Die Beschäftigung mit den humanen Papillomviren (HPV) und den durch sie hervorgerufenen Erkrankungen hat zu mehreren herausragenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und zur Verleihung des medizinischen Nobelpreises an Harald zur Hausen im Jahr 2008 geführt. Die erste Charakterisierung von DNA humaner Papillomviren erfolgte aus kutanen Warzen am Institut für Virologie der Universität Freiburg durch Harald zur Hausen et al. [3]. Ein Jahr später beschrieben die Warschauer Dermatologin Stefania Jablonska und Gérard Orth vom Institut Pasteur in Paris, dass durch HPV 5 induzierte Warzen bei Patienten mit der seltenen Genodermatose Epidermodysplasia verruciformis in Plattenepithelkarzinome degenerieren können [4]. Harald zur Hausen et al. [1] konnten 1983 auch die ursächliche Rolle von HPV 16 beim Zervixkarzinom darstellen. Aus molekularbiologischer Sicht ist es faszinierend, dass ein kleines DNA-Virus mit nur 7–8 Genen und einem sehr kurzen Genom von ca. 8000 Basenpaaren humane Zellen in Krebszellen verwandeln kann. Früh wurden 2 Gene, E6 und E7, als ursächlich für die onkogene Potenz mancher HPV-Typen identifiziert. Die Beschäftigung mit diesen Genen erlaubte es, die Wirkungsweise der menschlichen Tumorsuppressorgene p53 und Retinoblastom (RB1) besser zu verstehen, sodass auch außerhalb der Tumorvirologie wichtige Impulse an die onkologische Forschung gesandt wurden [2, 5]. Nachdem die genitalen onkogenen HPV, und hierbei insbesondere die Typen HPV 16 und 18, als Auslöser des Zervixkarzinoms erkannt wurden, konnten die allerersten Impfstoffe für eine Krebserkrankung des Menschen entwickelt und erfolgreich zugelassen werden.

HPV-Typ und Zugehörigkeit zu den verschiedenen HPV-Genera sind für den klinischen Verlauf und das Therapieansprechen verantwortlich

Bevor die molekularbiologischen Techniken der DNA-Hybridisierung zur Verfügung standen, ging man noch davon aus, dass nur ein humanes Papillomvirus für alle Warzenerkrankungen verantwortlich sei und dass die unterschiedlichen Krankheitsbilder durch die unterschiedliche Lokalisation der Infektion hervorgerufen würden. Heute sind mehr als 100 verschiedene HPV-Typen identifiziert, und es wird immer deutlicher, dass HPV-Typ und Zugehörigkeit zu den verschiedenen HPV-Genera nicht nur für Art und onkogenes Potenzial der Warzenerkrankung, sondern auch für klinischen Verlauf und Therapieansprechen verantwortlich sind. Condylomata acuminata und Verrucae vulgares stellen für den Dermatologen häufige und leider recht therapieresistente Infektionen dar. Die Zunahme an Wissen und Verständnis für HPV-induzierte Erkrankungen hat nur langsam Einzug in die Therapie von genitalen und kutanen Warzenerkrankungen gefunden. HPV-spezifische Virostatika existieren bislang nicht, und über die effektivsten destruktiven oder immunologischen Therapiemodalitäten herrscht noch kein universeller Konsens. Klinische Erfahrung und manuelles Geschick bleiben heute noch wichtige Voraussetzungen für eine effektive und nebenwirkungsarme Therapie. Es kann gehofft werden, dass auch für kutane extragenitale HPV-induzierte Warzen in Zukunft eine Impfung entwickelt wird, damit vielen Kinder und Jugendlichen teils schmerzhafte Warzentherapien erspart bleiben.

Prof. Dr. Albert Rübben