Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das Thema Qualität in der Medizin und ganz besonders auch im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie ist eines der zentral diskutierten Themen. Bei detaillierter Betrachtung wird sehr schnell deutlich, dass die Bemessung dieser Qualität ein sehr schwierig zu greifendes Thema ist. Traditionelle Endpunkte von Qualitätsmessungen in der Unfallchirurgie sind z. B. Häufigkeiten von Frakturheilung bzw. Revisionen neben einer Reihe von anderen. Darüber hinaus wurde als Goldstandard zur Ermittlung dieser Ergebnisse die prospektive randomisierte Studie gesehen. Nun hat sich gerade in der jüngeren Vergangenheit gezeigt, dass sich bei vielen Fragestellungen mit diesen Methoden keine klaren Aussagen allgemein zwischen operativ vs. konservativ oder speziell zu verschiedenen operativen Verfahren gegeneinander identifizieren ließen. Beispielhaft sei hier die Behandlung der distalen Radiusfraktur genannt. Andererseits wurden echte Paradigmenwechsel z. B. in der Unfallchirurgie in der jüngeren Vergangenheit anhand der Ergebnisse von großen Registerstudien erwirkt. Hier sei die Behandlung der Schenkelhalsfraktur ausgehend von der Rogmark-Studie genannt [1]. Weiter gibt es eine intensive Diskussion darüber, inwieweit arztbasierte Untersuchungsendpunkte tatsächlich relevant für das Empfinden des Patienten zum Behandlungserfolg sind.

Diese Erkenntnisse haben zu einer intensiven wissenschaftstheoretischen Diskussion geführt, in deren Zusammenhang versucht wurde, weiterführende Konzepte zur Erfassung von Qualität zu ermitteln. So wurden u. a. patientenzentrierte Ergebnismessinstrumente in die Diskussion eingeführt. Diese Messinstrumente werden im angelsächsischen Sprachgebrauch als „patient related outcome measurements“ (PROM) bezeichnet und liegen entweder in sehr allgemeinen Fragebogen z. B. zur Lebensqualität oder in spezifischen Fragen wie zur Funktion bestimmter Gelenke etc. vor. Idealerweise ermitteln diese spezifischen Fragebogen Scores, die aus arztbasierten Nachuntersuchungen validiert sind, wie z. B. den CONSTANT Score etc., um eine Vergleichbarkeit der Daten zu erlauben.

Diese Techniken ermöglichen es nun, mittels großer Registerstudien sehr effektiv und patientenzentriert die Funktion von Patienten nach therapeutischen Verfahren nachzuuntersuchen und sind damit in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses geraten.

Somit freue ich mich besonders, und es ist eine große Ehre für die Zeitschrift Der Unfallchirurg, dass es gelungen ist, 3 namhafte Autoren und Autorinnen zu gewinnen, die ganz besonders in der Materie dieser Thematik verwurzelt sind.

Frau Dr. Niemeyer ist ärztliche Leitung des BQS Instituts für Qualität & Patientensicherheit in Hamburg und hat einen hochpräzisen Artikel verfasst, welcher die Chancen und Risiken der PROM in der Orthopädie und Unfallchirurgie darstellt.

Herr Karl-Richard Eberle hat als Geschäftsführer der MINQ GmbH einen der besten Einblicke in den Themenblock der öffentlichen Bewertungen von Ärzten in elektronischen Medien. Daher freut es mich ganz besonders, dass er den sehr hervorragend gelungenen Beitrag zum Thema PROM in der öffentlichen Berichterstattung formuliert hat.

Da sich unsere Klinik seit Langem mit dem Thema beschäftigt, hat Herr Dr. Müller hier die Erkenntnisse in einem klinischen Beitrag zusammengefasst.

Ich hoffe, dass dieses Leitthema Ihnen die Möglichkeiten der PROM aufzeigt und ihre Fragen hierzu beantwortet, und wünsche viele, gute und interessante Erkenntnisse.

An dieser Stelle nochmals vielen herzlichen Dank den Gastbeiträgen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

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Peter Biberthaler