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Für die Entwicklung der Methode zur Herstellung monoklonaler Antikörper erhielten 1984 Georges J.F. Köhler und César Milstein den Nobelpreis für Medizin [1]. Den Nobelpreis erhielt im selben Jahr auch Niels K. Jerne für seine Theorien über den spezifischen Aufbau und die Steuerung des Immunsystems.
Wohl keiner von uns Klinikern dürfte zu diesem Zeitpunkt geahnt haben, wie wirksam sich der Einsatz spezifischer Antikörper gegen entscheidende Zielantigene bei ganz unterschiedlichen Erkrankungen erweisen würde. DIE ZEIT schrieb bereits am 26. Oktober 1984, die Nobelpreisträger lösten eine Revolution auf Raten aus. Die Schlüsselpublikation erschien knapp 10 Jahre früher in Nature [1]. Wir können in diesem Schwerpunkt keinen umfassenden Überblick zum Einsatz monoklonaler Antikörper geben, so werden pneumologische, neurologische oder dermatologische Indikationen kaum besprochen.
In den Anfängen der Antikörperforschung wurde das Antigen, gegen das ein monoklonaler Antikörper synthetisiert werden sollte, mit den klassischen Methoden der Biochemie – beispielsweise chromatographisch – aufgereinigt, anschließend wurde damit eine Maus immunisiert. Diese bildet polyklonale Antikörper, die unterschiedliche Aminosäuresequenzen des Proteins erkennen. Lymphozyten aus der Milz dieser Maus werden mit immortalisierten Plasmozytomzellen hybridisiert. Die Hybridzellen werden getrennt zur Vermehrung gebracht. Dann wird das Hybridom gesucht, das den gewünschten monoklonalen Antikörper synthetisiert; nach 30 Jahren „Geschichte“ der molekularen Biochemie und Immunologie.
Die technische Weiterentwicklung ist rasant. Im Beitrag von A.G. Beck-Sickinger, Leipzig, erfahren Sie mehr. Für die „gerichtete Evolution“ wurde im letzten Jahr der Nobelpreis verliehen. Kombinatorik erklärt die Vielfalt der möglichen Antikörper. Kombinatorische Möglichkeiten in der Molekularbiologie sind heute die Voraussetzung für die Herstellung von Antikörpern. Das Grundprinzip des Phagen-Displays wird beschrieben und wie mit dieser Methode der gewünschte monoklonale Antikörper generiert werden kann. Wie die Autorin schreibt: „Man hat also eine Möglichkeit geschaffen, um durch gerichtete Evolution hochaffine Antikörper zu erhalten.“
Die heute klinisch eingesetzten monoklonalen Antikörper wirken ganz unterschiedlich; einige sind gegen lösliche Faktoren gerichtet und sollen diese neutralisieren, andere wurden gegen Rezeptoren entwickelt und verhindern die durch den natürlichen Liganden induzierte Signalkaskade. Es ist aber auch klar geworden, dass die Bindung monoklonaler Antikörper an Oberflächenmoleküle der Zielzelle Immunzellen aktivieren kann [2, 3].
Monoklonale Antikörper sind heute unverzichtbarer Bestandteil der Diagnostik
Monoklonale Antikörper sind auch unverzichtbar in der Diagnostik geworden. Details hierzu erfahren Sie im Beitrag von S. Förster u. A. Tannapfel, Bochum. Mit Blick auf die acht Schwerpunkte der Inneren Medizin dürfte in der Hämatologie und internistischen Onkologie die Therapie mit monoklonalen Antikörpern das vielfältigste Spektrum aufweisen. An dieser Stelle muss auch die personalisierte Therapie genannt werden. Ziel ist es, die Therapie nur bei Patienten einzusetzen, deren Tumor das zu hemmende Antigen trägt, und so den Tumor spezifisch zu schädigen ohne gleichzeitige Schädigung des gesunden Gewebes (s. Beitrag von G. Zugmaier, Marburg, der auf die akute lymphatische Leukämie fokussiert). Leider wird das Ziel, gesundes Gewebe zu schonen, oft nicht erreicht, weil die Antikörper allein in der Regel keine gute Antitumorwirkung vermitteln können. Daher werden sie fast immer in Kombination mit klassischen Chemotherapeutika gegeben. Ein Beispiel hierfür ist die Kombination des gegen CD20 auf B‑Lymphozyten gerichteten Antikörpers Rituximab mit der Chemotherapie CHOP; diese hat die Therapie der B‑Zell-Neoplasien revolutioniert.
In der Rheumatologie haben monoklonale Antikörper ganz entscheidend den Verlauf der rheumatoiden Arthritis geändert. Schmerzhafte, destruierende Gelenkveränderungen sind die Ausnahme geworden; darauf geht U. Wagner aus Leipzig in seinem Beitrag ein. P. Dobsch, B. Michels, M. Müller-Schilling u. A. Kandulski, Regensburg, geben einen Überblick zum Einsatz von Antikörpern in der Gastroenterologie. Bezüglich chronisch-entzündlicher Erkrankungen des Darms gibt es viele Parallelen zur Rheumatologie. Ein aus pathogenetischer Sicht eindrucksvolles Beispiel ist die Hemmung der Migration bestimmter T‑Lymphozyten in die Darmmukosa durch Antikörper gegen Integrine. Die Lymphozyten finden ihre „Heimat“ nicht mehr.
In Tab. 1 wollen wir einen Überblick über den therapeutischen Einsatz von monoklonalen Antikörpern geben, auch um Ihre Neugier auf weitere Publikationen zum Thema zu wecken. Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für Indikationen und Gegenanzeigen im Detail, weitere Indikationen inklusive Zulassungsstatus in Deutschland sowie Off-label-Anwendungen muss aus Platzgründen auf die Fachliteratur verwiesen werden. Viele der genannten monoklonalen Antikörper werden nur in Kombination mit weiteren Pharmaka, beispielsweise Chemotherapeutika oder Immunsuppressiva, eingesetzt. Einige der genannten monoklonalen Antikörper werden in den folgenden Beiträgen detaillierter beschrieben. In Tab. 1 werden auch einige Studien aufgeführt, deren Ergebnisse 2019 publiziert wurden.
J. Mössner
A. Neubauer
Literatur
Köhler G, Milstein C (1975) Continuous cultures of fused cells secreting antibody of predefined specificity. Nature 256:495–497
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J. Mössner und A. Neubauer haben von keiner der Firmen, die die genannten monoklonalen Antikörper herstellen, in den letzten 5 Jahren finanzielle Zuwendungen erhalten.
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Mössner, J., Neubauer, A. Monoklonale Antikörper. Internist 60, 1009–1013 (2019). https://doi.org/10.1007/s00108-019-00680-4
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