Im Jahr des 180. Verlagsgeburtstags sind wir froh und stolz, die Entwicklung der deutschen Unfallheilkunde bzw. Traumatologie verlagsseitig seit 1894 begleiten zu dürfen – von der Monatsschrift für Unfallheilkunde, wie die Zeitschrift bei der Gründung hieß, als Verkehrsunfälle noch spektakuläre Einzelfälle waren, bis hin zu Die Unfallchirurgie, in der die Autorinnen und Autoren von Digitalisierung in der Orthopädie und Unfallchirurgie (Ausgabe 11/2020), den Einsatzmöglichkeiten des 3D-Drucks in der Unfallchirurgie (Ausgaben 4/2019 und 5/2022) und medizinischen Drohnen (Ausgabe 12/2021) berichten. Wir staunen regelmäßig über die Vielfältigkeit des Faches und bemühen uns, dieses sowohl in seiner Breite darzustellen als auch fokussierte/spezialisierte Themen nicht zu kurz kommen zu lassen, in der Hoffnung eine interessante und ansprechende Mischung an Themen zu bieten. Unser Ziel ist es, immer alle in diesem spannenden Fachgebiet Tätigen bestmöglich bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen.

Recherche und das Filtern verlässlicher Informationen sind zu essenziellen Soft Skills geworden

Wenn wir nur den Wandel unserer Arbeitsweise bzw. des Verlag-Workflows in den vergangenen 10 bis 15 Jahren betrachten, können wir die vollumfängliche Entwicklung der Zeitschrift in ihrer über 100-jährigen Geschichte heute nur erahnen. Vor 10 bis 15 Jahren wurde das für den Druck zusammengestellte („paginierte“) Heft noch ausgedruckt und der Redakteurin zur Schlusskorrektur per Rotstift und Korrekturzeichen übergeben; die CME-Fragebogen und Korrekturfahnen kamen handschriftlich ausgefüllt per Post oder Fax in den Verlag. Genauso wie bei uns inzwischen „alles digital“ abläuft, hat sich auch das Lese- und Rechercheverhalten der Nutzerinnen und Nutzer geändert: Während früher der Chef- oder Oberarzt den jüngeren Kolleginnen und Kollegen noch interessante Artikel in der gedruckten Zeitschrift markierte und zum Lesen übergab, erfolgen Lese-Empfehlungen heute über Twitter und andere Social-Media-Kanäle. Die Suche nach und der Konsum von Informationen erfolgen eher punktuell und am „Point of Care“ und dank digitaler Transformation eher über intelligente Suchmaschinen im Web als über regelmäßige und vollständige Lektüre einer monatlich erscheinenden Zeitschrift. Weitere Vorteile der digitalen Transformation, wie die schnelle Bereitstellung und der rasche Austausch von Forschungsergebnissen, konnten wir gerade im Rahmen der COVID-19-Pandemie hautnah miterleben. Auch Forschungsergebnisse aus Die Unfallchirurgie wurden während dieser Zeit nach einem beschleunigten Publikationsverfahren der WHO und der Community frei zur Verfügung gestellt.

Da Fachinformationen im Web heute im Übermaß zum Abruf bereitstehen, sehen sich Ärztinnen und Ärzte inzwischen vielmehr mit einer „Informationsflut“ konfrontiert, in der es gilt, den Überblick zu behalten und Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Recherche und das Filtern verlässlicher Informationen sind zu essenziellen Soft Skills geworden. Wir glauben, dass gerade deshalb deutschsprachige Inhalte, die von engagierten Herausgeber*innen geplant, von motivierten Autor*innen aufbereitet und von sorgfältigen Gutachter*innen geprüft wurden, nach wie vor relevant sind.

Den in Abgrenzung zu englischsprachigen Journals über die Jahre zunehmenden Weiterbildungscharakter von Die Unfallchirurgie und den Balanceakt, den wir mit einer deutschsprachigen Zeitschrift zwischen den Interessen von Herausgeber*innen, Autor*innen und Leser*innen vollführen, beschreibt Prof. Mutschler in seinem Beitrag in dieser Ausgabe eindrücklich. Die praxisrelevante Aufbereitung und Kommunikation von Forschungsergebnissen stehen mit Rubriken wie Leitthema und CME sowie lehrreichen Kasuistiken, Berufspolitik, Beiträgen zu Begutachtung und Medizinrecht sowie dem Journal Club im Vordergrund. Die wissenschaftlichen Originalarbeiten der Zeitschrift werden zudem durch umfangreiche Compact und transformative Agreements wie z. B. die DEAL-Vereinbarung in Deutschland immer häufiger Open Access publiziert und fördern somit den wissenschaftlichen Austausch.

Praxisrelevante Aufbereitung und Kommunikation von Forschungsergebnissen stehen im Vordergrund

In einer sich stetig wandelnden Publikationslandschaft sehen wir es verlagsseitig als unsere Aufgabe, aus der Fülle immer neuer Trends und technischer Möglichkeiten diejenigen herauszufiltern und mitzugestalten, von denen wir glauben, dass sie einen Mehrwert für unsere Leserinnen und Leser bieten. Da sich Die Unfallchirurgie inhaltlich in erster Linie an Fachärztinnen und -ärzte richtet, haben wir für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung mit dem im letzten Jahr digital [1] und in Print [2] erschienenen, fallbasierten „Facharzt-Training Orthopädie & Unfallchirurgie“ und der dazu verfügbaren Lern-App beispielsweise eine wichtige Lücke geschlossen. Es freut uns sehr zu sehen, dass das Facharzt-Training nicht nur bei Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung, sondern auch bei „alten Hasen“ im Fachgebiet der Unfallchirurgie und nicht zuletzt Gesellschaften wie dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) auf reges Interesse stößt.

In diesem Jahr ist es uns darüber hinaus gelungen, im 125. Band der Zeitschrift die im Beitrag von Herrn Prof. Zwipp [3] zum Jahresanfang angeregte nächste Namensänderung im Zuge einer Gleichstellungsinitiative des Springer Medizin Verlages zu vollziehen, in der wir alle bisherigen, auf männlichen Berufsbezeichnungen basierenden Titel durch neue, auf die Fachgebiete bezogene Titel ersetzt haben [4]. Ihnen ist es sicher aufgefallen, Ihre Zeitschrift heißt seit der Ausgabe 6/2022 Die Unfallchirurgie. Die Titeländerungen sind Teil einer breit angelegten Verlagsinitiative für mehr Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion in Medizin und Gesellschaft. Heute sind zwei Drittel der Medizinstudierenden und beinahe die Hälfte der praktizierenden Medizinerinnen und Mediziner weiblich, Tendenz steigend. Trotz steigender Frauenanteile ist die Gleichstellung in der Medizin jedoch noch längst nicht Realität. So bekleiden Frauen noch immer wesentlich seltener Führungspositionen als Männer. Insofern verstehen wir die Titeländerungen auch als Signal für und Bekenntnis zu mehr Geschlechtergerechtigkeit und sind dankbar, dass wir hierbei die volle Unterstützung der Herausgeber von Die Unfallchirurgie hatten.

Zu guter Letzt möchten wir einen kleinen Blick in die Zukunft wagen:

Aktuell sind wir weiterhin bestrebt, unsere Inhalte noch besser für die digitale Nutzung aufzubereiten, die gedruckte Zeitschrift gut mit digitalen Angeboten zu verbinden und unser digitales Angebot stetig zu erweitern. Darüber hinaus möchten wir perspektivisch vermehrt das, unserer Einschätzung nach, steigende Bedürfnis nach kompakten, schnell erfassbaren, visuellen Informationen in Form von grafischen Zusammenfassungen, Infografiken oder auch den Wunsch von Autor*innen und Herausgeber*innen, unkompliziert über Social Media auf ihre Beiträge oder Leitthemenhefte aufmerksam zu machen, erfüllen.

An dieser Stelle ist es uns ein echtes Anliegen, allen ehemaligen und aktuellen Autor*innen, Gutachter*innen, Herausgeber*innen, Gesellschaftsvertreter*innen und v. a. den Leser*innen unseren großen Dank auszusprechen. Eine Zeitschrift über einen so langen Zeitraum herausbringen zu dürfen, ist alles andere als selbstverständlich; es erfüllt uns mit Ehrfurcht und Dankbarkeit und ist nur durch das stetige Engagement sowie die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller beteiligten Personen möglich.

Gern möchten wir auch Ihnen, die Sie diese Zeilen lesen, Gelegenheit zur Wortmeldung, zur Reflexion, für Lob oder Kritik geben. Besuchen Sie unseren Stand beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin oder schreiben Sie uns, was Sie mit Ihrer Fachzeitschrift verbinden, was Sie sich wünschen oder was Sie vermissen. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!

Damit wünschen wir unserer Zeitschrift Die Unfallchirurgie alles Gute für die kommenden spannenden Entwicklungen sowohl im Verlagswesen als auch im Fachgebiet der Unfallchirurgie und freuen uns, dass wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, weiterhin begleiten dürfen!