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Liebe Leserinnen und Leser,
die Röntgenuntersuchung des Thorax ist seit Jahrzehnten eines der häufigsten radiologischen Bildgebungsverfahren mit wegweisender Bedeutung bei der Triage und dem Monitoring von Patient*innen. Vor der Zeit der Schnittbilddiagnostik war die Röntgenuntersuchung des Thorax die bildgebende Methode der Wahl zur Diagnostik von thorakalen Pathologien. Aus dieser Zeit stammen auch viele röntgenologische Zeichen, deren Kenntnis heute immer noch von relevanter Bedeutung bei der Patientenversorgung ist.
Mit der Erfindung und rasanten Weiterentwicklung der Computertomographie (CT) in den letzten Jahrzehnten hat sich die Thoraxdiagnostik jedoch wegweisend verändert und weiterentwickelt. Immer schneller wird daher bei unklaren Röntgen-Thorax-Aufnahmen oder klinischen Untersuchungen eine CT angefordert, um Diagnosen wie z. B. Lungenarterienembolie, mediastinale Raumforderungen, interstitielle Lungenerkrankungen oder pulmonaler Rundherd sicherzustellen oder auszuschließen. Es ist unstrittig, dass dadurch die diagnostische Sicherheit weiterentwickelt wurde, jedoch ist die junge Generation der Radiolog*innen nicht mehr umfassend mit den klassischen Zeichen in der Röntgenuntersuchung des Thorax vertraut, vor allem, wenn eine CT-Untersuchung zum Zeitpunkt der Röntgen-Thorax-Befundung zur Verfügung steht. Diese Zeichen drohen daher in Vergessenheit geraten.
Die modernen CT-Scanner mit Zinnfiltertechnologie, neuen Bildrekonstruktionsverfahren und neuen Photon-Counting-Detektoren erlauben eine native Niedrigdosis-CT, welche bezüglich der Strahlendosis durchaus vergleichbar mit der Dosis einer p.a. und lateralen Thorax-Röntgen-Aufnahme ist. Sie erlauben eine sensitive Lungendiagnostik z. B. bei diskreten Milchglasinfiltraten oder bei der Detektion von Lungenrundherden [1, 2]. Auf absehbare Zeit wird die Röntgenuntersuchung des Thorax jedoch eine sehr kosteneffiziente Erstuntersuchungsmethode im Vergleich zur CT bleiben und schon aus ökonomischer Sicht weiterhin eine tragende Rolle in der klinischen Diagnostik spielen.
In diesem Leitthemenheft von Der Radiologe stehen die Zeichen und Befunde der Röntgenuntersuchung des Thorax im Vordergrund. Die aktuelle klinische Rolle der Röntgenuntersuchung des Thorax im Zusammenspiel mit der CT-Untersuchung wird in verschiedenen Aspekten beleuchtet. Durch die vielen Fallbeispiele mit direktem Vergleich von Röntgen-Thorax- und CT-Befunden möchten wir die Leser*innen dazu ermuntern, durch die CT-Befunde die Zeichen in der Röntgenuntersuchung des Thorax wieder besser zu verstehen und klinisch zu nutzen; denn die Röntgenuntersuchung des Thorax wird auch im Zeitalter der modernen CT-Bildgebung ein Evergreen in der Thoraxdiagnostik bleiben.
Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre dieses Leitthemenheftes!
Jens Vogel-Claussen
Fabian Bamberg
Christian Herold
Literatur
Symons R, Cork TE, Sahbaee P, Fuld MK, Kappler S, Folio LR, Bluemke DA, Pourmorteza A (2017) Low-dose lung cancer screening with photon-counting CT: a feasibility study. Phys Med Biol 62(1):202–213
Janssen S, Overhoff D, Froelich MF, Schoenberg SO, Rathmann N (2021) Detectability of lung nodules in ultra-low dose CT. Anticancer Res 41(10):5053–5058
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J. Vogel-Claussen, F. Bamberg und C. Herold geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Vogel-Claussen, J., Bamberg, F. & Herold, C. Röntgen-Thorax. Radiologe 62, 81–82 (2022). https://doi.org/10.1007/s00117-021-00959-4
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