FormalPara Information

Herausgeber: AG „Antibiotic Stewardship (ABS) ambulante Pädiatrie“ (ABSaP)

  • Antibiotische Therapie in Bielefeld (AnTiB, Ärztenetz Bielefeld)

  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ)

  • Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e. V. (DGPI)

Die vorliegenden Empfehlungen sind eine Überarbeitung von „Antibiotische Therapie in Bielefeld – AnTiB Paed 2018“ (https://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag2/antib/). Inhalte verfügbar unter, unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 DE. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/).

Weitere Informationen: www.antib.de, www.dgpi.de

Kontakt: abs-ambulante-paediatrie@dgpi.de

Stand: November 2019

Die zunehmende Verbreitung von Antibiotikaresistenzen und der fehlende Nachschub neuer Antibiotika erfordern einen zurückhaltenden, möglichst gezielten Einsatz von Antibiotika. Es erfolgen 85 % aller Antibiotikaverordnungen in der ambulanten Medizin [5]. Säuglinge und Kleinkinder weisen die höchste Verordnungsdichte an Antibiotika auf. Daher sind Interventionen, die eine Verbesserung des rationalen, leitlinienkonformen Einsatzes von Antibiotika in der ambulanten Medizin zum Ziel haben, essenziell [6].

Hintergrund

Das Risiko schwerwiegender Komplikationen, wie z. B. einer Mastoiditis bei AOM, wird von Kinder- und JugendärztenFootnote 1 oder Allgemeinmedizinern überschätzt [4] und als Argument für eine großzügige Antibiotikatherapie herangezogen („Verordnung nur zur Sicherheit“). Um einen Fall einer Mastoiditis zu verhindern, müssten theoretisch ca. 5000 Kinder mit AOM antibiotisch behandelt werden [9]. Der Rückgang der Antibiotikaverordnung bei Tonsillopharyngitis hat nicht zum Anstieg der Fallzahlen von akutem rheumatischen Fieber im Vereinigten Königreich geführt [11].

Die Arbeitsgemeinschaft Antibiotic Stewardship ambulante Pädiatrie (ABSaP) hat daher praxisnahe Empfehlungen zur antibiotischen Standardtherapie häufiger Infektionskrankheiten in der pädiatrischen Praxis, einschließlich den Schnittstellen zur stationären Medizin (z. B. Notfallambulanzen an den Kliniken) und zu benachbarten Fachdisziplinen, entwickelt, die im Folgenden vorgestellt werden. Vom „One-health“-Ansatz [12] ausgehend, soll eine Kooperation aller für diesen Bereich relevanten Akteure aus Praxen, Kliniken, Berufsverbänden, Institutionen und Wissenschaft gefördert werden.

Die Empfehlungen zur Antibiotikatherapie der AG wurden nach einem Konsentierungsprozess innerhalb der AG-Mitglieder unter Beteiligung der Fachgesellschaften BVKJ und DGPI, basierend auf aktuellen Leitlinien, erstellt und gelten als kurz gefasste Standardbehandlung häufiger Infektionskrankheiten in der ambulanten Pädiatrie. Die Empfehlungen stehen auf der Webseite der DGPI (https://dgpi.de/empfehlungen-zur-antibiotikatherapie-haeufiger-infektionskrankheiten-in-der-paediatrischen-praxis/) zum freien Download zur Verfügung. Eine regelmäßige Überarbeitung wird angestrebt. Rückmeldungen zu Inhalten und Praktikabilität sind dafür erwünscht (E-Mail an: abs-ambulante-paediatrie@dgpi.de).

Ziele der Standardbehandlung sind die Reduktion und die Verbesserung der Qualität von Antibiotikaverordnungen in der ambulanten Medizin durch:

  • Vermeidung bzw. sofortiges Beenden von unnötigen Antibiotikatherapien (z. B. bei Virusinfektionen und auch bei leichten selbstlimitierenden bakteriellen Erkrankungen von Immunkompetenten),

  • kurzfristige klinische Kontrolle anstelle einer Antibiotikatherapie in unklaren Situationen ohne Risikokonstellation („watch and wait“),

  • Antibiotika so kurz wie möglich und mit so schmalem Wirkspektrum wie möglich verordnen,

  • Reduktion von topischen Antibiotikatherapien (z. B. bei Haut- und Augeninfektionen),

  • Angabe von standardisierter Dosis, Therapiedauer und Einnahmebedingungen (z. B. Bezug zu Mahlzeiten) auf den Verordnungen,

  • Vermeiden von kritischen Antibiotika wie Cephalosporinen (Risikofaktor für Resistenzentwicklung, schlechte orale Bioverfügbarkeit), Makroliden (oft schlechtere Wirksamkeit im Vergleich zu β‑Lactam-Antibiotika, Beispiel Pneumokokken) und Azithromycin (Risikofaktor für eine Resistenzentwicklung).

Eingeschränkt anwendbar sind die Empfehlungen bei Vorliegen besonderer Ausgangsbedingungen wie junges Säuglingsalter (<3 Monate), antibiotische Vorbehandlung, Auslandsaufenthalt, Grunderkrankungen wie Immunsuppression und andere Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf.

Variabilität der Antibiotikaverordnungen

Bei der Verordnung von Antibiotika gibt es sehr große Unterschiede (Verordnungshäufigkeit und Auswahl der Antibiotika [2, 10]) zwischen verschiedenen Regionen, Versorgungssektoren und auch Praxen. Da die medizinische Versorgung in einem sozialen Kontext stattfindet [3], ergeben sich daraus regelhaft Konflikte zwischen den Verschreibenden und auch mit den Patienten. Patienten werden verunsichert und eine rationale Antibiotikatherapie erschwert. Unterschiedliche lokale „Verordnungskulturen“ müssen analysiert und im lokalen Diskurs adressiert werden [1, 3]. Als Konsequenz können und sollen die Empfehlungen an lokale bzw. regionale Behandlungssituationen angepasst werden.

Der Diskussions- und Konsentierungsprozess in kinderärztlichen Qualitätszirkeln und Fortbildungen in Kooperation mit lokalen Kinderkliniken mit abschließender formeller Beschlussfassung ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes. Ärzte/Ärztinnen, die an dieser Diskussion aktiv beteiligt werden, schätzen den Stellenwert und die Verbindlichkeit des resultierenden Dokuments höher ein (IKEA-Effekt [8]). Die kollegiale Zusammenarbeit über Praxis- und Versorgungsgrenzen hinweg wird verbessert. Die Verordnungssicherheit und -qualität sowie die Arbeitszufriedenheit steigen. Für Ärzte/Ärztinnen in der Weiterbildung sowie für Notaufnahmen und Notfallpraxen ist es ein hilfreiches und notwendiges Material. „Einmal eingeführt, möchte man nicht mehr darauf verzichten“. Nicht zuletzt profitieren besonders Patienten durch bessere Behandlungsergebnisse, weniger Nebenwirkungen und insbesondere auch von einem kongruenten Sprachgebrauch und einheitlichen Therapieempfehlungen.

Außerdem eröffnen die Empfehlungen Möglichkeiten, lokal mit benachbarten Fachrichtungen zur rationalen Antibiotikatherapie konstruktiv ins Gespräch zu kommen bis hin zur Etablierung eines fach- und sektorenübergreifenden ABS-Netzwerks.

Dazu gehört auch die Anpassung der Antibiotikaempfehlungen an spezielle lokale Resistenzsituationen (z. B. bei Vorliegen einer Trimethoprimresistenzrate >20 % bei E.-coli-Harnwegsinfektionen), die eine alternative Antibiotikaauswahl erfordern (z. B. Nitrofurantoin zur empirischen Zystitistherapie). Die AG stellt dafür gern über ihre Kontakt-E-Mail (abs-ambulante-paediatrie@dgpi.de) eine Word-Version der Empfehlungen zur Verfügung, die als Grundlage für eine lokale Empfehlung verwendet werden kann. Solche abgeänderten Empfehlungen müssen entsprechend gekennzeichnet werden und liegen in der Verantwortlichkeit des Anfordernden und nicht mehr in der Verantwortlichkeit der AG ABSaP.

Der AG sind aktuell 10 regionale Versionen (Augsburg, Baden-Württemberg, Bielefeld, Frankfurt, Lippe, Lübeck, Münster, Saarland, Südbaden und Tübingen) der Antibiotikaliste bekannt. Die AG stellt für weitere Regionen gern Informationen, Antibiotikaverordnungsdaten und Unterstützung bereit. Die Verordnungsraten variieren auf der Ebene von Kreisen bzw. Städten ca. um den Faktor 3. Ein besonderer Handlungsbedarf besteht daher in Regionen mit einem hohen Antibiotikaverbrauch.

Die Empfehlungen der Antibiotikatherapie für die häufigsten Infektionskrankheiten in der ambulanten Pädiatrie erfolgen nach dem folgenden Schema (ggf. bevorzugte Therapie fett ausgezeichnet).

Antibiotikum X :

Tagesdosis (max. Tagesdosis), Anzahl der Einzeldosen; Dauer; Bemerkungen

Antibiotikum Y:

…; …; …

Atemwegsinfektionen

Tonsillopharyngitis

  • Keine Antibiotikatherapie, kein Rachenabstrich bei: Alter unter (2 bis) 3 Jahre, geringem Krankheitsgefühl, Hinweisen auf Virusinfektion (Husten, Schnupfen, Konjunktivitis, Heiserkeit, Stomatitis, Zeichen einer EBV-Infektion u. a.); ggf. Verlaufskontrolle

    Keine Indikation für Antibiotikatherapie sind auch: Vermeidung eitriger bzw. immunologischer Folgeerkrankungen, Vermeidung von Infektionen bei Kontaktpersonen, Nachweis von Haemophilus influenzae oder Staphylococcus aureus, hoher ASL-Titer u. Ä.

  • Antibiotikatherapie und GAS-Schnelltest erwägen bei: Alter ab (2 bis) 3 Jahre, starkem Krankheitsgefühl, Fieber, schmerzhaften zervikalen Lymphknoten, keinem Husten, keiner Konjunktivitis (d. h. hohe Wahrscheinlichkeit auf GAS-Tonsillopharyngitis nach McIsaac-Score [7])

Penicillin V :

50.000–100.000 E/kgKG/T (max. 3 Mio. E) in 2–3 ED; 7 T; nicht zu den Mahlzeiten

Penicillin V:

100.000 E/kgKG/T (max. 3 Mio. E) in 2–3 ED; 10 T; bei Rezidiv

Benzathin- Penicillin V:

50.000 E/kgKG/T (max. 1,5 Mio. E) in 2 ED; 7 T; –

Clarithromycin:

15 mg/kgKG/T (max. 1 g) in 2 ED; 7 T; bei Penicillinallergie

  • Nach GAS-Infektion: keine routinemäßige Kontrolle von EKG und Urinstatus, ASL-Titer-Bestimmung nur bei V. a. immunologische Folgeerkrankungen wie z. B. akutes rheumatisches Fieber

Rekurrierende GAS-Tonsillopharyngitis

  • Strenge Indikationsstellung, DD erwägen: Virusinfektionen, periodische Fiebersyndrome u. a.

Clindamycin:

20 mg/kgKG/T (max. 1,8 g) in 3 ED; 7–10 T; –

Akute Otitis media

  • In der Regel symptomatische Therapie mit Möglichkeit zur Verlaufskontrolle

  • Antibiotikatherapie bei Säuglingen <6LMo, schwerer AOM, protrahierter AOM (>48–72h Dauer) und Grunderkrankung

Amoxicillin:

50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 2–3 ED; 5 (–7) T; TS bevorzugen, viel trinken

Perforierte Otitis media

  • Bei gutem AZ: keine primäre Antibiotikatherapie und Verlaufskontrolle nach 2–3 T

  • Bei Fieber, starker Otalgie, persistierender Otorrhö:

Amoxicillin:

50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 2–3 ED; 5 (–7) T; TS bevorzugen, viel trinken

  • Gehörgangsabstrich bei Therapieversagen

Perforierte Pseudomonas-Otitis

  • Grünes Sekret+Fötor + Pseudomonas-Nachweis (DD: physiologische Besiedlung): Überweisung an HNO-Facharzt

Ciprofloxacin-OT (1 mg/0,5 ml):

2‑mal 1 mg/T; 7 (–10) T; –

Otorrhö bei liegendem Paukenröhrchen

  • Überweisung an HNO-Facharzt

  • Rein seromuköses Sekret, kein Fötor: ggf. Lokaltherapie mit 3%iger H2O2-Lösung

  • Bei Persistenz, starkem Fötor:

Ciprofloxacin-OT (1 mg/0,5 ml):

2‑mal 1 mg/T; 7 (–10) T; in Kombination mit Kortikoid (z. B. Fluocinolonacetonid)

Otitis externa

  • Gegebenenfalls Überweisung an HNO-Facharzt: Salbenstreifen z. B. Betamethason/Gentamicin für 1–2 T, anschließend oder alternativ:

Ciprofloxacin-OT (1 mg/0,5 ml:

2‑mal 1 mg/T; 7 (–10) T; in Kombination mit Kortikoid (z. B. Fluocinolonacetonid)

  • Bei starker periaurikulärer Schwellung und Fieber (Cave: Zeichen einer Otitis externa maligna): sofortige Überweisung an HNO-Facharzt

Akute Sinusitis

  • In der Regel symptomatische Therapie: physikalisch, ggf. Mometason-NS 2‑mal 2 Hübe/Nasenloch 5–10 T

  • Keine Antibiotikatherapie lediglich aufgrund von „eitrigem“ Sekret/Sputum

  • Antibiotika bei schwerer persistierender (>10T) Erkrankung

Amoxicillin:

50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 2–3 ED; 5 (–10) T; TS bevorzugen, viel trinken

Doxycyclin :

1. Tag: 4 mg/kgKG/T (max. 200 mg), ab 2. Tag: 2 mg/kgKG/T (max. 100 mg) in 1 ED; 5 (–10) T; ab 9 Jahre, Einnahme ohne Milchprodukte, Lichtschutz

Akute bakterielle Lymphadenitis colli

  • In der Regel einseitig, druckdolent, gerötet und überwärmt

  • Gegebenenfalls Sonographie, Einweisung zur i.v.-Therapie und/oder Operation bei Therapieresistenz und/oder Abszedierung

Amoxicillin + Clavulansäure :

50 + 12,5 mg/kgKG/T (max. 3,75 g) in 3 ED; 7 (–10) T; je nach Befund und Verlauf TS bevorzugen, viel trinken

Cefadroxil:

50(–100) mg/kgKG/T (max. 4 g) in 2 ED; 7 (–10) T; je nach Befund und Verlauf

Pseudokrupp, Laryngitis, akute (obstruktive) Bronchitis, RSV-Bronchiolitis, Influenza

  • (In der Regel) keine Antibiotikatherapie

Ambulant erworbene Pneumonie

  • Bei V. a. virale Pneumonie (Vorschulalter, relativ guter AZ, bronchiale Obstruktion, ggf. geringe CRP-Erhöhung) keine Antibiotikatherapie, jedoch engmaschige Verlaufskontrolle, ggf. antiobstruktive Therapie

  • Bei V. a. bakterielle Pneumonie (ab 6 LMo; <6 LMo stationäre parenterale Therapie empfohlen!)

Amoxicillin:

50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 3 ED; 5 (–7) T; TS bevorzugen, viel trinken

  • Bei unkompliziertem Verlauf keine Indikation für Thoraxröntgen

  • Nur bei dringendem V. a. Mykoplasmenpneumonie und deutlichem Krankheitsgefühl: Alter über 5J, Epidemiologie (Inkubationszeit 1–3 Wo), trockener Reizhusten, Obstruktion, protrahierter Verlauf, ggf. positive Serologie/PCR u. a. (Serologie und PCR ggf. falsch-positiv)

Clarithromycin:

15 mg/kgKG/T (max. 1 g) in 2 ED; 7–10 T; bis 8 Jahre

Doxycyclin :

1. T: 4 mg/kgKG/T (max. 200 mg), ab 2. T: 2 mg/kgKG/T (max. 100 mg) in 1 ED; 7–10 T; ab 9 Jahre, Einnahme ohne Milchprodukte, Lichtschutz

Keuchhusten

  • Antibiotika beenden die Ansteckungsfähigkeit innerhalb von 5 Tagen, verkürzen aber den Krankheitsverlauf nur bei Therapiebeginn bis zum frühen Stadium convulsivum

  • Indikation: innerhalb von 3Wo nach Hustenbeginn bzw. bei positivem Erregernachweis (PCR). Chemoprophylaxe besonders im Umfeld von nicht vollständig geimpften Säuglingen bzw. Kindern mit kardialer oder pulmonaler Grunderkrankung

Clarithromycin :

15 mg/kgKG/T (max. 1 g) in 2 ED; 7 T; ab 2. LMo

Azithromycin:

10 mg/kgKG/T in 1 ED; 5 T; nur im 1. LMo (in der Regel stationär)

  • Pertussisimpfung (TdaP) bei Erwachsenen (besonders Eltern)

Harnwegsinfektionen

Unkomplizierte Zystitis

  • Bei unsicherer Diagnose (z. B. DD Vulvitis), nur leichten Beschwerden ohne Fieber ggf. keine Antibiotikatherapie und hohe Trinkmenge sowie kurzfristige Kontrolle; Urinkultur empfehlenswert

Trimethoprim :

6 mg/kgKG/T (max. 400 mg) in 2 ED; 3–5 T; lokale Resistenzlage beachten

Nitrofurantoin:

5 mg/kgKG/T (max. 200 mg) in 2 ED; 3–5 T; zugelassen bei fehlender Alternative, nicht geeignet bei Pyelonephritis

Fosfomycin:

Einmal 3 g (abends 2 h nach Mahlzeit!), Miktion verzögern, 2 T Trinkmenge begrenzen; 1 T; unkomplizierte Zystitis bei Mädchen ab 12 Jahren und >50kgKG

Pyelonephritis

  • Unkomplizierte Pyelonephritis ab 4–6LMo: Urinkultur!

    Gegebenenfalls Deeskalation der Therapie nach Ergebnis der Urinkultur auf Trimethoprim oder Amoxicillin

Cefixim :

10 mg/kgKG/T (max. 400 mg) in 1–2 ED; 7–10 T; –

Cefpodoxim:

10 mg/kgKG/T (max. 400 mg) in 2 ED; 7–10 T; –

Amoxicillin + Clavulansäure:

50 + 12,5 mg/kgKG/T (max. 3,75 g) in 3 ED; 7–10 T; TS bevorzugen, viel trinken

  • Komplizierte Pyelonephritis (<4–6LMo, pathologische Veränderungen der Harnwege, reduzierter AZ u. a.): Einweisung zur stationären parenteralen Therapie

Harnwegsinfektionsprophylaxe

  • Strenge Indikationsstellung

Trimethoprim :

2 mg/kgKG/T (max. 100 mg) in 1 ED; max. 6 Mo; >6LWo

Nitrofurantoin:

1 mg/kgKG/T (max. 50 mg) in 1 ED; max. 6 Mo (Zulassung!); >3LMo

Cefaclor:

10 mg/kgKG/T (max. 0,5 g) in 1 ED; –; <6LWo

  • Cephalosporine wegen Resistenzentwicklung (z. B. ESBL-E.-coli) nach Möglichkeit vermeiden!

Hautinfektionen

Soweit möglich antiseptische (und ggf. antiinflammatorische) Lokaltherapie:

  • Octenidin, 0,1%, Chlorhexidinglukonatcreme, 0,5%/1%, Polihexanidlösung/-gel, 0,04%, Clioquinolcreme (begrenzte Fläche und Dauer bei Säuglingen und Kleinkindern) u. a.

  • Topische und systemische Antibiotikatherapie nur falls notwendig, dabei Mupirocin vermeiden (Reserve für MRSA)

Superinfiziertes atopisches Ekzem

  • Antiseptische (s. oben) und antiinflammatorische Therapie: z. B. Prednicarbatcreme mit Octenidindihydrochlorid 0,1% Zusatz, NRF 11.145 (bis 6LMo und Gesicht 0,08%, bis 12LMo 0,15%, ab 12LMo 0,25%)

  • Antibiotikatherapie erwägen bei: >10% der KOF, Fieber, reduziertem AZ, Therapieresistenz u. a.: s. Abschn. „Impetigo contagiosa“

Impetigo contagiosa

  • Wenige kleine Läsionen: ggf. Antiseptika (v. a. Octenidin) + konsequente Hygiene

Fusidinsäurecreme:

3‑mal/T; 5 (–7) T; bei begrenzter Läsionszahl

Cefadroxil :

50 mg/kgKG/T (max. 2 g) in 2 ED; 5 (–7) T; bei ausgedehntem Befund; alternativ Cefaclor

Amoxicillin + Clavulansäure:

50 + 12,5 mg/kgKG/T (max. 3,75 g) in 3 ED; 5 (–7) T; bei ausgedehntem Befund; TS bevorzugen, viel trinken

„Infizierte“ Insektenstiche

  • Bei ausgeprägter Reaktion und „beginnender“ Lymphangitis: Umschläge mit Antiseptika, Ruhigstellung, Verlaufskontrolle

  • Bei sicherer Lymphangitis: systemische Antibiotikatherapie für 3–5 T (s. Abschn. „Impetigo contagiosa“)

Perianale GAS-Dermatitis

  • Gegebenenfalls GAS-Schnelltest oder -kultur: mäßige Sensitivität, hohe Spezifität

Penicillin V:

100.000 E/kgKG/T (max. 3 Mio. E) in 2–3 ED; 10 T; nicht zu den Mahlzeiten

Benzathin-Penicillin:

50.000 E/kgKG/T (max. 1,5 Mio. E) in 2 ED; 10 T; –

Cefadroxil:

50 mg/kgKG/T (max. 2 g) in 2 ED; 7 T; alternativ Cefaclor

Borreliose

  • Erythema migrans: klinisch variabel, typisch: randbetontes, sich zentrifugal ausbreitendes Erythem (mind. 5 cm), 7–30 T nach Zeckenstich; Serologie nur bei multiplem EM sinnvoll

  • Therapiedauer: einfaches EM 10 (–14) T, multiples EM oder Allgemeinsymptome 14–21 T (je nach Dauer und Schwere)

  • Lymphozytom: Serologie empfohlen/notwendig, Therapiedauer 14–21 T (je nach Dauer und Schwere)

Amoxicillin:

50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 3 ED; Therapiedauer s. oben; bis 8 Jahre, TS, viel trinken

Doxycyclin :

4 mg/kgKG/T (max. 200 mg) in 1 ED, ab 2. T: 2 mg/kgKG/T (max. 100 mg) in 1 ED; Therapiedauer s. oben; ab 9 Jahre, Einnahme ohne Milchprodukte, Lichtschutz

  • Ein Zeckenrest („Kopf“) ist nicht infektiös und muss nicht entfernt werden, Wunde desinfizieren

  • Keine Indikation für Untersuchung einer entfernten Zecke auf Erreger

Augeninfektionen

  • Strenge Indikationsstellung auch für antibiotische Augentropfen, u. a. wegen indirekter Wirkung auf nasopharyngeale Flora

Tränengangsstenose

  • Keine Antibiotikatherapie

Eitrige Konjunktivitis

  • In der Regel keine Antibiotikatherapie, KiTa-Besuch möglich; je nach Ausmaß und Dauer eitriger Sekretion und konjunktivaler Rötung

Kanamycin- oder Gentamicin-AT:

1 Trpf. je Auge 4‑mal/T; 4–5 T; ab 2LMo

  • Bei deutlicher Konjunktivitis im 1. LMo an Chlamydien und Gonokokken denken

Hordeolum

  • Gegebenenfalls feuchte Wärme, ggf. 2%ige Bibrocathol-AS 3–5-mal tägl., keine Antibiotikatherapie

Darminfektionen

(Hämorrhagische) Gastroenteritis

  • In der Regel keine Antibiotikatherapie. Nur indiziert bei Nachweis von Shigellen, Salmonella typhi/paratyphi, V. cholerae und Lamblien sowie bei septischen Verläufen, Grunderkrankungen oder Immunsuppression

Chirurgische Infektionen

Panaritium, Abszess, oberflächliche Wunden, leichte Wundinfektionen, Balanitis

  • Chirurgische und antiseptische Therapie, in der Regel keine lokale oder systemische Antibiotikatherapie

Tier- und Menschenbissverletzungen

  • Chirurgische und antiseptische Therapie, oberflächliche Bissverletzungen: keine Antibiotikatherapie und beobachten, ansonsten:

Amoxicillin + Clavulansäure:

50 + 12,5 mg/kgKG/T (max. 3,75 g) in 3 ED; 5–10 T; Tetanusprophylaxe überprüfen! TS bevorzugen, viel trinken

  • Tollwutimpfung: Deutschland zurzeit terrestrisch tollwutfrei; strenge Indikationsstellung: z. B. Fledermausbiss, V. a. illegal importiertes Tier, Biss in tollwutbelastetem Ausland