FormalPara Originalpublikation

Bharat A et al (2020) Lung transplantation for patients with severe COVID-19. Sci Transl Med 12(574):eabe4282. https://doi.org/10.1126/scitranslmed.abe4282.

FormalPara Hintergrund.

Seit Februar 2021 wurde mittlerweile bei über 103 Mio. Menschen COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2) diagnostiziert, wobei über 2 Mio. Patienten bereits verstorben sind (https://coronavirus.jhu.edu). Außerdem gibt es weltweit mehr als 26 Mio. aktive Fälle, wovon sich über 107.000 in ernstem oder kritischem Zustand befinden (www.worldometers.info). Bei einigen Patienten kann sich in der Folge ein schweres Atemversagen mit Lungenfibrose entwickeln, welches eine Lungentransplantation als letzte lebensrettende Behandlung notwendig machen kann. Jährlich werden in Deutschland etwa 350 Lungentransplantationen mit einem 1‑Jahres-Überleben von fast 85 % und einem 3‑Jahres-Überleben von fast 75 % durchgeführt (www.dso.de).

FormalPara Methoden.

Die Autoren führten im Juni 2020 die erste Lungentransplantation nach COVID-19 in den USA durch. Sie berichten hier über drei konsekutive, erfolgreiche Lungentransplantationen bei COVID-19-Patienten mit Langzeitbeatmung und extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO), bei denen eine Erholung als sehr unwahrscheinlich eingestuft wurde. Die Autoren verglichen dann Lungengewebe von den Transplantatempfängern mit Lungengewebe von zwei COVID-19-Patienten, die an einem akutem Lungenversagen (ARDS) verstorben waren. Die Lungen dieser fünf Patienten waren frei von SARS-CoV‑2 (severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2), jedoch zeigte sich bei allen Patienten eine Lungenfibrose im Endstadium.

FormalPara Ergebnisse und Fazit des Reviews.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass einige COVID-19-Patienten eine schwere fibrotische Lungenerkrankung entwickeln, wobei die Genexpression im Lungengewebe einer Lungenfibrose sehr ähnlich sein sollen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie werden auch von weiteren Publikationen unterstützt. Die weltweit erste Lungentransplantation nach COVID-19 erfolgte im Februar 2020 in China [1]. Chen et al. berichten in dieser Publikation über zwei erfolgreiche Lungentransplantationen bei drei Patienten. In den explantierten Lungen konnten sie ausgedehnte Hämorrhagien und interstitielle Fibrosen feststellen. Han et al. führten ein Monat später, ebenfalls in China, Lungentransplantationen bei zwei älteren COVID-19-Patienten mit Erfolg durch [2]. Sowohl bei der 66-jährigen Patientin als auch bei dem 70-jährigen Patienten konnte das Virus, wie in der Studie von Bharat et al., nicht mehr in den explantierten Lungen nachgewiesen werden. In Europa wurde die erste erfolgreiche Lungentransplantation nach COVID-19 im Mai 2020 in Wien durchgeführt [3].

Diese Fallberichte zeigen, dass die Lungentransplantation dem Therapiespektrum von Patienten mit COVID-19-assoziiertem Lungenversagen hinzugeführt werden muss. Das Kriterium für die Patientenauswahl und das Timing der Lungentransplantation muss jedoch erst noch in zukünftigen Studien validiert werden.