Zwangsstörung und Schizophrenie

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wird die Hypothese verfolgt, dass durch die Fokussierung des Einzelphänomens Zwang zwischen Zwangstörung und Schizophrenie unterschieden werden kann. Die Behauptung einer nosologischen Spezifität von Zwang als Zwang im engeren Sinne (i. e. S.) steht konträr zu der aktuellen Auffassung in ICD-10 und DSM-IV, die Zwang als ubiquitäres unspezifisches Phänomen sieht, das in Komorbiditäten auftritt. In der Abfolge der Arbeit werden diese beiden höchst unterschiedlichen Auffassungen von Zwang und deren Vermischung zunächst historisch nachvollzogen. Die phänomenologische Klärung der Struktur des Zwangs führt zum Begriff des Zwangs i. e. S. Die Unterscheidung zwischen Zwangsstörung und Schizophrenie erfolgt an der psychopathologischen Schnittstelle von Zwang i. e. S. und Wahnidee. Die Überprüfung der Literatur zum Übergang von der Zwangsstörung zur Schizophrenie zeigt, dass sich Zwangsphänomene i. e. S. nicht oder zumindest nicht sicher bei der Schizophrenie finden lassen.

Summary

This paper follows the hypothesis that differentiation between obsessive compulsive disorder and schizophrenia is possible only by focusing on the single phenomenon of obsession. The declaration of a nosological specificity of obsession is set against the current view of ICD-10 and DSM-IV, of obsession as a ubiquitous nonspecific phenomenon appearing with comorbidities. The historic development of these two most different views of obsession and their combination is explained. The distinction between obsessive compulsive disorder and schizophrenia can be made at the psychopathologic dividing line between obsession and delusional thoughts. Examination of the literature on the transition from obsessive compulsive disorder into schizophrenia shows that there is no clear link between obsession and schizophrenia.