FormalPara Originalpublikation

Markovic A, Mühlematter C, Beaugrand M, Camos V, Kurth S (2021) Severe effects of the COVID-19 confinement on young children’s sleep: a longitudinal study identifying risk and protective factors. J Sleep Res 18:e13314. https://doi.org/10.1111/jsr.13314. Online ahead of print. PMID:33601475

FormalPara Hintergrund.

Seit über einem Jahr bestimmt „Corona“ unser Leben sowohl beruflich als auch privat. Für viele Menschen haben sich Tagesstruktur, Arbeitsbedingungen und Freizeitgestaltung beträchtlich verändert; dies hat naturgemäß auch Einfluss auf das Schlaf-Wach-Verhalten. Auch für Kinder und Jugendliche wurden derartige Veränderungen beschrieben, u. a. im Rahmen von Lockdowns und Schulschließungen.

FormalPara Literatursuche.

Oben zitierte Publikation aus dem Journal of Sleep Research [1] war Anlass für eine systematische Suche nach Publikationen zum Thema „COVID-19 und (Änderungen im) Schlafverhalten“. Eine am 08.03.2021 in PubMed durchgeführte Literatursuche mit der Stichwortkombination „sleep/COVID-19/children“ ergab 248 Treffer. Die relevantesten davon wurden für diese Zusammenfassung herangezogen. Dabei ist festzuhalten, dass die Studien aus verschiedenen Ländern/Regionen stammen und in ihrem Design (Art der Erhebung, Fragestellung, Zielalter) sehr heterogen sind.

FormalPara Ergebnisse

Die oben zitierte Studie [1] verfolgte mittels eines Online-Surveys das Schlafverhalten von 452 Säuglingen und 412 Vorschulkindern während und nach einer Lockdown-Phase (April–Juni 2020). In beiden Altersgruppen zeigte sich während des Lockdowns ein Verlust an Schlafqualität, der (zumindest zum Teil) mit erhöhtem Stresslevel der Eltern begründet wird. Nach Ende des Lockdowns wurde allerdings ein „Rebound“ mit Rückkehr zum normalen Schlafverhalten beobachtet. Die Autoren betonen die Bedeutung psychischer Unterstützung für (insbesondere junge) Eltern in einer schwierigen bzw. belastenden Situation.

Die Ergebnisse weiterer Publikationen werden folgendermaßen zusammengefasst:

  • Bei Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen gingen Lockdowns und Schulschließungen großteils mit längeren Schlafzeiten einher.

  • Vielfach waren jedoch Schlafqualität bzw. Schlafeffizienz eingeschränkt.

  • Der „soziale Jetlag“ wurde durch Distanzunterricht und „Homeoffice“ reduziert.

  • Sowohl Zubettgehzeiten als auch Aufstehzeiten wurden nach hinten verschoben (von „Lerche“ in Richtung „Eule“).

  • Während der Lockdowns wurde vielfach auf Wecker verzichtet.

  • Verringerte körperliche Aktivität und längere Bildschirmzeiten korrelierten mit weniger bzw. schlechterem Schlaf.

  • Teilweise wurden Angststörungen, depressives Verhalten und andere psychische Störungen in Verbindung mit Insomnie und fragmentiertem Schlaf beschrieben.

  • Gestörter Schlaf kann ein wichtiger Hinweis sein auf schwere psychische Beeinträchtigung/Belastung.

  • Sozial Benachteiligte sind durch Schlafstörungen häufiger/schwerer betroffen.

Kommentar

Es verwundert nicht wirklich, dass sich die COVID-19-Pandemie und die damit assoziierten Maßnahmen auch auf das Schlafverhalten von Kindern und Jugendlichen auswirken. Abhängig vom Lebensalter sind diese Auswirkungen unterschiedlich. Schulschließungen und „Homeoffice“ können sowohl positive als auch negative Effekte haben. So kommt es einerseits zu einer Zunahme der Gesamtschlafdauer und einer Abnahme des sozialen Jetlags, andererseits aber auch zu verminderter Schlafqualität. Weniger Bewegung und Aufenthalt im Freien wirken sich ebenso negativ aus wie lange Bildschirmzeiten. Sozial benachteiligte Gruppen neigen vermehrt zu Schlafproblemen. Solche können schließlich auch auf psychische Belastung, depressive Verstimmung und suizidale Gedanken hinweisen und sollten daher entsprechend ernst genommen werden.