Zusammenfassung
Die Achillessehne ist die kräftigste Sehne im menschlichen Körper. Die Ruptur der Achillessehne führt zur Nichtübertragung der Kraft aus der Wadenmuskulatur in den Fuß und damit ist eine Abstoßreaktion nicht mehr möglich. Die Diagnostik der Achillessehnenruptur ist eine klinische Diagnostik. Tastbare Delle und Thompson-Test sind bei großen Hämatomen teilweise nicht eindeutig. Benchmarking für eine Ruptur ist ein Unvermögen eines Einbeinzehenstandes. Mit der Sonographie wird die Lokalisation der Achillessehne und in der dynamischen Untersuchung eine mögliche Adaptation der Sehnenenden untersucht. Eine komplette Adaptation der Sehnenenden ergibt die Möglichkeit einer konservativen Therapie. Sonographische Kontrollen nach 4 und 8 Wochen dokumentieren den Heilungsverlauf. Eine sichtbare Volumenzunahme, besonders im Rupturbereich, bestätigt einen normalen Heilungsverlauf. Das MRT lässt neben der Verifizierung einer Achillessehnenruptur Aufschlüsse über die Sehnenstruktur zu.
Abstract
The Achilles tendon is the strongest tendon in the human body. Rupture of the Achilles tendon prevents the transmission of forces from the calf muscles to the foot and thus the push-off phase of walking and running is no longer possible. The diagnostics of Achilles tendon rupture are typically based on the symptoms and clinical examination. A palpable gap and the Thompson test are sometimes difficult to evaluate in situations with a large hematoma. Benchmarking for a definitive rupture is the inability to perform a one leg heel raise. Sonography is used to determine the localization of the Achilles tendon and during the dynamic examination enables detection of a possible adaptation of the tendon ends. A complete adaptation of the tendon ends gives the possibility of conservative treatment. Sonographic control examinations after 4 and 8 weeks document the course of healing. A visible increase in volume, especially at the rupture site confirms a normal course of healing. Magnetic resonance imaging enables verification of an Achilles tendon rupture and provides more information about the tendon structure.
Literatur
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Wissenschaftliche Leitung
M. Betzler, Essen
H.-J. Oestern, Celle
P. M. Vogt, Hannover
CME-Fragebogen
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Welche Ätiologie und Pathogenese hat eine Achillessehnenruptur?
Sie tritt ab 65 Jahren auf.
Sie ist ein altersabhängiger Strukturwandel im Sinne einer Entzündung.
Systemische Kortikoide und Immunsuppressiva führen häufig zu Achillessehnenrupturen.
Eine Therapie mit Cephalosporinen führt häufiger zu Achillessehnenrupturen.
Lokale Infiltrationen in die Sehne haben keine Auswirkungen auf die Sehnenstruktur.
Welche Aussage zur Achillessehnenruptur trifft zu?
Sie tritt bei Männern und Frauen gleich häufig auf.
Die linke Seite ist häufiger betroffen als die rechte Seite.
Sie wird durch ein Trauma verursacht.
Eine chronische Ruptur erfolgt ohne Peitschenschlaggeräusch.
Häufig ist eine direkte Krafteinwirkung verantwortlich.
Was sollte der Chirurg über Entstehung und klinisches Bild einer Achillessehnenruptur wissen?
Sie entsteht durch indirekte Zugwirkung mit massiver Dorsalextension.
In über 40 % sind Sehnen ohne Vorschädigung betroffen.
Die Sehne reißt meistens im Bereich des kalkanearen Ansatzes.
Die Ruptur selbst geht meist geräuschlos vonstatten.
Der Ruptur geht eine Peritendinopathie voraus.
Welche Aussage ist richtig? Nach einer Achillessehnenruptur …
kann man das Bein nicht mehr benutzen.
ist die Plantarflexion vollständig aufgehoben.
findet sich verlässlich eine tastbare Delle.
ist der Einbeinzehenstand nicht möglich.
kann man die Kleinzehen nicht mehr bewegen.
Welches klinische Untersuchungsmerkmal findet sich bei einer Achillessehnenruptur?
Retraktion der Gastrocnemiui
Negativer Thompson-Test
Hanging-foot-Test negativ
Einbeinzehenstand möglich
Hämatombildung um die Achillessehne herum, mit Schwellung bis zu den Zehengelenken
Was trifft für die apparative Diagnostik bei Verdacht auf eine Achillessehnenruptur zu?
Es sollte routinemäßig eine Röntgenaufnahme des Sprunggelenkes mit Kalkaneus angefertigt werden.
Die Sonographie stellt die Sehnenstrukturen exakt dar.
Ein Achillessehnenriss lässt sich sonographisch lokalisieren.
Eine dynamische Sonographie ist bei einer Ruptur nicht sinnvoll.
Die sonographisch dargestellte Adaptation einzelner Sehnenfasern in Plantarflexion bestätigt die Adaptation der Sehnenstümpfe.
Was ist bei der sonographischen Kontrolle des Heilungsverlaufes nach einer Achillessehnenruptur zu erwarten?
Eine dynamische Untersuchung ist obligat.
Es findet nach 8 Wochen eine Volumenabnahme statt.
Die Kontrollsonographie zeigt erst ab einem halben Jahr eine parallele Ausrichtung der Fasern.
In der Jahreskontrolle lässt sich die Ruptur nicht mehr nachweisen.
Nach 16 Monaten findet sich das Maximum der Volumenzunahme.
Was ist bei der MRT-Kontrolle des Heilungsverlaufes einer Achillessehnenruptur zu beachten?
Eine dynamische Untersuchung in Plantarflexion und Dorsalextension ist der Goldstandard.
In der T1-gewichteten Sequenz zeigt sich nach 2 Monaten im Rupturbereich eine deutliche Signalreduktion.
Bereits nach 8 Wochen ist eine Homogenisierung der Sehne erkennbar.
Eine MRT-Untersuchung nach 8 Wochen ist vor dem Belastungsaufbau notwendig.
Nach 3 Monaten kann man im Rupturbereich immer noch Signalanhebungen feststellen.
Welche Aussage ist richtig? Bei chronischen Rupturen der Achillessehne …
ist die Sonographie das Diagnostikum der Wahl.
ist zur Lokalisation eine MRT-Untersuchung obligat.
findet man im MRT einen umschriebenen echoreichen/signalintensiven Sehnenbereich von 2 cm Ausdehnung.
zeigt sich sowohl sonographisch als auch MR-morphologisch eine deutliche Volumenzunahme.
ist die klinisch palpable Delle ein verlässliches Symptom.
Was trifft für chronische Achillessehnenrupturen zu?
Chronische Rupturen treten als Folge einer verheilten Achillessehnenruptur auf.
Übersehene Achillessehnenrupturen werden ab dem 4. Monat nach dem Primärereignis als chronische Ruptur bezeichnet.
Chronische Rupturen zeigen im histologischen Bild schwere Degeneration und Gefäßeinsprossungen.
Chronische Rupturen führen zu einer vermehrten Plantarflexion.
Sonographisch findet sich bei chronischen Rupturen eine typische Atrophie.
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Thermann, H. Achillessehnenruptur – Teil 1: Ätiologie und Diagnostik. Chirurg 90, 863–872 (2019). https://doi.org/10.1007/s00104-019-01024-6
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Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00104-019-01024-6
Schlüsselwörter
- Klinische Untersuchung
- Sonographische Diagnostik
- Verlaufskontrollen
- Magnetresonanztomographie
- Chronische Ruptur