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Die Dermatologie, wie wir sie in Deutschland und Europa kennen, unterscheidet sich wesentlich von der Dermatologie, wie sie in einem Großteil der tropischen und subtropischen Länder dieser Erde betrieben wird. Dies betrifft die dermatologischen Versorgungsherausforderungen einerseits und die dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen andererseits.
Während die Schwerpunkte der dermatologischen Versorgung in Deutschland, aber auch in anderen hoch entwickelten Ländern des Westens beim Hautkrebs, bei chronischen entzündlichen Dermatosen, chronischen Wunden und Allergien liegen, stehen in den tropischen und subtropischen Ländern, die häufig sog. „Entwicklungsländer“ sind, nichtinfektiöse und infektiöse tropische Erkrankungen des Hautorgans im Vordergrund des klinischen Spektrums [1].
Wird die Dermatologie in den vom demografischen Wandel und der Überalterung ihrer Gesellschaften betroffenen Industrieländern immer mehr zu einer Dermatologie der Haut des alten Menschen, prägt in den Ländern des Südens vielfach die pädiatrische Dermatologie den klinischen Alltag.
Verfügen wir in Deutschland über ein dichtes Netz von Hautkliniken und niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten der Dermatologie, ist in vielen Ländern Afrikas und auch Asiens eine dermatologische Versorgung allenfalls rudimentär gegeben.
Und sind wir es in Deutschland wie selbstverständlich gewohnt, zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten einer Hightech-Medizin einzusetzen, müssen unsere Kolleginnen und Kollegen in den „Countries of Need“ vielfach mit minimalen diagnostischen und therapeutischen Mitteln auskommen [2]. Ohne große klinische Erfahrung sowie Fähigkeiten und die Bereitschaft zur Improvisation können sie vielfach nicht praktizieren.
Die Herausforderungen auch für Dermatologinnen und Dermatologen in Deutschland, sich auf eine globale Perspektive der Dermatologie einzustellen, sind in den vergangenen Jahren gewachsen und werden weiter zunehmen.
Deutschland hat seit der Wiedervereinigung 1990 als großes Land im Zentrum Europas, in der Europäischen Union und im westlichen Verteidigungsbündnis zunehmend auch internationale Verantwortung übernommen – sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich.
Bis zu 25 % aller Konsultationen durch militärisches Personal in tropischen Einsatzgebieten betreffen die Dermatologie
Im zivilen Bereich wurden die Aktivitäten in der Entwicklungshilfe, gerade auch in der Unterstützung beim Aufbau von Strukturen in Gesundheitssystemen, erheblich ausgeweitet. Deutsche Dermatologen haben beim Aufbau dermatologischer Kliniken und der Etablierung dermatologischer Weiterbildungsstätten in Afrika und in Asien Großes geleistet. Neben diesen strukturell wichtigen Einrichtungen stehen konkrete Hilfsmissionen wie eine „Medizinkarawane“ in Marokko oder das Projekt für hautkranke Kinder in Kenia. Zahlreiche dieser Projekte wurden und werden durch ehrenamtlich tätige freiwillige Dermatologinnen und Dermatologen aus Deutschland unterstützt. Eine Übersicht (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) über zivile Einsatzprojekte der deutschsprachigen Dermatologie im tropischen Ausland gibt die Tab. 1.
Die deutsche Bundeswehr war während der Zeit des Kalten Krieges weitgehend auf die unmittelbare Landesverteidigung ausgerichtet. Mit dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes und gleichzeitigen internationalen Herausforderungen durch Katastrophenereignisse, regionale Konflikte und die Bekämpfung des internationalen Terrorismus wurden die deutschen Streitkräfte zunehmend in Auslandseinsätze entsandt. Im Rahmen der Auslandseinsätze der Bundeswehr ist für die dort eingesetzten Soldaten eine sanitätsdienstliche Betreuung sicherzustellen, die im Ergebnis einer Versorgung in Deutschland entspricht. Dies betrifft auch die dermatologische Versorgung. Die Dermatologie in der Bundeswehr, vertreten in 4 Abteilungen der Bundeswehrkrankenhäuser und ambulanten Facharztzentren, wurde damit – neben ihrer bleibenden Aufgabe der sanitätsdienstlichen Versorgung der Soldaten im Inland – immer mehr zu einer Einsatzdisziplin (Tab. 2). Zwar sind bei akuten, durch Gewalteinwirkung gekennzeichneten militärischen Konflikten primär traumatologisch ausgerichtete Disziplinen wie die Unfallchirurgie oder die Anästhesie in besonderer Weise gefordert. Bei längeren Standzeiten und friedenssichernden Einsätzen ändert sich jedoch das Bild. Bis zu 25 % aller medizinischen Konsultationen durch militärisches Personal in tropischen Einsatzgebieten betreffen die Dermatologie [3], und Hautkrankheiten können im Einsatz die Dienstfähigkeit wesentlich beeinträchtigen oder gar zur Rückverlegung hoch qualifizierter militärischer Spezialisten in die Heimat zwingen. So traten etwa im Vietnam-Konflikt durch den tropischen „Nässefuß“ mehr Ausfälle auf als durch Feindeinwirkung [4]. Die endemischen Tropendermatosen bedrohen auch die Einsatzkräfte und werden bei diesen beobachtet [5]. Der Erwerb der für diese Einsätze erforderlichen spezifischen tropendermatologischen Fähigkeiten und die Inübunghaltung dieser Einsatzdermatologen sind eine besondere wehrmedizinische Herausforderung, zumal tropendermatologische Weiterbildungsmöglichkeiten im Inland nur beschränkt zur Verfügung stehen.
Die Aufgaben für die Dermatologie als Einsatzmedizin, sei es im zivilen oder im militärischen Bereich, wurden in der wissenschaftlichen Literatur bisher weitgehend vernachlässigt. Auch die wissenschaftliche Analyse der Erfahrungen aus den bisherigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr lässt auf sich warten. Wertvolle wehrmedizinische Daten könnten im Rahmen von Forschungsprojekten für die Optimierung zukünftiger Einsätze nutzbar gemacht werden.
Dieses Leitthemenheft der Zeitschrift Der Hautarzt soll daher einen Anfang machen mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung wichtiger Fragen für die Einsatzdermatologie:
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1.
Wie ist das Spektrum dermatologischer Erkrankungen in spezifischen Regionen?
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2.
Welche diagnostischen und therapeutischen Ressourcen werden bei Einsätzen in diesen Regionen benötigt?
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3.
Wie sind die Struktur und Qualität der Gesundheitseinrichtungen in diesen Regionen, um dermatologische Missionen lokal optimal zu vernetzen?
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4.
Welche Anforderungen sind an die Weiterbildung und Inübunghaltung von Einsatzdermatologinnen und Dermatologen zu stellen?
Eine Reihe von Autoren mit breiter Erfahrung in der Tropen- und Einsatzdermatologie hat dankenswerterweise Beiträge für dieses Heft geliefert.
Frau OStArzt Dr. Katrin Völker hat ihre tropendermatologische Weiterbildung in Ghana und Tansania absolviert und berichtet über ihre Erfahrungen in diesen Regionen. Dr. Christoph Bendick hat in dem durch die Schreckensherrschaft der Roten Khmer um Jahrzehnte zurückgeworfenen Kambodscha an der Umsetzung des „Masterplan Dermatology“ entscheidend mitgewirkt und die Dermatologie in Pnom Penh aufgebaut. Oberstarzt Dr. Marcellus Fischer, Leitender Arzt der Abteilung Dermatologie und Venerologie des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg in enger Kooperation mit dem Bernhard-Nocht-Institut, war als Dermatologe an mehreren Auslandseinsätzen beteiligt und hat seine tropendermatologischen Kenntnisse unter anderem in Manaus, Brasilien, erworben. OFArzt a. D. Dr. Rolf Dieterle war vielmals als Dermatologe in Afghanistan im Einsatz, schildert hier aber seine Erfahrungen als Einsatzdermatologe aus den 1990er-Jahren in Kambodscha und Somalia. PD Dr. Joachim Fluhr und Dr. Christa Mockel-Kocks waren wiederholt bei einer von einer französischen Hilfsorganisation geleiteten „Medizin-Karawane“ im ländlichen Marokko im Einsatz. OFArzt d. Res. Prof. Dr. Michael Faulde und FltlArzt Dr. Kay Erkens berichten über die Epidemiologie und Prophylaxe der Leishmaniasis in Nordafghanistan – ein endemisches Gesundheitsproblem in der Einsatzregion [3], das von den deutschen Streitkräften erfolgreich gemeistert wurde. Prof. Dr. Peter Elsner stellt schließlich die Anforderungen dar, die sich aus der zunehmenden Bedeutung der Einsatzdermatologie für die ärztliche Weiter- und Fortbildung ergeben.
Dermatologen, so lassen sich diese Berichte zusammenfassen, sind in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten sowohl bei zivilen als auch bei militärischen friedensschaffenden, friedenserhaltenden und humanitären Einsätzen in den Tropen in besonderer Weise gefordert. Zur Sicherstellung dieser spezifischen Fähigkeiten, die in einer „normalen“ Facharztweiterbildung im Inland nicht in der erforderlichen Tiefe erworben werden können, sind angesichts des absehbar zunehmenden Bedarfs an Fachkräften zunehmende Anstrengungen vonnöten.
Prof. Dr. Peter Elsner
Dr. Manfred Glitsch
Prof. Dr. Hans Merk
Literatur
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Hay R, Estrada R, Grossmann H (2011) Managing skin disease in resource-poor environments – the role of community-oriented training and control programs. Int J Dermatol 50(5):558–563
Bailey MS, Caddy AJ, McKinnon KA, Fogg LF, Roscoe M, Bailey JW, O'Dempsey TJ, Beeching NJ (2012) Outbreak of zoonotic cutaneous leishmaniasis with local dissemination in Balkh, Afghanistan. J R Army Med Corps. 158(3):225-228
Allen AM, Taplin D (1973) Tropical immersion foot. Lancet 2(7839):1185–1189
Morand JJ, Lightburn E (2005) [Experience of a dermatologist on an overseas military mission: operation Licorne in Cote d’Ivoire]. Med Trop (Mars) 65(2):129–132
Kopf AW (1993) International foundation for dermatology. A challenge to meet the dermatologic needs of developing countries. Dermatol Clin 11(2):311–314
Schmeller W (2008) [Yesterday, today, tomorrow]. J Dtsch Dermatol Ges 6(4):330–333
Tebbe B (2000) [Dermatology in Sri Lanka. First continuing education cooperation with a German university dermatology clinic]. Hautarzt 51(8):619–620
Schmidt E, Rose C, Mulyowa GK, Jäger G (2004) [Dermatology at the University Hospital of Mbarara, Uganda]. J Dtsch Dermatol Ges 2(11):920–927
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Elsner, P., Glitsch, M. & Merk, H. Dermatologie im Auslandseinsatz. Hautarzt 66, 308–310 (2015). https://doi.org/10.1007/s00105-015-3638-5
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