Den aktuellen Zahlen zufolge leben zurzeit ca. 1,7 Mio. Menschen mit Demenz (MmD) in Deutschland, wobei jährlich mehr als 300.000 Menschen neu erkranken [1]. Diese Zahlen werden regelmäßig von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft veröffentlicht und basieren auf Daten des Statischen Bundesamtes und den auf (europäischen) Feldstudien basierenden Prävalenzschätzungen von EuroCoDe [2]. Das bisherige Fehlen einer bundesweiten Darstellung der Ergebnisse für einzelne Regionen wird auf fehlende Evidenz zurückgeführt, da noch nicht verlässlich beurteilbar sei, ob es innerhalb eines Landes Regionen gibt, deren Bewohner unter einem besonderen Risiko stünden. Oder positiv ausgedrückt, ob deren Bewohner ein geringeres Risiko aufweisen. Evidenz aus anderen westlichen Industrieländern zeigten keine signifikanten, regionalen Schwankungen [1].
Analysen von ambulanten Abrechnungsdaten haben jedoch deutliche, regionale Unterschiede hinsichtlich der Versorgung von MmD aufgezeigt [3,4,5]. So wurde im Jahr 2009 in den neuen Bundesländern überdurchschnittlich oft eine Demenzdiagnose gestellt, während die Raten in Baden-Württemberg und Bayern unterdurchschnittlich ausfielen. Regionale Unterschiede zeigten sich sowohl bei der Anwendung testpsychologischer und bildgebender Verfahren (Versorgungsatlas; [5]). Bezüglich der Versorgung von MmD fällt ein Ost-West-Gefälle bei der Verschreibung von Antidementiva sowie ein West-Ost-Gefälle hinsichtlich der Verordnung von Antidepressiva und Antipsychotika auf [4]. Regional zum Teil sehr deutliche Unterschiede zeigen sich in dem Anteil der Patienten, die innerhalb von 6 Wochen nach ihrer Erstdiagnose ambulant durch Neurologen, Nervenärzte und Psychiater betreut wurden. Je mehr Neurologen, Nervenärzte und Psychiater in einem Bundesland pro 100.000 Einwohner existieren, desto mehr Demenzpatienten mit Erstmanifestation wurden innerhalb der ersten 6 Wochen fachärztlich versorgt [3].
Laut Analysen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bestehen „zum Teil ausgeprägte regionale Ungleichheiten in der Lebenserwartung, im Auftreten von Krankheiten und gesundheitlichen Beschwerden sowie im Gesundheitsverhalten (…) Wichtige Bestimmungsfaktoren regionaler Unterschiede sind dabei insbesondere die demografische Struktur und die soziale Lage der Bevölkerung“. Das RKI weist darauf hin, dass „regionale Unterschiede in der Gesundheit mit Unterschieden hinsichtlich des Bedarfs an medizinischen Leistungen einhergehen können. Sie stellen somit Ansatzpunkte für die Prävention, den öffentlichen Gesundheitsdienst der Länder und Kommunen und die Bedarfsplanung für die ambulante, stationäre und pflegerische Versorgung dar. Das Thema ist darum von besonders hoher Public Health-Relevanz“ [6].
Für die allgemeine Planung der Versorgung von MmD auf Kreisebene sind Schätzungen hilfreich, die angeben, (a) wie viele Menschen betroffen sind, (b) wie groß deren Anteil an der Bevölkerung ist. Darüber hinaus unterscheiden sich Kreise und kreisfreie Städte hinsichtlich ihrer Bevölkerungsdichte, welches einen Einfluss auf die Versorgungsstrukturen hat [7]. So sind z. B. Anfahrtswege/-kosten oder auch die Auslastung sehr spezifischer Strukturen in ländlichen Gebieten von anderer Bedeutung als in Ballungsgebieten. Es fehlt jedoch eine Darstellung, (c) wie hoch die geografische Dichte von MmD in einzelnen Regionen in Deutschland ist.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine Analyse der MmD bez. Anzahl, Bevölkerungsanteil und geografischer Dichte auf Kreis- und ein Vergleich auf nationaler Ebene.