurographie Nord, Hamburg | Mitgliedschaften: DGNR, DRG, DGIR, ESMINT und Berufsverband Deutscher Neuroradiologen; Co-Editor Clinical Neuroradiology (Springer).
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Welche Aussage zur Entwicklung und Anatomie des Corpus callosum ist falsch?
Es entwickeln sich Fasern zunächst am Genu und dann in rostrodorsaler Richtung bis zur 20. Gestationswoche.
Das Genu zeigt die kräftigsten Faserbahnen entlang des Balkens.
Die Faserbahnen des Spleniums zeigen schon früh eine Myelinisierung.
Genu und Korpus des Balkens werden aus Ästen der vorderen Zirkulation arteriell versorgt.
Das Splenium des Balkens wird aus Ästen der vorderen und hinteren Zirkulation arteriell versorgt.
Die Abb. 14 zeigt das Magnetresonanztomogramm eines 6 Tage alten Säuglings. Welcher Befund ist richtig?
Arnold-Chiari-II-Malformation und Balkenagenesie
Vollständige Balkenagenesie und ektope Neurohypophyse
Partielle Balkenagenesie und Heterotopie
Periventrikuläre Leukomalazie und Balkenatrophie
Partielle Balkenagenesie und Hydrozephalus
Welche Aussage ist falsch?
Balkenlipome sind angeborene Malformationen.
Kurvilineare, dem Balken anliegende Lipome haben meistens keine klinische Relevanz, können aber selten mit einer Balkenfehlbildung vergesellschaftet sein.
Tubulonduläre Balkenlipome können mit einer vollständigen Balkenagenesie vergesellschaftet sein.
In der Bildgebung können Balkenlipome Kalzifikationen zeigen.
Balkenlipome sind in fettsupprimierten Sequenzen signalreich.
Welche magnetresonanztomographischen Charakteristika zeigen Lymphome des Zentralnervensystems typischerweise?
Diffusionseinschränkung aufgrund der hohen Zellularität
Hyperintenser als das sie umgebende Ödem
Girlandenförmige Kontrastmittelanreicherung
Hohes T2-Signal
Einblutungen und Einschmelzungen
Die Abb. 15 zeigt computertomographische (CT-) und magnetresonanztomographische(MRT‑)Aufnahmen jeweils eines Patienten mit einem Schmetterlingstumor im Balkensplenium. Welche Aussage zu den CT- und MRT-Befunden der Patienten ist falsch?
Das CT des Patienten in Abb. 15a zeigt einen hyperdensen Tumor im Balkensplenium.
Der Tumor des Patienten in Abb. 15b zeigt eine ependymale Tumoraussaat am rechten Seitenventrikelhinterhorn.
Der Tumor des Patienten in Abb. 15a ist stark diffusionseingeschränkt und daher wahrscheinlich sehr zellreich.
Der Tumor des Patienten in Abb. 15b ist in T2 inhomogen hyperintens.
Der Tumor des Patienten in Abb. 15b ist ein primäres ZNS-Lymphom.
Hämorrhagien oder Mikrohämorrhagien im Balken treten nicht typischerweise auf bei:
Höhenhirnödem („high altitude cerebral edema“, HACE)
Nach extrakorporaler Membranoxygenierung („extracorporal membrane oxygenation“, ECMO)
Glioblastom
Scherverletzungen
Primärem ZNS-Lymphom
Welche Aussage zum diffusen axonalen Schaden ist falsch?
Das Verletzungsmuster ist typischerweise zentripetal.
Bei einem Verletzungsmuster Grad 2 zeigt sich zusätzlich eine Balkenbeteiligung.
Es finden sich in der Regel keine Mikroblutungen.
Im MRT zeigen sich Scherverletzungen akut diffusionseingeschränkt.
Ab Verletzungsmuster Grad 1 zeigen sich Läsionen an der Mark-Rinden Grenze.
Welche Aussage zur hypoglykämischen Enzephalopathie ist falsch?
Auslöser für eine hypoglykämische Enzephalopathie kann eine Überdosierung von Insulin sein.
Ein magnetresonanztomographisches (MRT-)Charakteristikum sind die ausgeprägten Diffusionseinschränkungen des Corpus callosum.
Neben dem Balken ist auch der Nucleus dentatus häufig betroffen.
Wird die Hypoglykämie rechtzeitig behoben, sind die Veränderungen in der MR-Bildgebung reversibel.
Der Balken ist wahrscheinlich aufgrund der üppigen Ausstattung der Balkenfasern mit Glutamatrezeptoren und der hohen enzymatischen Aktivität besonders stark betroffen.
Welche Aussage zum Höhenhirnödem ist falsch?
Das Höhenhirnödem wird getriggert durch die in großer Höhe auftretende Hypoxämie.
Es kommt zu einem periventrikulären zytotoxischen Ödem und Mikroblutungen ausschließlich im Balken.
Es kommen auch subkortikale Mikroblutungen vor.
Auch nach Anwendung einer extrakorporalen Membranoxygenierung kann es zu Hirnveränderungen kommen, die einem Höhenhirnödem gleichen.
Das Höhenhirnödem kann lebensbedrohlich sein.
Welche Aussage ist falsch? Reversible Läsionen des Balkenspleniums …
sind immer vollständig reversibel.
treten in Zusammenhang mit Alkoholabusus oder Infektionen und vielen anderen Erkrankungen auf.
beruhen wahrscheinlich auf einem zytokinvermittelten zytotoxischen Ödem der Myelinscheiden im Balkensplenium.
zeigen eine ovale oder bumerangartige Form zentral im Balkensplenium.
sind typischerweise diffusionseingeschränkt.
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Jesser, J., Bendszus, M. Pathologien des Corpus callosum in der Bildgebung. Radiologie 63, 209–219 (2023). https://doi.org/10.1007/s00117-022-01111-6
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00117-022-01111-6
Schlüsselwörter
- Angeborene Fehlbildungen
- Splenium
- Schmetterlingstumor
- Hypoglykämie
- Reversible Läsion des Balkenspleniums