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Anamnese und klinischer Befund
Eine 42-jährige Patientin stellte sich mit einer partiell nodulären, pigmentierten Läsion mit symmetrischem Halo am Rücken vor (Abb. 1 und 2). Sie wies multiple Nävi auf, und 2 Jahre zuvor war ein AJCC(American Joint Committee on Cancer)-2017-T1a-Melanom am linken Unterschenkel exzidiert worden. Aufgrund der Lokalisation am Rücken hatte die Patientin weder die Entstehung noch Veränderungen der Läsion bemerkt gehabt.
Wie lautet Ihre Diagnose?
In der Dermatoskopie zeigten sich ein strukturloses, braunes Muster in der Peripherie sowie blauweiße Areale, kurze weiße Linien und irreguläre, schwarze Punkte im Zentrum (Abb. 1a). Die histopathologische Aufarbeitung der Läsion zeigte einen asymmetrischen, melanozytären Tumor mit 2 Komponenten, der partiell über Anteile eines melanozytären Nävus, jedoch auch über intraepidermale und dermale Komplexe von atypischen Melanozyten mit Fibrose und Entzündungszeichen verfügte, was zu der Diagnose AJCC-2017-T2a-Melanom in Assoziation mit einem melanozytären Nävus führte (Abb. 2). Der Tumor selbst zeigte ausgeprägte Entzündungszeichen, wohingegen die klinisch depigmentierten Schultern der Läsion nur ein sehr gering ausgeprägtes entzündliches Infiltrat zeigten.
Diagnose: Nävus-assoziiertes Melanom mit Halo-Phänomen
Halo-Nävi sind vertraute Läsionen für DermatologInnen und treten typischerweise als multiple Läsionen bei jungen Personen auf. In der Dermatoskopie zeigen sie üblicherweise die klassischen Zeichen benigner Nävi wie ein globuläres Muster oder ein strukturloses, braunes Muster. Verlaufskontrollen scheinen bei Halo-Nävi keine relevante Rolle zu spielen, da diese im digitalen Follow-up häufig Veränderungen abhängig vom Stadium zeigen, die jedoch keinen Einfluss auf das Management haben. Während keine Interventionen bei multiplen Halo-Nävi bei jungen Personen erforderlich sind, sollte bei singulären melanozytären Läsionen mit einem Halo bei älteren Erwachsenen an das sehr seltene Halo-Melanom gedacht werden. Jedoch zeigten die bis dato in der Literatur beschriebenen Halo-Melanome einen asymmetrischen Halo oder eindeutige melanomspezifische Kriterien in der Dermatoskopie [1]. Halo-Nävi und Halo-Melanome, die durch eine immunologische Reaktion entstehen, müssen von Pseudo-Halo-Nävi und Melanomen mit Pseudo-Halo-Phänomen, die durch selektive Applikation von Sonnenschutzmitteln entstehen, unterschieden werden [2]. Ein solches Verhalten berichtete die Patientin in unserem Fall nicht. Im Gegensatz zu den seltenen Halo-Melanomen sind Nävus-assoziierte Melanome schon lange bekannt. Eine kürzlich publizierte Metaanalyse zeigte, dass bis zu 30 % aller Melanome in Assoziation mit einem Nävus entstehen [3]. Jedoch wurde unseres Wissens nach bis dato kein einziger Fall eines Halo-Nävus-assoziierten Melanoms publiziert. Im hier präsentierten Fall wäre es wahrscheinlich, dass erst die Entwicklung des Melanoms, eines zu hohem Grad immunologischen Tumors, im Nävus zur Entstehung des Halos geführt hat und nicht der vorbestehende Nävus per se dafür verantwortlich zeichnete.
Fazit für die Praxis
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Zusammenfassend berichten wir hier über einen sehr ungewöhnlichen Fall eines Nävus-assoziierten Melanoms mit Halo-Phänomen.
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Dermatoskopische und histopathologische Charakteristika der Läsion führten letztlich zur Diagnose des Melanoms.
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Unser Fall unterstützt das Konzept, solitäre Läsionen mit Halo bei Erwachsenen zu exzidieren, um ein einen Halo-Nävus imitierendes Halo-Melanom auszuschließen.
Literatur
Kolm I, Di Stefani A, Hofmann-Wellenhof R et al (2006) Dermoscopy patterns of halo nevi. Arch Dermatol 142:1627–1632
Suzuki N, Dalapicola M, Argenziano G et al (2016) Halo and pseudo-halo melanoma. J Am Acad Dermatol 74:e59–e61
Pampena R, Kyrgidis A, Lallas A et al (2017) A meta-analysis of nevus-associated melanoma: Prevalence and practical implications. J Am Acad Dermatol 77:938e45
Funding
Open access funding provided by Medical University of Graz.
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A. Blum, Konstanz
R. Hofmann-Wellenhof, Graz
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Woltsche, N., Cerroni, L. & Zalaudek, I. Melanozytäre Läsion mit Halo – Good Guy oder Bad Guy?. Hautarzt 71, 482–484 (2020). https://doi.org/10.1007/s00105-020-04569-4
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00105-020-04569-4