Ärztliche Weiterbildung – oder in unserem Falle chirurgische Weiterbildung. Ein Thema, das zwar jeden im Arbeitsalltag betrifft, sei es die Weiterbildungsassistenten oder Weiterbilder für die angehenden Fachärzte. Doch obwohl dieses Thema so wichtig ist, fällt die Relevanz wie so häufig doch erst auf, wenn ein Mangel herrscht oder es nicht mehr so funktioniert, wie man es in den vergangenen Jahren gewohnt war. Seit der Zusammenlegung der beiden Fächer Unfallchirurgie und Orthopädie zum gemeinsamen Facharzt nahmen die Weiterbildungs- und Prüfungsinhalte zu – nicht jedoch die Zeit, in der diese erlernt werden sollten. Zu den wachsenden Inhalten kamen die schrumpfende Zeit im Rahmen des Arbeitszeitgesetzes – und letztendlich vermehrte Frustration und Unmut über Weiterbildungsordnung, Motivation und die Gesamtsituation.

Umso wichtiger ist es nun, das Thema Weiterbildung intensiver zu beleuchten und mögliche Verbesserungsvorschläge aufzuzeigen. Seit der neuen Musterweiterbildungsordnung, die in den meisten Bundesländern bereits umgesetzt wurde, kamen jedoch nicht weniger Fragen und Anmerkungen auf; es besteht unverändert ein Bedarf an Änderungen und Neuerungen.

Trotz der neuen Musterweiterbildungsordnung besteht unverändert ein Bedarf an Änderungen und Neuerungen

Doch nicht nur die Rahmenbedingungen haben sich geändert, auch die Ansprüche der Weiterbildungsassistenten, was Inhalte und Formate der Weiterbildung angeht, sollten berücksichtigt werden. So äußert bereits die nachkommende Generation, die heutigen Studierenden, Wünsche an Inhalte der chirurgischen Weiterbildung. Warum die „Soft Skills“ auf dem Weg zum guten Mediziner so wichtig sind, kann in dieser Ausgabe gelesen werden – ebenfalls, warum eine gute Weiterbildung strukturiert sein sollte.

Weiterbildung ist ein dynamischer Prozess, der regelmäßig neu evaluiert und angepasst werden muss – sowohl vonseiten der Weiterbilder, aber auch der Weiterzubildenden

Neben den bereits angesprochenen Hürden der Weiterbildung kam in den letzten Jahren eine weitere, ungeplante Schwierigkeit auf uns zu: die Pandemie. Die Klagen über mangelnde praktische Ausbildung, Reise- und Fortbildungsverbot sowie reduzierte OP-Kapazität führten zu einer grundlegenden Unzufriedenheit auf beiden Seiten. Doch im weiteren Verlauf wurden trotz allem Unmut auch Chancen durch die Pandemie gesehen: Das erzwungene schnelle Fortschreiten der Digitalisierung in der Medizin führte ebenfalls zu vermehrten digitalen Weiterbildungsangeboten. Welche Rolle diese Simulationen und hybride Kursangebote für die chirurgische Weiterbildung spielen, beleuchtet Gina Grimaldi in ihrem Artikel über genau diese Themen.

Letztendlich sollte die Weiterbildung in der Regelarbeitszeit erfüllt werden können – und auch in alternativen Dienstmodellen wie Teilzeit oder auch unterbrochen durch Elternzeit u. Ä. abgebildet werden können. Die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Weiterbildung – wie das funktionieren könnte, erklärt Golnessa Rommelfanger als Sektionsleiterin der Sektion BerufsLeben des JFOU.

Wir wünschen Ihnen mit der Lektüre dieser Ausgabe viel Vergnügen und hoffen, mit unseren Leitartikeln zum Nachdenken und vielleicht auch Umdenken anregen zu können. Denn Weiterbildung ist ein dynamischer Prozess, der regelmäßig neu evaluiert und angepasst werden muss – sowohl vonseiten der Weiterbilder, aber auch der Weiterzubildenden.