Analysen von Genexpressionen und deren Assoziation mit entzündlichen Hauterkrankungen haben auf molekularer Ebene unterschiedliche, aber auch überlappende pathogenetische Reaktionswege und damit verbunden verschiedene Zielstrukturen aufgezeigt [6, 7]. Diese Erkenntnisse können sich neue Methoden der Pharmakologie zunutze machen, die ein gezieltes „Design“ von Arzneimitteln mit gewünschten Eigenschaften möglich machen und eine gezielte hemmende oder fördernde Wirkung auf ein bestimmtes Target dieser Reaktionswege ermöglicht. Dieses Vorgehen hat zu eindrucksvollen Therapiererfolgen z. B. bei Tumorerkrankungen wie dem malignen Melanom oder der Psoriasis geführt, die in speziellen Themenheften dieser Zeitschrift dargestellt wurden und regelmäßig aktualisiert werden.

Neue Methoden der Pharmakologie ermöglichen ein gezieltes „Design“ von Arzneimitteln

Die Hintergründe einer solchen Pharmakologie bei der Entwicklung biologischer Arzneimittel werden in dieser Ausgabe von J. Wohlrab diskutiert. Eine prinzipielle Schwierigkeit in der Entwicklung dieser „targeted therapy“ sind im Vergleich zu klassischen Medikamenten fehlende oder nur unzureichende tierexperimentelle Daten vor Beginn der Anwendung beim Menschen, da sich Rezeptoren oder andere Zielstrukturen beim Tier von denen beim Menschen unterscheiden, auch wenn einzelne Zielstrukturen z. B. bei Mäusen humanisiert wurden.

Nachdem die Anwendung einer solchen „targeted therapy“ bei onkologischen Indikationen in vielen Fällen verträglich und wirksam eingesetzt wurde, eröffnete sich die Möglichkeit, derartige Therapien auch bei benignen, insbesondere chronisch entzündlichen Erkrankungen zu entwickeln. So wurden für die Psoriasis zahlreiche Präparate für verschiedene Zielstrukturen etabliert, deren Anwendung inzwischen klinische Routine geworden ist (Tab. 1). Mit Omalizumab konnte ein wesentlicher Fortschritt in der Therapie der chronischen Urtikaria erzielt werden, der demnächst z. B. mit Ligelizumab eine weitere Ergänzung findet [3]. Diese Entwicklungen haben nun auch die Therapie der atopischen Dermatitis erreicht. Nachdem ein erster Antikörper, der gegen die α(Interleukin)-Untereinheit des dimeren IL-4-Rezeptors gerichtet ist und die Wirkung von IL‑4 und IL-13 inhibiert (Dupilumab) zugelassen wurde, laufen gegenwärtig weltweit 754 klinische Studien zur Behandlung der atopischen Dermatitis mit über 70 neuen Substanzen (Stand August 2019, Webside FDA [Food and Drug Administration]) [1, 5]. Gerade bei der atopischen Dermatitis kommt die Möglichkeit der topischen Behandlung von Hauterkrankungen hinzu, zum einen als ergänzende Therapie bei systemischem Einsatz solcher Präparate, zum anderen aber auch die topische Anwendung neuer Therapien. Das gilt besonders für Januskinaseinhibitoren, die deshalb in diesem Heft in einem eigenen Beitrag vorgestellt werden. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die über viele Jahrhunderte verwendete Teerbehandlung bei chronischen Entzündungserkrankungen der Haut wie Psoriasis oder atopischer Dermatitis als Zielstruktur den für Pharmakologie und Toxikologie besonders interessanten Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor (AhR) hatten, der als Sensor für Umwelteinflüsse auf die Haut durch Chemikalien, UV-Licht und Mikrobiom Einfluss auf epidermale Zelldifferenzierung einschließlich Hautbarrierebildung nimmt und antientzündliche Reaktionen auslösen kann [2, 4]. Da aufgrund ihrer potenziellen kanzerogenen und kosmetisch beeinträchtigenden Wirkungen Teerprodukte heute kaum noch eingesetzt werden, hat die Suche nach „tar smarts“ unter den vielen AhR-Liganden begonnen, und mit der Substanz Tapinarof liegen erste vielversprechende Ergebnisse bei Psoriasis und atopischer Dermatitis vor, was in einem weiteren Beitrag in diesem Heft zusammengefasst wird.

Schließlich sind toxikologische Bewertungen ein wichtiger Bestandteil in der Beurteilung von Pharmaka und Kosmetika. Grundlagen einer Risikobewertung werden daher in einem Beitrag am Beispiel des Resorcin diskutiert. Dabei gilt die klassische toxikologische Regel, dass nicht der Stoff alleine das Risiko ist, sondern auch dessen Dosierung.

Tab. 1 „Targeted therapy“ bei Psoriasis