Zusammenfassung
Eine Sensibilisierung für die besonderen Herausforderungen in Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil und der richtige Umgang mit diesen müssen mehr in die Versorgung einfließen. Die einfache Frage „Wie geht es Ihnen als Eltern und ihren Kindern?“ wird oft nicht gestellt und ist aber so wichtig, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden, Unterstützungsbedarf zu ermitteln und einen möglichen Teufelskreis für die Kinder zu durchbrechen. Das Bewusstsein der Erwachsenenpsychiatrie für die Problematik kann zu einer besseren Versorgung der Betroffenen sowie deren Kindern beitragen.
Abstract
To raise awareness that families with a mentally ill parent face special challenges and the correct handling of it, need to be considered more in health care. The simple question “how are you as a parent and your children?” is often not asked but this question is important so as not to endanger the healing process, to identify the need for assistance and to break the potential vicious circle for children. Awareness of the problem in the psychiatry of adults can support the care of affected persons and their children.
Literatur
Wlodarczyk O, Metzner F, Pawils S (2017) Health care situation and barriers for working with children of mentally ill parents from the perspective of adult psychiatry in Germany—a nationwide survey. Psychiat Prax 44:393–399
Schäfer I, Barnow S, Pawils S et al (2016) Substanzbezogene Störungen als Ursache und als Folge früher Gewalt. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 59:35–43
https://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&uid=93. Zugegriffen: 24. Febr. 2021
Clemens V, Berthold O, Fegert JM et al (2018) Children of mentally ill parents : Also a topic in the context of child protection. Nervenarzt 89:1262–1270
Ziegenhain U, Deneke C (2014) Entwicklungspsychologische Voraussetzungen der Erlebens- und Verarbeitungsweisen von Kindern psychisch kranker Eltern. In: Kölch M, Ziegenhain U, Fegert JM (Hrsg) Kinder psychisch kranker Eltern – Herausforderungen für eine interdisziplinäre Kooperation in Betreuung und Versorgung. Beltz Juventa, Weinheim, Basel
Herpertz SC, Grabe HJ (2019) Psychisch kranke Eltern und ihre Kinder. Nervenarzt 90:233–234
Jungbauer J, Stelling K, Kuhn J et al (2010) Wie erleben schizophren erkrankte Mütter und Väter ihre Elternschaft? Psychiat Prax 37:233–239
Parolin M, Simonelli A (2016) Attachment theory and maternal drug addiction: the contribution to parenting interventions. Front Psychiatry 7:152
Mattejat F, Remschmidt H (2008) The children of mentally ill parents. Dtsch Arztebl Int 105:413–418
Davatz U (2020) Die Gene legen den Grundstein, das Umfeld bestimmt die Krankheit. Swiss Arch Neurol Psychiatr Psychother 171:w3108
Lichtenstein P, Yip BH, Björk C et al (2009) Common genetic determinants of schizophrenia and bipolar disorder in Swedish families: a population-based study. Lancet 373:234–239
Tienari P, Sorri A, Naarala M et al (1987) Genetic and psychosocial factors in schizophrenia: the Finnish adoptive family study. Schizophr Bull 13:477–484
Könnecke R, Ropeter D, Wening U et al (2005) Sozialer Entwicklungsstand und subjektives Belastungserleben bei Kindern schizophrener PatientInnen. Beiträge zur Qualitativen Inhaltsanalyse
Tabak I, Zabłocka-Żytka L, Ryan P et al (2016) Needs, expectations and consequences for children growing up in a family where the parent has a mental illness. Int J Ment Health Nurs 25:319–329
Brüning T, Mohr C, Clauß D et al (2019) Auswirkungen und Folgen von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung. Monatsschr Kinderheilkd 167:881–890
Deneke C (2015) Entwicklungsrisiken bei Kindern psychisch kranker Eltern. Kinderarztl Prax 86:348–355
Jungbauer J, Kaufmann K, Metz D et al (2019) Attachment styles in adult children of mentally ill parents. Psychiat Prax 46:381–387
https://www.ag-kpke.de/arbeitsgruppe/berichte-und-expertisen/. Zugegriffen: 17.02.
Stracke M, Gilbert K, Kieser M et al (2019) COMPARE family (children of mentally ill parents at risk evaluation): a study protocol for a preventive intervention for children of mentally ill parents (triple P, evidence-based program that enhances Parentings skills, in addition to gold-standard CBT with the mentally ill parent) in a multicenter RCT-part II. Front Psychiatry 10:54
Reedtz C, Lauritzen C, Stover YV et al (2018) Identification of children of parents with mental illness: a necessity to provide relevant support. Front Psychiatry 9:728
Kölch M, Nolkemper D, Ziegenhain U et al (2019) Prävention bei Kindern mit depressiven oder angsterkrankten Eltern. Nervenarzt 90:251–259
Plass A, Wiegand-Grefe S (2012) Kinder psychisch kranker Eltern: Entwicklungsrisiken erkennen und behandeln. Beltz, Weinheim; Basel
Wiegand-Grefe S, Halverscheid S, Plass A (2011) Kinder und ihre psychisch kranken Eltern : familienorientierte Prävention – Der CHIMPs-Beratungsansatz. Hogrefe, Verl. f. Psychologie, Göttingen
https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/praevention__selbsthilfe__beratung/praevention/praevention_leitfaden/Leitfaden_Pravention_2020_barrierefrei.pdf. Zugegriffen: 15. Febr. 2021
Albermann K, Wiegand-Grefe S, Winter S (2019) Child protection in families with parental mental illness. Prax Kinderpsychol Kinderpsychiatr 68:6–26
Bathke SA, Bücken M, Fiegenbaum D (2019) Die Grundlagen: Kinderschutz, Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung aus rechtlicher und fachlicher Perspektive. In: Praxisbuch Kinderschutz interdisziplinär: Wie die Kooperation von Schule und Jugendhilfe gelingen kann. Springer, Wiesbaden, S 5–106
DGPPN (2019) S3-Leitlinie Schizophrenie (AWMF online)
Bock T, Mahlke C, Schulz G et al (2013) Eigensinn und Psychose, Peer-Beratung und Psychotherapie. Psychotherapeut 58:364–370
Sielaff G (2020) Peerarbeit in der Familienhilfe – Konzept, Weiterbildung, erste Arbeitserfahrungen und ein Ausblick. Sozialpsychiatr Inform 3:33–37
Mahlke CI, Kramer UM, Becker T et al (2014) Peer support in mental health services. Curr Opin Psychiatry 27:276–281
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.
Autoren
K. Leopold: A. Finanzielle Interessen: Drittmittelgeförderte Studie: Janssen-Cilag, Lundbeck, Otsuka. – Honorar, Reisekosten: Janssen-Cilag, Lundbeck, Otsuka, Recordati Pharma. – Berater Advisory Board: Janssen-Cilag, Lundbeck, Otsuka, Recordati Pharma. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Oberärztin, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Vivantes Klinikum Am Urban | Mitgliedschaften: Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Sächsische Wissenschaftliche Gesellschaft für Nervenheilkunde (SWGN). R. Wietfeld: A. Finanzielle Interessen: Vortragshonorare und Erstattung der Reisekosten: Otsuka, Lundbeck. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Selbstständig als psychiatrische Gutachterin. J. Kuhn: A. Finanzielle Interessen: Forschungsförderung: DFG, BMBF, Marga und Walter Boll Stiftung. – Vortragshonorare und Erstattung der Reisekosten: Janssen-Cilag, Otsuka, Lundbeck, Schwabe, Neuraxpharm, Servier. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Chefarzt, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Johanniter Krankenhaus Oberhausen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Köln, Dozent, Staatliche Akademie für Verhaltenstherapie Köln (AVT), Dozent, Köln-Bonner Akademie für Verhaltenstherapie (KBAV) | Mitgliedschaften: DGPPN, DGN, DMKG, DGNB, Managing Editor (Fortschritte der Neurologie Psychiatrie, Thieme Verlag), Editorial Board (BMC Psychiatry), Editorial Board (Frontiers Human Neuroscience). G. Sielaff: A. Finanzielle Interessen: Referentin: Lundbeck. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Psychologin, Psychotherapeutin, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Sozialpsychiatrische Psychosen-Ambulanz und Krisentagesklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Wissenschaftliche Leitung
Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.springermedizin.de/cme.
Der Verlag
erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Additional information
Die Autoren wurden von Rhoda Wismer bei der Erstellung des Manuskripts unterstützt, alle Autoren haben das Manuskript kritisch geprüft.
QR-Code scannen & Beitrag online lesen
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Das Risiko von Kindern psychisch erkrankter Eltern, an einer psychischen Störung zu erkranken, ist …
nicht erhöht.
1‑ bis 2‑fach erhöht.
3‑ bis 4‑fach erhöht.
10-fach erhöht.
20-fach erhöht.
Wie viele der in Deutschland stationär behandelten psychisch Erkrankten haben Kinder?
5 %
9–10 %
19–20 %
25 %
39–40 %
Ungefähr wie viele Kinder sind in Deutschland mit einer psychischen Erkrankung ihrer Eltern konfrontiert?
Ca. 300.000
Ca. 500.000
Ca. 1 Mio.
Ca. 3 Mio.
Ca. 5 Mio.
Wie lautet eine Abkürzung für ein mögliches Instrument zur Einschätzung der elterlichen Belastung?
EBSK
BLIPS
CAMILLE
COMPARE
CHIMP
Präventionsmaßnahmen für psychisch erkrankte Familien sollten …
altersunabhängig sein.
altersspezifisch sein.
selten durchgeführt werden.
nicht angeboten werden.
nur für Eltern sein.
Interventionen können das Risiko der Kinder, psychische Symptome zu entwickeln, …
nicht senken.
um ca. 10 % senken.
um etwa 40 % senken.
um 60 % senken.
um 80 % senken.
Eine 19-jährige Studentin wendet sich an eine Beratungsstelle. Sie litte unter Stimmungsschwankungen, könne keine längere Beziehung eingehen. Sie ist sehr besorgt, dass sie die Schizophrenie ihrer Mutter geerbt haben könne. Die Mutter konnte damals nicht mehr arbeiten, die Ehe zerbrach. Der Vater war mit sich selbst beschäftigt. Sie musste sich viel um ihren jüngeren Bruder kümmern und hat nun ein schlechtes Gewissen, da sie in einer anderen Stadt studiere und den Bruder zurücklassen musste. Was benötigt die Studentin am ehesten?
Antipsychotika
Psychosoziale Unterstützung
Antidepressiva
Einen stationären Aufenthalt
Keine Hilfe
Eine 19-jährige Studentin wendet sich an eine Beratungsstelle. Sie litte unter Stimmungsschwankungen, könne keine längere Beziehung eingehen. Sie ist sehr besorgt, dass sie die Schizophrenie ihrer Mutter geerbt haben könne. Die Mutter konnte damals nicht mehr arbeiten, die Ehe zerbrach. Der Vater war mit sich selbst beschäftigt. Sie musste sich viel um ihren jüngeren Bruder kümmern und hat nun ein schlechtes Gewissen, da sie in einer anderen Stadt studiere und den Bruder zurücklassen musste. Die Patientin war …
drogenabhängig.
das jüngste Kind der Familie.
von Schuldgefühlen geplagt.
schizophren.
im Streit von der Familie getrennt.
Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis …
schätzen die Kompetenzen ihrer Kleinkinder oft zu positiv ein.
schätzen die Kompetenzen ihrer Kleinkinder oft zu negativ ein.
nehmen ihre Kleinkinder nicht wahr.
sehen keine positiven Aspekte in ihrer Elternrolle.
sind auch in einer Psychose uneingeschränkt für ihre Kinder da.
Peer-Support hat keinen positiven Einfluss auf …
Compliance
Stigmatisierung
Hoffnung
Kopfschmerzen
Recovery
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Leopold, K., Wietfeld, R., Kuhn, J. et al. Behandlung psychisch erkrankter Eltern – Awareness für Kinder stärken. Nervenarzt 92, 963–971 (2021). https://doi.org/10.1007/s00115-021-01173-2
Accepted:
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00115-021-01173-2
Schlüsselwörter
- Kinder psychisch erkrankter Eltern
- Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis
- Intervention
- Präventionsmaßnahmen
- Peer-Support