Oft sind es einzelne Persönlichkeiten, die in der Medizin sich langsam abzeichnenden Entwicklungen den entscheidenden Schub verleihen und diese qualitativ auf eine neue Ebene heben. Auf jeden Fall trifft diese Aussage für das Fachgebiet der Anästhesiologie zu. Zwar kann man sicherlich argumentieren, dass die Emanzipation unseres Faches zu einer eigenständigen Fachdisziplin mit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Jahre 1953 – also über 100 Jahre nach dem „Ether Day“ in Boston im Jahre 1846 – überfällig und auch die erfolgreiche Weiterentwicklung unseres Faches in den Jahren und Jahrzehnten danach wegen der zunehmenden Bedeutung der operativen Medizin unausweichlich waren. Dies würde jedoch den überragenden Beitrag zweier Pioniere und Wegbereiter der modernen Anästhesiologie verkennen, die – jeder zu seiner Zeit – entscheidende Meilensteine für diese Entwicklung geleistet haben: Prof. Hans Killian (1892–1982) und Prof. Rudolf Frey (1917–1981). Anlässlich des 125. bzw. 100. Jahrestags ihrer Geburt beleuchten renommierte Medizinhistoriker um M. Goerig und L. Brandt in der vorliegenden Ausgabe von Der Anaesthesist deren Wirken in zwei individuellen Beiträgen und fügen zu dem bereits bekannten Wissen viele interessante, bislang unpublizierte Daten und Details hinzu [1, 2].

Der Beitrag von Brandt et al. zu Hans Killian wird begleitet von einem gesonderten Editorial von H. Böhrer und H. Petermann, welches – wie auch bereits der Beitrag selbst – neben den unbestrittenen Verdiensten auch die bislang nicht vollständig verstandene Rolle von H. Killian in der Zeit des 3. Reiches thematisiert [3].

Zu Rudolf Frey seien an dieser Stelle in „eigener Sache“ einige Anmerkungen erlaubt, da die Zeitschrift Der Anaesthesist mit seinem Namen untrennbar verbunden ist. Ausgangspunkt war im Jahr 1950 eine Anregung des Chirurgen K. H. Bauer an den damaligen Eigentümer und Leiter des Springer-Verlags, Ferdinand Springer, eine deutschsprachige Zeitschrift für Anästhesiologie zu gründen. Springer besaß eine Neigung zur Fachzeitschrift, griff diesen Gedanken daher auf und bat Rudolf Frey, sich des Projekts anzunehmen. Rudolf Frey stimmte zu und begann mit den entsprechenden Vorbereitungen – erfolgreich, wie sich zeigte: Im April 1952 erschien die Zeitschrift Der Anaesthesist mit ihrem ersten Heft (Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Titelseite der ersten Ausgabe von Der Anaesthesist vom April 1952

Gründungsherausgeber waren damals neben R. Frey (damals noch Heidelberg), Werner Hügin (Basel) sowie Otto Mayrhofer (Wien). Von 1952 an bis zu seinem Tod im Jahr 1981, d. h. fast 30 Jahre lang, blieb R. Frey der Zeitschrift Der Anaesthesist als Herausgeber verbunden und hat deren Entwicklung maßgeblich geprägt und beeinflusst. Rudolf Frey hat – neben der Vielzahl weiterer Verdienste – mit seiner Arbeit damit einen überragenden Anteil am Erfolg der Zeitschrift als dem bis heute führenden Publikationsorgan für wissenschaftliche Beiträge im deutschsprachigen Raum. Springer-Verlag, Herausgeber und wissenschaftlicher Beirat, Autoren und v. a. die Leser und die deutsche Anästhesie sind ihm zu großem Dank verpflichtet.

figure a

B. Zwissler

figure b

R. Rossaint