Wenn der Weg das Ziel ist, bietet der Einstieg in die 7. Lebensdekade Anlass, die zurückgelegten Etappen im beruflichen Werdegang von Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Bootz zu würdigen und ihm für die Zukunft weiterhin Kraft, Weitblick, Freude und Glück zu wünschen.

Die klinisch wissenschaftliche Laufbahn von Prof. Bootz (Abb. 1) begann vor 30 Jahren an der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik Tübingen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. D. Plester wurde er zum anerkannten Kopf-Hals-Chirurgen und Vertreter der Tübinger Schule in der Mittelohrchirurgie. Schon bald erschloss er sich das Gebiet der plastischen und Wiederherstellungschirurgie im Kopf-Hals-Bereich. Der freie mikrochirurgische Gewebetransfer stellte mit der Möglichkeit einer funktionellen und ästhetischen Rehabilitation einen wegweisenden Fortschritt in der Behandlung vornehmlich onkologischer Patienten, aber auch bei schwierigen Defekten nach Traumata in Aussicht.

Der freie mikrochirurgische Gewebetransfer stellte einen wegweisenden Fortschritt bei schwierigen Defekten in Aussicht

1991 habilitierte sich Prof. Bootz zum Thema „Freie Transplantation von respiratorischem Epithel – eine experimentelle Untersuchung“. Seine intensive, kreative und wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklung des Rekonstruktionsverfahrens mit freiem Gewebetransfer erlangte in kurzer Zeit eine hohe Meisterschaft, die international Anerkennung erntete und aus dem schwierigen Grundstock der Pioniere endgültig ein etabliertes Verfahren machte. Durch die freundschaftliche und äußerst fruchtbare interdisziplinäre Kooperation erweiterte sich das Anwendungsspektrum. Das hieraus entstandene Standardwerk „Mikrovaskuläre Gewebstransplantation im Kopf-Hals-Bereich“ sowie die internationalen Operationskurse förderten eine rasche Verbreitung und den Einzug in die operativen Zentren.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. H.- P. Zenner baute Prof. Bootz ab 1988 das Terrain der rekonstruktiven Chirurgie weiter aus. Neben Rekonstruktionen von Mundhöhle, Pharynx und Larynx sowie von Gesichtsweichteilen trat die Behandlung von Läsionen der Schädelbasis in den Fokus. Auch hier war der interdisziplinäre Behandlungsansatz richtungsweisend und resultierte in einem umfassenden Erfahrungsaustausch.

Nach seiner Berufung 1995 auf den Lehrstuhl für HNO-Heilkunde der Universität Leipzig etablierte Prof. Bootz ein international beachtetes Zentrum für Rekonstruktive Chirurgie des Kopf-Hals-Bereichs. Gleichzeitig bildete die erfolgreiche interdisziplinäre Kooperation den Grundstein für ein ebenfalls international konsultiertes Schädelbasiszentrum. Einen wissenschaftlichen Schwerpunkt legte Prof. Bootz auf den Einsatz neuer Techniken in der Chirurgie und betrieb Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der rekonstruktiven Chirurgie mit Forschungsprojekten des Tissue-Engineerings. Der Einsatz des offenen Magnetresonanztomographen eröffnete weitere Dimensionen und Erfahrungen zur Steigerung der intraoperativen Präzision.

2002 nahm Prof. Bootz die Berufung auf den Lehrstuhl für HNO-Heilkunde der Universität Bonn an. Hier fielen seine bereits etablierten klinisch wissenschaftlichen Projekte auf fruchtbaren Boden und erleben bis heute eine erfolgreiche Fortsetzung. Zu seinen vorrangigen Forschungsprojekten gehört die Weiterentwicklung auf dem Gebiet der roboterassistierten Chirurgie, die er in enger Kooperation mit dem Institut für Robotik der TU Braunschweig betreibt. Im Fokus der klinisch experimentellen Onkologie stehen innovative Verfahren wie Zytometrie und Hyperspectral Imaging zur Früherkennung und Prädiktion von Karzinomen sowie immunzytologische Forschungsprojekte, die unter seiner Leitung eine intensive Förderung erfahren.

Im Fokus der klinisch experimentellen Onkologie stehen innovative Verfahren zur Früherkennung von Karzinomen

Als Lehrer und Hochschuldozent übermittelt Prof. Bootz die Faszination unseres Fachgebiets. Sein Engagement spiegelt sich in vielfältigen Aktivitäten der wissenschaftlichen Gesellschaften wider. Dies gilt insbesondere für die Arbeitsgemeinschaft Onkologie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, deren Vorsitz er von 1996–2001 inne hatte sowie seit 2001 für die Arbeitsgemeinschaft Schädelbasis- und Kraniofaziale Chirurgie der Deutschen Gesellschaft für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 2002/2003 übernahm er die Präsidentschaft für die Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, 2003/2005 für die Deutsche Gesellschaft für Schädelbasischirurgie und 2007/2008 für die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Als Gründungspräsident gilt seit 2001 sein besonderes Engagement der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie. 2008 wurde ihm die Honorarprofessur der Medizinischen Fakultät Victor Babes in Timisoara, Rumänien, verliehen.

Seine umfassenden klinisch wissenschaftlichen Erfahrungen hat Prof. Bootz in bisher 156 Originalarbeiten, 63 Buchbeiträgen und 11 Büchern dokumentiert.

Als Klinikdirektor gelingt es Prof. Bootz mit feinsinniger Gabe, seinen Mitarbeitern den Maßstab hohen Anspruchs authentisch zu vermitteln, den klinisch wissenschaftlichen Horizont zu weiten und stets Impulse für wissenschaftliche Innovationen zu geben.

Seine Mitarbeiter und Schüler gratulieren zum 60. Geburtstag und übermitteln ihren Dank mit den nachfolgenden wissenschaftlichen Beiträgen.

Abb. 1
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Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Bootz