Liebe Leserinnen und Leser,

die kardiale Magnetresonanztomographie (MRT) ist zusammen mit nuklearmedizinischen Verfahren, der Echokardiographie und der kardialen Computertomographie (CT) ein integraler Bestandteil der modernen Herzmedizin. Insbesondere zu der kardialen CT steht sie nicht im Wettbewerb, sondern liefert komplementäre Informationen. So stellt beispielsweise nicht die funktionelle Stress-MRT, sowohl nach den Leitlinien als auch nach den Zahlen im ESCR MR/CT Registry die First-line-Methode zur Primärdiagnostik der koronaren Herzkrankheit (KHK) dar, sondern die kardiale CT. Die einzigartige Rolle der kardialen MRT liegt im Gegensatz zur CT vor allem in den umfassenden Möglichkeiten der Differenzialdiagnostik durch die Gewebedifferenzierung und Generierung funktioneller Daten. Deshalb ist die kardiale MRT mittlerweile viel mehr als nur der Referenzstandard in der Funktionsdiagnostik und Ventrikelvolumetrie, insbesondere des rechten Ventrikels, wie es z. B. für die Verlaufsbeobachtung bei Patient*innen mit angeborenem Herzfehler wichtig ist. Durch die vielfältigen Möglichkeiten der Gewebscharakterisierung und gleichzeitigen Darstellung von regionaler Myokardstruktur und Funktion hat sie sich für die Differenzialdiagnostik von nichtischämischen Kardiomyopathien etabliert. Bei der Myokarditisdiagnostik, insbesondere bei einer akuten Myokarditis, bestätigt die kardiale MRT zuverlässig die klinische Verdachtsdiagnose, sodass heutzutage gerade bei jungen Patienten mit einem unkomplizierten Verlauf auf eine Herzkatheteruntersuchung zum Ausschluss eines Infarktgeschehens oder einer Myokardbiopsie verzichtet werden kann. Durch den Einzug der Late-Enhancement-Technik ab den 1990er Jahren kann die kardiale MRT vitales von nichtvitalem Herzmuskelgewebe unterscheiden („bright is dead“) und liefert so wichtige prognostische Informationen nicht nur bei nichtischämischen Kardiomyopathien, sondern gerade auch bei ischämischen Erkrankungen. Laut einer Ende 2021 veröffentlichten Leitlinie für die Evaluation und Diagnose von Patient*innen mit Brustschmerzen [1] hat die kardiale MRT eine zentrale diagnostische Rolle für den Nachweis einer obstruktiven koronaren Herzerkrankungen oder die Detektion postischämischer Narben. Darüber hinaus eignet sie sich als einzige Modalität für die Differenzialdiagnostik von Patient*innen mit vermuteter MINOCA („myocardial infarction with nonobstructive coronary arteries“).

In diesem Leitthemenheft von Die Radiologie wird ein Überblick über die aktuellen Schwerpunkte der kardialen MRT gegeben, und es werden die verschiedensten Aspekte der diagnostischen Möglichkeiten beleuchtet. Die Beiträge sollen dazu dienen, die aktuelle klinische Rolle der kardialen MRT zu definieren und den Leser*innen konkrete Tipps und Handlungsanweisungen für den Alltag zu geben. Wenn Sie sich näher mit der MRT-Herzbildgebung auseinandersetzen, werden Sie schnell feststellen, dass man neben den faszinierenden Einblicken in die Herzfunktion oder Herzstruktur auch umfassende technische Möglichkeiten hat, die Bildgebung selbstständig weiter zu optimieren und individuell auf die Fragestellung Ihrer Patient*innen anzupassen. Die Möglichkeiten der MRT und insbesondere der kardiale MRT machen Spaß, das möchten wir vermitteln! Gleichzeit wird auch ein Blick in die Zukunft gewagt, und es werden einige Themen aufgegriffen, die für viele von uns in der Zukunft interessant sein dürften.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieses Leitthemenheftes!

Ihre

Julian A. Luetkens

Joachim Lotz

Ulrike Attenberger

Matthias Gutberlet