FormalPara Originalpublikation

Mariette C et al (2019) Hybrid minimally invasive esophagectomy for esophageal cancer. N Engl J Med 380(2):152–162

FormalPara Hintergrund und Fragestellung.

Minimal-invasive Techniken in der Behandlung von Ösophaguskarzinomen sind zunehmender Bestandteil wissenschaftlicher Untersuchungen. Hohe postoperative Komplikationsraten für die offene Ösophagusresektion, insbesondere pulmonale Komplikationen, geben dazu Anlass. Die Veröffentlichungen zu minimal-invasiven Therapieansätzen im TIME-Trial (2012; [1]) sowie im ROBOT-Trial (2019; [2]) liefern keine eindeutige Antwort für ein Verfahren. Die dritte große Studie zu diesem Thema ist nun im The New England Journal of Medicine (NEJM) publiziert [3].

FormalPara Methodik.

Innerhalb von 2,5 Jahren wurden in einer prospektiv-randomisierten Studie an 13 französischen Zentren 207 Patienten eingeschlossen. Nach Randomisierung (Hybridverfahren; 103 Patienten; laparoskopisch und rechtsseitige Thorakotomie vs. offenes Verfahren; 104 Patienten; transthorakale Ösophagektomie) wurden diese in einer „Intention-to-treat-Analyse“ ausgewertet. In beiden Gruppen erfolgte die Ösophagektomie als Zweihöhleneingriff mit intrathorakaler Anastomose. Als primärer Endpunkt galten intra- und postoperative Komplikationen innerhalb von 30 Tagen klassifiziert nach Clavien-Dindo (≥ Grad II). Sekundäre Endpunkte waren postoperativer Tod, intraoperative und postoperative Major- und Minor-Komplikationen, schwerwiegende pulmonale Komplikationen – jeweils innerhalb von 30 Tagen sowie krankheitsfreies und Gesamtüberleben.

FormalPara Ergebnisse.

Die Gesamtkomplikationsrate war für das Hybridverfahren mit 36 % signifikant niedriger als für das offene Verfahren (64 %; Odds Ratio [OR] 0,31, 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,18–0,55; p < 0,001).

Ebenso wurde eine geringere Inzidenz pulmonaler Komplikationen (18 % vs. 30 %) sowie ein niedriges Risiko für schwere pulmonale Komplikationen für das Hybridverfahren (50 %; OR 0,50, 95 %-KI: 0,26–0,96) erhoben. Für das Hybridverfahren konnte ein um 77 % geringeres Risiko für schwere intraoperative und postoperative Komplikationen innerhalb von 30 postoperativen Tagen bestimmt werden (OR 0,23; 95 %-KI: 0,12–0,44; p < 0,001). Die Anastomoseninsuffizienzrate ergab keinen signifikanten Unterschied (11 % Hybridverfahren; 7 % offenes Verfahren). Nach 3 Jahren zeigte sich für das Hybridverfahren sowohl ein längeres, jedoch nicht signifikantes Gesamtüberleben (67 %; 95 %-KI: 57–75 vs. offenes Verfahren 55 %; 95 % KI: 45–64) als auch ein krankheitsfreies Überleben (57 %; 95 %-KI: 47–66 vs. offenes Verfahren 48 %; 95 %-KI: 38–57).

FormalPara Fazit.

Anhand dieser Studie kann für hybrid-minimal invasive Ösophagektomien eine geringere Inzidenz für schwere intra- und postoperative Komplikationen, insbesondere für pulmonale Komplikationen, im Vergleich zur offenen Ösophagektomie hervorgehoben werden. Aus den zwei Studien TIME und ROBOT kann nicht abgeleitet werden, welcher Teil (abdominell oder thorakal) für die geringere Inzidenz postoperativer Komplikationen verantwortlich ist. Mit der MIRO-Studie hingegen lassen sich nun erstmals Rückschlüsse auf den minimal-invasiven abdominellen Zugang herstellen.

Die Hybridösophagektomie bietet den Vorteil des minimal-invasiven Zuganges mit einer vertretbaren Insuffizienzrate und löst somit die offene Ösophagektomie als Goldstandard in der Behandlung von Ösophaguskarzinomen ab.