Hintergrund und Fragestellung

Die Kinder- und Jugendmedizin ist, gemessen an der Zahl der im Fach tätigen Ärztinnen und Ärzte, eines der größten Fachgebiete in Deutschland und neben der Allgemeinmedizin verantwortlich für die Primärversorgung [1]. Eine gute ärztliche Weiterbildung in diesem Fach ist daher essenziell für eine hochwertige Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. In den letzten Jahren wurden Versuche zur Verbesserung der Weiterbildung unternommen. So wird beispielsweise mit der Musterweiterbildungsordnung 2018 ein Schwerpunkt auf das Erlangen von Kompetenzen gelegt [2]. Die aktuelle Situation der Weiterbildung in Deutschland ist heterogen; bisher fehlen vielerorts Strukturen auf institutioneller und persönlicher Ebene [3]. Für die Weiterbildung in der pädiatrischen Grundversorgung wurde ein auf anvertraubaren professionellen Tätigkeiten basierendes Curriculum entwickelt, das als „Best-practice“-Modell dienen kann [4].

Erhebungen der letzten Jahre in anderen Fachbereichen zeigen, dass Weiterzubildende unter einer hohen Arbeitsverdichtung leiden. Viele der Befragten gaben eine hohe arbeitsbedingte psychosoziale Belastung an. Auch die Qualität der Weiterbildung wurde als durch die Rahmenbedingungen eingeschränkt und stark verbesserungswürdig empfunden [5,6,7,8].

Die AG Junge DGKJ (Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, welche sich für die jungen Mitglieder, die sich noch am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn befinden, einsetzt) führte erstmals 2019 eine Befragung zur Weiterbildung durch, woraus ein Positionspapier mit Forderungen für verbesserte Weiterbildungs- und Arbeitsbedingungen entstand [9, 10]. Seitdem wurde die neue Weiterbildungsordnung in allen Bundesländern umgesetzt. Die vorliegende Publikation vergleicht die Ergebnisse der Weiterbildungsbefragungen 2019 und 2023 – hierbei stehen die Fragen nach der Qualität der Weiterbildung im Fokus, außerdem werden Veränderungen der empfundenen Arbeitsbelastung und des Gratifikationserlebens untersucht.

Studiendesign

Erstellung des Fragebogens

Der Fragebogen wurde nach dem Vorbild und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI) [7] sowie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) erstellt, um eine Vergleichbarkeit mit den Befragungen von Weiterzubildenden in anderen Fachgebieten zu gewährleisten.

In der 2019 durchgeführten Befragung wurden maximal 88 Fragen in 6 Teilbereichen gestellt; in die zweite Weiterbildungsbefragung 2023 wurden zusätzlich Fragen zur ambulanten Weiterbildung aufgenommen, die maximale Fragenzahl war 111 (Arbeitsbedingungen im Berufsalltag 6 Fragen, Fort‑/Weiterbildung 26 Fragen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie 22 Fragen, Vereinbarkeit von Klinik und Forschung 6 Fragen, Modell beruflicher Gratifikationskrisen [11] 16 Fragen, Basisdaten 12 Fragen) (Zusatzmaterial online: Anhang 2: vollständiger Fragebogen).

Einige führten je nach Antwort zu Folgefragen; es bestand die Möglichkeit, Fragen zu überspringen. Es wurden 2 Freitextfragen gestellt (nichtabgefragte Aspekte; Gründe für die Weiterbildung in der Kinder- und Jugendmedizin).

Stichprobe und Durchführung

Der personalisierte, einmalig nutzbare Link zum digitalen Fragebogen wurde per E‑Mail an Mitglieder der DGKJ, die sich laut Datenbank der DGKJ zum jeweiligen Befragungszeitpunkt in Weiterbildung befanden, verschickt. Die Befragung wurde auf SurveyMonkey (Survey Monkey Inc., San Mateo, California, USA, http://www.surveymonkey.com) durchgeführt; Daten wurden anonymisiert erhoben. Die Teilnahme war über einen Zeitraum von 6 Wochen möglich.

Statistische Auswertung

Die statistische Auswertung erfolgte mit GraphPad Prism (Version 9.5 für Mac OS, GraphPad Software, Boston, Massachusetts, USA, https://www.graphpad.com). Beim Vergleich zweier Gruppen wurde der Student’s-t-Test mit Bonferroni-Korrektion für multiples Testen durchgeführt, für Zusammenhänge Pearsons Korrelationskoeffizient, als Signifikanzniveau p < 0,005 angenommen. Daten des Modells der beruflichen Gratifikationskrise wurden zur besseren Vergleichbarkeit auf Werte von 0 bis 100 normalisiert.

Qualitative Auswertung

Bei Freitextfragen erfolgte zudem eine qualitative Inhaltsanalyse mit induktiver Kategorienbildung [12] durch zwei Auswertende (JLK, JO). Uneinigkeiten wurden im Diskurs gelöst.

Ergebnisse

Rücklauf und Charakteristika der Teilnehmenden

An der Weiterbildungsbefragung 2019 nahmen 1694 von 5485 (31 %) angeschriebenen Personen teil, 2023 waren es 652 von 4160 (16 %). Daten über die tatsächlich in der Weiterbildung Kinder- und Jugendmedizin befindlichen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland existieren nicht; anhand der jährlich erfolgten Facharztanerkennungen lässt sich auf eine Zahl von etwa 3485 Ärztinnen und Ärzte in der kinder- und jugendmedizinischen Weiterbildung schließen, dementsprechend hätten 49 % (2019) bzw. 19 % (2022) an der Befragung teilgenommen [1, 13]. Es gab keine wesentlichen Unterschiede der beiden befragten Gruppen (Tab. 1).

Tab. 1 Charakteristika der Befragten

Arbeitszufriedenheit und berufliche Gratifikation

Die 2023 befragte Kohorte war signifikant weniger zufrieden mit ihrer aktuellen beruflichen Situation (2019 vs. 2023: eher oder sehr zufrieden: 59 % vs. 52 %; eher oder sehr unzufrieden: 13 % vs. 18 %; p = 0,0001). Dennoch war der „Effort-reward“-Quotient als Marker einer beruflichen Gratifikationskrise 2023 niedriger als 2019 (2019: 1,44; 2023: 1,19). Die 2023 befragte Kohorte gab eine höhere Verausgabung (Effort) an (2019: 76,5; 2023: 88,1; p < 0,0001), allerdings ebenfalls ein höheres Belohnungsempfinden (Reward; 2019: 53,1; 2023: 73,9; p < 0,0001). Die übersteigerte Verausgabungsneigung der 2023 Befragten war ebenfalls deutlich höher (2019: 54,7; 2023: 80,8; p < 0,0001). Insgesamt ist bei beiden Kohorten von einer gering- bis mittelgradigen beruflichen Gratifikationskrise auszugehen.

Gründe für die Wahl der Weiterbildung in der Kinder- und Jugendmedizin (Freitext) waren Vielseitigkeit des Faches, die meist gute, wertschätzende Arbeitsatmosphäre, die als belohnend empfundene Arbeit mit Kindern und die gute Prognose auch bei schweren Erkrankungen.

Arbeitsbedingungen

Die Befragten beider Kohorten gaben an, jeweils etwa 40–45 % ihrer Arbeitszeit mit direkter Tätigkeit an Patientinnen und Patienten (Gespräche, Visite, Aufnahmen, Untersuchungen), 30–35 % mit patientinnenbezogener Tätigkeit (Tumorkonferenz, Fallbesprechungen, Briefschreibung, Verlaufsdokumentation) und 25 % der Arbeitszeit mit nichtärztlichen Tätigkeiten (Befunde oder Termine organisieren, Untersuchungen anmelden, Kodieren) zu verbringen. Die Angaben zu beiden Befragungszeitpunkten unterschieden sich nicht wesentlich.

Der Anteil derjenigen, die aufgrund der Arbeitsbedingungen in Erwägung zogen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren oder die Tätigkeit aufzugeben, war 2023 signifikant größer als 4 Jahre zuvor (2019 vs. 2023: 39 % vs. 48 %, p = 0,0002 bzw. 24 % vs. 34 %, p =< 0,0001; Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Persönliche Konsequenzen aus den Arbeitsbedingungen

Qualität der Weiterbildung

Insgesamt war ein Großteil der Befragten beider Kohorten mit ihrer Weiterbildung eher oder sehr zufrieden (2019 vs. 2023: 58 % vs. 53 %). Die Zufriedenheit mit der Weiterbildung korrelierte mit der Zufriedenheit mit der aktuellen beruflichen Situation (Daten von 2023; R2 = 0,418, p < 0,0001), jedoch nicht mit dem Vorhandensein eines strukturierten Weiterbildungscurriculums (Daten von 2023; R2 = 0,06, p < 0,0001). Es gab keinen Unterschied in der Zufriedenheit abhängig vom Weiterbildungsjahr oder von der Versorgungsstufe des Krankenhauses, in dem die Weiterbildung stattfindet (Zusatzmaterial online: Anhang 1: weitere Ergebnisse – Subgruppenanalysen). Etwa die Hälfte der Befragten gab an, nicht davon auszugehen, die erforderlichen Weiterbildungsinhalte in der Mindestweiterbildungszeit erreichen zu können und diese im klinischen Alltag nicht ausreichend vermittelt zu bekommen. Als häufigster Grund wurde Personalmangel genannt (2019 vs. 2023: 78 % vs. 87 %); weitere Gründe sind in Abb. 2 dargestellt.

„[…] Und die Weiterbildung? Learning by doing. Viel Zeit zum Lesen bleibt nicht. Das System krankt sowieso. Alle machen Überstunden, keiner kommt pünktlich raus. […] Teaching in Zeiten von Corona und Unterbesetzung kommt zu kurz. Und in jeder Situation kann man es verstehen, aber letztendlich ist es schade. Denn eine gute Weiterbildung ist es nicht. Man ist ein Lückenfüller, der Dienstplanlöcher stopft, was es den Einzelnen kostet, fragt niemand, denn jeder macht es. […] Spaß macht es nicht, und das könnte es. […]“

Abb. 2
figure 2

Gründe für fehlende Weiterbildung

Das Vorhandensein eines Curriculums korrelierte mit der Annahme, die erforderlichen Inhalte erfüllen zu können (2023; R2 = 0,4630, p < 0,0001). Ein Großteil gab an, ein strukturiertes Curriculum für gewinnbringend für eine gute Weiterbildung zu halten (2019 vs. 2023: 52 % vs. 60 %). Strukturierte Einarbeitungskonzepte für Berufseinstieg oder Rotationen existierten nur bei 16 % (2019) bzw. 17 % (2023) der Befragten. Auch das geforderte jährliche Weiterbildungsgespräch [2] war nur in 31 % (2019) bzw. 34 % (2023) ein „überwiegend strukturiertes und konstruktives Gespräch, das mir hilft“; in 17 % bzw. 15 % fand es gar nicht statt.

Ein zunehmender Anteil der Befragten gab an, häufig oder regelmäßig überfordert zu sein (2019 vs. 2023: 36 % vs. 46 %; p = 0,0021). Obwohl fast alle die regelmäßige Supervision durch erfahrene Kolleginnen und Kollegen oder Oberärztinnen und -ärzte für sehr wichtig für eine gute Weiterbildung erachteten (2019 vs. 2023: 88 % vs. 89 %), wurde diese nur in 67 % (2019) bzw. 65 % tatsächlich angeboten. Diese fehlende Supervision wurde von 59 % (2019) bzw. 60 % (2023) für eine wichtige Ursache der schlechter werdenden Versorgung der Patientinnen und Patienten gesehen; die mangelnde Fort- und Weiterbildung machten 42 % (2019) bzw. 52 % (2023) verantwortlich.

„[…] Klinikstrukturen [machen] eine vernünftige Ausbildung kaum möglich, weil kein Oberarzt dafür bezahlt wird […]. Denn genauso wie die Assistenten stehen auch die Oberärzte unglaublich unter (Zeit‑)Druck und müssen meist Geld in den Ambulanzen einspielen, obwohl sie gleichzeitig für eine Station zuständig sind. Es geht immer nur ums Geld, das ganze System sieht eigentlich gar nicht vor, dass Zeit „geopfert“ wird für Weiterbildung, wenn in der Zeit auch Geld verdient werden kann mit noch mehr Patienten.“

Arbeiten in der Niederlassung

Die Niederlassung gaben 42 % der 2023 Befragten als Karriereziel an (angestellt 25 %, selbstständig 17 %), 52 % verbrachten einen Teil ihrer Weiterbildungszeit in der Niederlassung bzw. planten dies. Sehr zufrieden mit ihrer Weiterbildung in der Praxis waren 25 % der Befragten und damit deutlich mehr als in der Gesamtkohorte (6,6 %).

Nach den Bedingungen befragt, unter denen eine Niederlassung infrage käme (Freitext), gab ein Großteil der Befragten an, dass sie einen Abbau des Verwaltungsaufwandes und der bürokratischen Hürden sowie eine angemessene Vergütung, durch die mehr Zeit für Konsultationen und die angemessene Bezahlung des Assistenzpersonals ermöglicht würden, für sehr wichtig halten. 94 % fänden es hilfreich, Bürokratie gegen Bezahlung auslagern zu können.

Arbeiten in der Forschung

Zum Befragungszeitpunkt waren 28 % (2019) bzw. 31 % (2023) der Befragten neben ihrer klinischen Arbeit wissenschaftlich tätig bzw. strebten dies an, von diesen waren 72 % (2019) bzw. 74 % (2023) mit den Bedingungen unzufrieden (nur Universitätsklinika 2023: 64 %, Zusatzmaterial online: Anhang 1). Diese hatte überwiegend strukturelle Gründe – in jeweils ca. 80 % erfolgte keine Freistellung von klinischer Tätigkeit, sodass Forschungsprojekte in der Freizeit erfolgen, jeweils 39 % nannten fehlende Anleitung und Unterstützung, fehlende personelle, materielle und finanzielle Ressourcen waren für 29 % (2019) bzw. 21 % (2023) ein Grund. Dementsprechend würden für 75 % (2019) bzw. 78 % zeitliche Freiräume die Forschung attraktiver machen, 53 % (2019) bzw. 65 % (2023) der Befragten wünschten sich eine strukturierte Aus- und Fortbildung auch in der Forschung. Auch für die in der Forschung Tätigen war der Personalmangel ein Problem; einige der Befragten gaben an, während ihrer Forschungsfreistellungen immer wieder für klinische Tätigkeiten einspringen zu müssen.

Qualität der Patientinnenversorgung

Die Mehrheit der Befragten schätzte 2019 und 2023 die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen als schlechter werdend ein; 2019 52 % (24 % gaben an, es habe keine Veränderung gegeben), 2023 60 % (keine Veränderung: 24 %). Überwiegend wurden Arbeitsverdichtung und starke Zunahme nichtärztlicher Tätigkeiten im Alltag als Ursache gesehen; 2023 wurden im Freitext zunehmend Bettenknappheit und Pflegepersonalmangel genannt. Zudem gaben die Befragten an, einen hohen Ökonomisierungsdruck zu verspüren:

„Der immer stärker werdende ökonomische Fokus führt dazu, dass jede meiner Entscheidungen bezüglich des Patienten eigentlich rein ökonomisch getroffen werden soll. Ich bin aber Mediziner, mein größter Fokus liegt darauf, medizinisch, wissenschaftlich und biologisch sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Meine Aufgabe ist es, den Patienten gesund zu machen/zu erhalten. Dann kommt ganz lange nichts an Prioritäten und irgendwann vielleicht auch mal der Gedanke, ob das wirtschaftlich ist. Das macht krank, dass man tagtäglich gedrängt wird, wie ein BWLer ohne Moral entscheiden zu müssen, was in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle das Gegenteil [von dem] bedeutet, was im Sinne des Patienten wäre.“

Diskussion

Ziel der Befragung war es, Probleme und Konfliktfelder in den Weiterbildungs- und Arbeitsbedingungen angehender Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte aufzudecken und mit den Ergebnissen der Befragung 2019 zu vergleichen, wobei neue Fragen zur Tätigkeit in der Niederlassung hinzukamen. Insgesamt wurden die Bedingungen von den Teilnehmenden als eher schlechter werdend oder gleichbleibend eingeschätzt. Obwohl die Methodik keine direkten Rückschlüsse auf die Ursachen erlaubt, kann die Coronapandemie ein Grund sein. Einen Hinweis darauf gibt die deutlich häufigere Nennung von Krankheitsausfällen als Grund für die fehlende Weiterbildung; auch in den Freitexten wurden diese als Grund für fehlendes Teaching genannt.

Die vorliegenden Daten zeigen, dass die als ungenügend empfundenen Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen den bereits bestehenden Personalmangel im ärztlichen Bereich deutlich verstärken können, da eine Reduktion der Arbeitszeit oder die Aufgabe der praktischen Tätigkeit für immer mehr Weiterzubildende eine Option darstellt.

Die Werte für das Bestehen einer beruflichen Gratifikationskrise sind über die beiden Befragungszeiträume gleichbleibend hoch, jedoch geringer als diejenigen in Weiterbildungsbefragungen anderer Fachgebiete, was unterstreicht, dass viele der Befragten die Arbeit in der Kinder- und Jugendmedizin als grundsätzlich befriedigend erleben [5,6,7, 14]. Dennoch zeigen die Daten eine berufliche Gratifikationskrise. Dies ist ein Risikofaktor für schlechte physische und psychische Gesundheit und geht mit einer Verschlechterung der Krankenversorgung durch häufigere Fehler sowie einer hohen Personalfluktuation einher [15,16,17,18,19].

Forschung durch Ärztinnen und Ärzte ist eine wichtige Voraussetzung für Innovationen in der Medizin, die auch im Alltag der forschenden Weiterzubildenden abgebildet werden und bezahlte Forschungszeit vorsehen sollte. Nur so kann auch in Zukunft qualitativ hochwertige medizinische Forschung stattfinden.

Limitationen der Befragung sind die nichtvalidierten Fragen sowie die unterschiedlichen Teilnahmezahlen 2019 und 2023. Die geringere Teilnahme ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass kurz vor dieser Befragung weitere, kleinere Befragungen z. B. in Baden-Württemberg und Berlin mit einem ähnlichen Schwerpunkt stattfanden [20]. Zudem ist denkbar, dass diejenigen, die 2019 teilgenommen haben, aufgrund fehlender Veränderungen in ihrem Arbeitsalltag keinen Mehrwert in einer erneuten Teilnahme sahen oder die Arbeitsbelastung 2023 als so hoch empfunden wurde, dass die Beantwortung des Fragebogens nicht noch zusätzlich machbar war.

Es ist nicht bekannt, wie groß der Anteil der an beiden Befragungen Teilnehmenden war. Die Merkmale beider Kohorten sind ähnlich (Tab. 1), weswegen von einer Vergleichbarkeit ausgegangen wird. Die Unzufriedenheit könnte durch eine häufigere Teilnahme unzufriedener Weiterzubildender überschätzt werden, wobei der Anteil derjenigen, die angeben, mit ihrer aktuellen beruflichen Situation zufrieden zu sein, in beiden Kohorten groß ist. Es gibt möglicherweise ein Underreporting derjenigen, die nicht mehr in der direkten Krankenversorgung oder im Ausland tätig sind, die wahrscheinlich nicht erreicht wurden. Da die Befragung sich an Weiterzubildende im Facharzt Kinder- und Jugendmedizin richtete, ist keine Übertragbarkeit auf die Weiterbildung in Schwerpunkt- und Zusatzbezeichnungen möglich. Dies kann in einer weiteren, spezifischen Befragung beleuchtet werden.

Die Ergebnisse zeigen, wie 2019, deutlich Problemfelder der Weiterbildung auf. Gute, strukturierte Weiterbildung und adäquate Arbeitsbedingungen sind die Grundlage für eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen, weswegen hier dringender Handlungsbedarf besteht. Es sollten an allen Kliniken strukturierte Weiterbildungscurricula, die das Erreichen der in der Weiterbildungsordnung geforderten Kompetenzen sicherstellen, implementiert und umgesetzt werden. Krankenversorgung und Weiterbildung benötigen eine ausreichende Finanzierung.

Fazit für die Praxis

  • Die meisten der Befragten sind mit ihrer Arbeitssituation in der Kinder- und Jugendmedizin zufrieden.

  • Die psychische und physische Belastung der Kinder- und Jugendärztinnen im Alltag nimmt zu.

  • Eine adäquate Finanzierung von Weiterbildung ist notwendig, um eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen auch in Zukunft zu gewährleisten.

  • Zeit und Geld für klinische Forschung sind unabdingbar für eine innovative Medizin in Deutschland.

  • Qualitativ hochwertige Weiterbildung ist eine Investition in die Zukunft und kann dem Ärztinnenmangel entgegensteuern.