Zusammenfassung
Bevor eine Röntgen-, CT- oder MRT-Diagnostik des Handgelenks angefordert wird, müssen zunächst die präzise Anamnese und dann die symptomorientierte klinische Untersuchung des Handgelenks erfolgen. Durch zahlreiche einfache, aber spezifische Tests am Handgelenk kann häufig die Diagnose oder zumindest eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Die weiterführende radiologische Diagnostik sollte erst aufgrund einer bereits erstellten Arbeitshypothese erfolgen. Oft reichen zur adäquaten Diagnoseverifizierung Standardröntgenaufnahmen aus. Bei der klinischen Untersuchung des Handgelenks sollte systematisch nach Regionen (radio-, medio-, ulnokarpal, distales Radioulnargelenk) vorgegangen werden. Die exakte Kenntnis der tastbaren anatomischen Landmarken ist obligat für die Durchführung und die Interpretation der unterschiedlichen Tests. Mit den klinischen Tests in Kombination mit Röntgenbildern können häufig sowohl Rupturen von Handgelenkbändern als auch lokalisierte Arthrosen sehr gut diagnostiziert werden.
Abstract
A precise medical history and specific symptom-oriented clinical tests of the wrist joint should always precede any radiological, computed tomography (CT) or magnetic resonance imaging (MRI) diagnostics. In many cases, specific clinical tests of the wrist joint allow at least a preliminary diagnosis, which can be supported by standard radiography using correct projections. A systematic approach is recommended covering the radiocarpal, midcarpal, ulnocarpal and distal radioulnar joints. Exact identification of the palpable anatomic landmarks is mandatory for correct application and interpretation of the various clinical tests. The results of the clinical tests in combination with radiological imaging can often detect precisely ruptures of distinct wrist joint ligaments and localized arthritis.
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Interessenkonflikt
C.K. Spies, M.F. Langer, F. Unglaub, M. Mühldorfer-Fodor, L.P. Müller, C. Ahrens und S.F. Schlindwein geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
P. Biberthaler, München
T. Gösling, Braunschweig
T. Mittlmeier, Rostock
Caption Electronic Supplementary Material
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche der aufgezählten anatomischen Landmarken kann man palmar tasten?
Lister‘sches Tuberkel
EPL-Sehne
Os pisiforme
Os capitatum
SL-Gelenkspalt
Welche der folgenden Beurteilungskriterien ist ausschlaggebend für eine adäquate d.p.-Röntgenaufnahme des Handgelenks?
Das gesamte distale Radioulnargelenk ist abgebildet und wird mit dem Zentralstrahl fokussiert.
Das Pisotriquetralgelenk ist vollständig einsehbar.
Das Skaphoid ist in nahezu voller Länge abgebildet.
Beide Griffelfortsätze sind überlappend.
Alle Karpometakarpal-Gelenke sind abgebildet.
Welches ist ein Qualitätskriterium für eine streng seitliche Projektion des Handgelenks?
Die vollständige Überlappung von Ulna und Skaphoid.
Die Metacarpalia sollten nicht in Verlängerung zur Unterarmachse verlaufen.
Die palmare Kortikalis des Os lunatums befindet sich zwischen der palmaren Kortikalis des Kopfbeins und der palmaren Kortikalis des distalen Skaphoidpols.
Der proximale Kahnbeinpol, das Os lunatum und das Os triquetrum überlappen sich komplett.
Der Proc. styloideus ulnae sollte sich zentriert über die distale Handwurzel projizieren.
Welche Aussage bezüglich des Watson-Tests stimmt?
Durch diesen Test kann der lunotriquetrale Bandapparat überprüft werden.
Das Handgelenk wird zunächst in Extension und Ulnarduktion gehalten und von palmar wird Druck auf das Tuberculum ossis scaphoidei ausgeübt.
Bei anschließender Beugung und Radialduktion kommt es zur Extensionsbewegung des Skaphoids.
Der Test ist positiv, wenn der Patient beim Test Schmerzen angibt.
Die Ulnarduktion führt zur Aufrichtung des Os capitatums in der Koronarebene.
Welcher Test ist bei der Rhizarthrose oftmals positiv?
„Catch up clunk test“ nach Lichtman
„Shear test“
LT-Kompressionstest
„Grinding test“
„Screwdriver test“
Welche Aussage bezüglich des Catch-up-Clunk-Tests nach Lichtman ist falsch?
Er überprüft die mediokarpale Stabilität des Handgelenks.
Das pronierte Handgelenk wird in passiver palmarer Translationsstellung von radial nach ulnar in der Koronarbene geführt.
Bei einer kinematischen Dysfunktion tritt ein typisches Schnappen auf.
Es wird nur die Integrität des dorsalen V-Bands und nicht der palmaren V-Bänder überprüft.
Die Durchleuchtung sollte bei fraglicher Instabilität zusätzlich durchgeführt werden.
Welche Aussage zum anterior-posterioren „drawer test“ ist richtig?
Er überprüft die Stabilität des distalen Radioulnargelenks.
Der Test ist dem „midcarpal shift test“ ähnlich und überprüft die mediokarpale Stabilität.
Der Test wird in einen cranialen und posterioren Test unterteilt.
Bei der palmaren Instabilität lässt sich die distale Handwurzelreihe im Verhältnis zur proximalen vermehrt nach dorsal verschieben.
Bei der dorsalen Instabilität lässt sich die distale Handwurzelreihe im Verhältnis zur proximalen vermehrt nach palmar verschieben.
Welche Strukturen begrenzen die ulnare Tabatière?
ECU-Sehne
Os pisiforme
Os trapezium
Proc styloideus radii
Distaler Radius
Welcher klinische Test kann eine Fraktur oder Pseudarthrose des Hamulus ossis hamati demaskieren?
DRUG-Stabilitätstest nach Kleinman
Watson-Test
„Screwdriver test“
Ulnar-Fovea-Zeichen
„hook of the hamate pull test“
Welche Aussage zum Unterschied zwischen dem Ballottement-Test und dem Kleinman-Test ist richtig?
Beide Tests überprüfen die Stabilität des Mediokarpalgelenks.
Der Ballottement-Test führt im Gegensatz zum Kleinman-Test eine dynamische Stabilitätsprüfung durch.
Bei keinem der beiden Tests wird eine Pronations- oder Supinationsbewegung durchgeführt.
Die beiden Tests sollten statisch durchgeführt werden.
Der Patient stützt seinen Ellenbogen auf dem Untersuchungstisch ab, und die Finger liegen horizontal.
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Spies, C.K., Langer, M.F., Unglaub, F. et al. Carpus und distales Radioulnargelenk. Unfallchirurg 119, 673–689 (2016). https://doi.org/10.1007/s00113-016-0206-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00113-016-0206-0