Hauterkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Krankheiten bei Kindern: Es haben 10–30 % aller Patienten in Kinderarztpraxen und bis zu 40 % der Kinder, die in Notfallambulanzen vorgestellt werden, ein „Hautproblem“. Viele kindliche Dermatosen bleiben aber ungeklärt, unerkannt und/oder unbehandelt [1, 2]. Mehr als die Hälfte der vom Kinderarzt/ärztin gestellten dermatologischen Diagnosen hält einer Überprüfung nicht stand [3]. In den Notaufnahmen der Kinderkliniken haben die jungen Weiterbildungsassistent(inn)en vor wenigen Dingen mehr Respekt als vor Kindern mit unklaren Hauterscheinungen. Hauterkrankungen zählen daher auch zu den häufigsten Überweisungsgründen bei Kindern [2]. Da aber die Wartezeit auf einen Termin bei Hautärzt(inn)en oft lang ist, wird vielfach improvisiert, was Fehl- und Falschbehandlung sowie verschleppte Diagnosestellung zur Folge hat, zumal viele Hautbefunde auf andere Organerkrankungen, die früh entdeckt werden sollten, hinweisen können.

Hauterkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Krankheiten bei Kindern

An dieser und anderer Stelle wurde daher wiederholt beklagt, dass es mit der Aus- und Weiterbildung in diesem Teilgebiet in Deutschland nicht zum Besten steht [3,4,5]. Kenntnisse über Hauterkrankungen sind trotz ihrer Häufigkeit in der pädiatrischen Weiterbildung stark unterrepräsentiert, aber auch an nur wenigen unserer Hautkliniken besteht ein kinderdermatologischer Schwerpunkt. Im Unterschied zu anderen europäischen Staaten wie Spanien, England, Frankreich oder gar den USA existiert an deutschen Hautkliniken nicht eine einzige Abteilung für Kinderdermatologie, und an Kinderkliniken gibt es derer nur zwei (in Hamburg und in Hannover).

Es ist daher überfällig, dass nun auch hierzulande an Kliniken und Fakultäten die Weichen für eine Stärkung der Kinderdermatologie gestellt werden. Die Kooperation von Pädiatrie und Dermatologie sollte gefördert werden, durch eine erleichterte Rotation von Ärzt(inn)en an die jeweils andere Klinik, was die neue Weiterbildungsordnung durchaus ohne „Zeitverlust“ zulässt.

Enger Patientenkontakt und viele neue therapeutische Optionen sind „doppelte Glücksfaktoren“

Wer sich unter den Leser(inne)n entscheiden sollte, statt der ausgefahrenen Karrierewege in den „klassischen“ pädiatrischen Subdisziplinen eine zweite Weiterbildung in der Dermatologie anzustreben, mit dem Ziel, Kinderdermatologe/in zu werden, wird sozusagen „doppelt beglückt“: In keinem Fach ist der Patientenkontakt so eng und beglückend wie in der Pädiatrie [6], und kaum ein anderes Fach bietet eine solch dynamische, für Patient(inn)en und Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen erfreuliche Entwicklung neuer therapeutischer Optionen wie die Dermatologie – kein Wunder, dass in beiden Fachgruppen die Berufszufriedenheit und der damit verbundene „Glückslevel“ hoch sind [7].

Wir hoffen, mit diesem Leitthema in der Monatsschrift Kinderheilkunde – das in ähnlicher Form auch in der Zeitschrift Die Dermatologie erscheinen und damit ein breites dermatologisches Publikum erreichen wird – Ihr Interesse zu wecken und vielleicht auch Ihre Motivation weiter zu stärken, sich mit der Kinderhaut zu beschäftigen. Die Beiträge illustrieren das breite Spektrum der Kinderdermatologie, das neben häufigen Problemen – z. B. den infantilen Hämangiomen und der Psoriasis – auch seltene und differenzialdiagnostisch wichtige Genodermatosen, schwere Arzneimittelreaktionen und potenzielle Systemerkrankungen umfasst und so den interdisziplinären Anspruch dieses Faches verdeutlicht.

Viel Spaß bei der Lektüre des Themenheftes wünschen Ihnen

Peter Höger und Henning Hamm