FormalPara Originalpublikation

Wang XY, Zhang R, Wang Z et al (2019) Meta-analysis of the association between primary tumour location and prognosis after surgical resection of colorectal liver metastases. Br J Surg. 1747–1760. https://doi.org/10.1002/bjs.11289

FormalPara Hintergrund.

Das kolorektale Karzinom hat weltweit die dritthäufigste Inzidenz und stellt die zweithäufigste Krebstodesursache dar. Etwa 50–60 % der Patienten entwickeln im Verlauf der Erkrankung Lebermetastasen. Patienten im Stadium III und IV weisen eine schlechtere Prognose auf, wenn der Primarius im rechtsseitigen Kolon lokalisiert ist [2, 3]. Die hier vorgestellte Metaanalyse untersucht, ob auch nach der Resektion kolorektaler Lebermetastasen die Lokalisation des Primarius einen Einfluss auf die Prognose hat.

FormalPara Methoden.

In diese Metaanalyse wurden 44 retrospektive Studien aus dem Zeitraum von 1982 bis 2016 eingeschlossen. Ein Follow-up von mindestens 3 Jahren wurde als adäquat angesehen.

FormalPara Ergebnisse.

Insgesamt 21.953 Patienten wurden in diese Metaanalyse eingeschlossen. 68,8 % der Patienten hatten synchrone Lebermetastasen, 31,2 % metachrone Lebermetastasen. Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose war bei 88,1 % der eingeschlossenen Patienten ein T3- oder T4-Stadium nachweisbar, bei 67,9 % lag eine lymphogene Metastasierung vor. Eine rechtsseitige Tumorlokalisation war mit einem schlechteren Gesamtüberleben (Hazard Ratio [HR] 1,39; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,28–1,51; p < 0,001) assoziiert. Eine rechtsseitige Tumorlokalisation war in der Analyse von 6887 Patienten aus 25 Kohorten mit einem schlechteren krankheitsfreien Überleben assoziiert (HR 1,18; 95 %-KI 1,06–1,32; p = 0,004). Eine multivariate Metaregressionsanalyse konnte einen Einfluss der drei Variablen synchrone Metastasierung, Tumorstadium T3 oder höher und RAS/RAF-Mutation auf die Assoziation zwischen primärer Tumorlokalisation und Gesamtüberleben (p = 0,033) nachweisen. In der Subgruppenanalyse zeigte sich ein stärkerer Einfluss der rechtsseitigen Tumorlokalisation auf das Gesamtüberleben in der nichtasiatischen Bevölkerung im Vergleich zur asiatischen Bevölkerung.

Kommentar

Diese Metaanalyse konnte einen prognostischen Einfluss der Tumorlokalisation bei Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen nach Leberresektion nachweisen, insbesondere im Hinblick auf das Gesamtüberleben. Die Mechanismen, die zu einem Unterschied im Überleben zwischen links- und rechtsseitiger Tumorlokalisation beitragen, sind nicht vollständig geklärt. Klinisch sind rechtsseitige Tumoren mit Lebermetastasierung meist größer, schlechter differenziert (muzinöser Typ) und häufiger mit einer extrahepatischen Metastasierung sowie Lymphknotenbefall assoziiert [1]. Sie unterscheiden sich auf molekularer Ebene unter anderem durch eine häufigere KRAS/BRAF-Mutation und durch schlechtere Ansprechraten auf eine Chemotherapie [1]. Eine Schwäche dieser Metaanalyse liegt am ausschließlichen Einschluss retrospektiver Studien. Dennoch könnten die Ergebnisse dieser Metaanalyse Eingang finden in die Entscheidung über Therapieoptionen in der Rezidivsituation.