Der nahezu exponentielle Anstieg der Weltbevölkerung geht mit einem zunehmenden Bedarf an Nahrungsmitteln, Wasser, Energie und Rohstoffen einher. Gleichzeitig führen Lebensstiländerungen und ein steigender Lebensstandard in vielen Ländern zu zusätzlichem Ressourcenverbrauch. Obwohl bereits vor 50 Jahren eine Debatte zu den „Grenzen des Wachstums“ auf unserem Planeten durch den Club of Rome angestoßen wurde [5], haben sich ökologische Probleme, darunter die globale Erwärmung, in den letzten Jahren verschärft. Die wissenschaftliche Evidenz zum Einfluss menschlichen Handelns auf den Klimawandel ist eindeutig [3]. Der Begriff „Klimakrise“ erscheint angemessen, da die Lebensgrundlage für einen erheblichen Teil der Menschheit akut gefährdet ist. So offenkundig das Problem ist, so umstritten und teilweise schwierig umzusetzen sind die daraus abzuleitenden gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen. Immerhin wird die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Transformation hin zu Klimaneutralität zumindest in Europa überwiegend anerkannt. Zur Erreichung dieses Ziels bedarf es allerdings erheblicher Umstrukturierungen in allen Lebensbereichen, auch im Gesundheitswesen, welches als erheblicher Emittent von Treibhausgasen gilt [7]. Daher begrüßen wir sehr, dass die Zeitschrift Die Dermatologie ein Themenheft „Nachhaltigkeit in der Dermatologie“ ermöglicht.

Die nachfolgenden Arbeiten von Saha et al. sowie von Löffler gehen praxisnah und anschaulich auf wichtige Aspekte für das Erreichen eines nachhaltigen, energieeffizienten und ressourcenschonenden Arbeitens, jeweils in der ambulanten und der stationären Dermatologie, ein. Unterschieden werden Maßnahmen der Adaptation (Anpassung) an geänderte klimatische Bedingungen und der Mitigation (Abmilderung) des Klimawandels. Adaptation kann proaktiv oder reaktiv erfolgen und zielt darauf ab, die Klimaresilienz von Ökosystemen und Gesellschaften zu erhöhen. Steigende Temperaturen und assoziierte Extremwetterereignisse werden in unserem Fachgebiet beispielsweise die Inzidenz und Schwere atopischer Erkrankungen und Allergien, aber auch bestimmter Infektionserkrankungen ungünstig beeinflussen [2, 4]. Vorbereitungen auf diese Entwicklung fallen in den Bereich der Klimaadaptation. Mitigation bezeichnet hingegen Maßnahmen, die eine Abmilderung des Klimawandels durch Reduktion der Emissionen bezwecken. Das Fachgebiet der Dermatologie bietet in beiden Bereichen erhebliche Potenziale.

Die alltägliche Verordnung topischer Therapeutika hebt unseren von anderen Fachbereichen ab. Schempp et al. erörtern daher in ihrem Beitrag, welche Inhaltsstoffe von Externa potenziell umweltschädlich sind. Die Arbeit zeigt auch auf, welche Alternativen zu nicht nachwachsenden, mineralölbasierten Rohstoffen sowie Kunststoffpolymeren für Topika infrage kommen, und erklärt, was sich hinter den Begriffen Natur- oder Biokosmetik verbirgt. In einem weiteren Übersichtsartikel von Saha et al. beleuchten die Autor*innen die vielfältigen Auswirkungen von Kunststoffen (Plastik) auf die Umwelt und den Zusammenhang zum Klimawandel. Dies ist angesichts des Vorkommens dieser Stoffe in Externa und deren Verpackungen ebenfalls dermatologisch äußerst relevant.

Das Gesundheitswesen gilt als erheblicher Emittent von Treibhausgasen

Heuer und Nast betonen in ihrem Artikel schließlich die Untrennbarkeit von individueller und planetarer Gesundheit und appellieren an Leitlinienautoren, die Klimafolgen bestimmter diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen zu berücksichtigen. Die Herausforderungen, die im Detail bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in der evidenzbasierten Medizin auftreten können, werden in diesem fünften Übersichtsartikel eindrucksvoll aufgearbeitet.

Dass die Dermatologie in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz scheinbar hinterherhinkt, wird an folgendem Beispiel sichtbar: Ein gemeinschaftlicher Aufruf für mehr Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität, der 2019 in mehr als 230 Fachjournalen veröffentlicht wurde [1], erschien in keinem einzigen dermatologischen Journal. Diese Beobachtung war Anlass für einen lesenswerten Appell amerikanischer Dermatolog*innen, der im Jahr 2022 in 4 namhaften dermatologischen Journalen publiziert wurde [6].

Wir hoffen, dass Sie die Lektüre dieses Leitthemenheftes sensibilisiert und inspiriert, in Ihrem Arbeitsumfeld bewusst Maßnahmen zur Klimaadaptation und -mitigation zu etablieren. Schließlich sollte unser abwechslungsreiches Fach Teil der Lösung und nicht Teil des Problems eines übermäßigen Ressourcenverbrauchs in der Medizin sein. Auch kleinere strukturelle und prozessorientierte Änderungen können substanziell zu verbesserter Klimaresilienz und Umweltschutz beitragen. Helfen Sie mit, denn jetzt ist die Zeit zu handeln.