Leserbrief
C. Eich 1,2 , E. Klingebiel 2 , M. Herrmann 3
1Abteilung Kinderanästhesie, Kinderintensiv- und Rettungsmedizin, Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover
2Zentrum Anaesthesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin, Universitätsmedizin Göttingen
3Abteilung für Radiotherapie und Radioonkologie, Universitätsmedizin Göttingen
Für diagnostische und therapeutische Eingriffe benötigen Kinder häufig eine tiefe (Analgo-)Sedierung, bei der in der Regel keine invasive Atemwegssicherung erfolgt. Eine besondere Situation liegt bei der Radiotherapie von kindlichen Hirntumoren vor. Hier wird während der Bestrahlung mithilfe einer fest sitzenden Kunststoffschale eine vollständige und reproduzierbare Immobilisation des Kopfes sichergestellt. Bei der individuellen Anpassung dieser Schale an das kindliche Gesicht muss daher besonders sorgfältig auf die Freihaltung der oberen Atemwege geachtet werden. Dazu wird der Kopf des (analgo-)sedierten Säuglings oder Kleinkinds üblicherweise in Neutralposition gelagert [1, 2].
Es wird hier über einen 20 Monate alten Jungen berichtet, bei dem ein intrakranialer teratorhabdoider Hirntumor in 30 Sitzungen bestrahlt werden sollte. Während der initialen Anpassung der Immobilisationsschale wurde der Kopf in mäßiger Flexionsstellung des Halses versehentlich auf einem Kissen gelagert (Abb. 1 a). Dies hatte zur Folge, dass die Atemwege verlegt waren, sobald dem sedierten Kind die Immobilisationsschale aufgelegt wurde (Abb. 1 b). Vor Beginn der ersten Bestrahlungssitzung musste diese daher neu modelliert werden. Gemäß gängigem Abteilungsstandard wurde nach Beginn der Sedierung mit Propofol und S-Ketamin eine feste Schaumstoffrolle unter dem Nacken des Kindes platziert (Abb. 2 a). Durch die resultierende Neutralposition des Kopfes konnte nach Auflegen der neu modellierten Immobilisationsschale im Verlauf stets eine vollständige Freihaltung der oberen Atemwege erreicht werden (Abb. 2 b).
Fazit für die Praxis
Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die optimierte Kopfpositionierung zur Freihaltung der oberen Atemwege tief sedierter Kinder ist und wie einfach sowie effektiv dies durch Verwendung einer passenden Nackenrolle erreicht werden kann.
Korrespondenzadresse
PD Dr. C.B. Eich, DEAA 1,2
1Abteilung Kinderanästhesie, Kinderintensiv- und Rettungsmedizin
Kinderkrankenhaus auf der Bult
Janusz-Korczak-Allee 12
30173 Hannover
E-Mail: eich@hka,de
Homepage: www.hka.de
2Zentrum Anaesthesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin
Universitätsmedizin Göttingen
Robert-Koch-Str. 40
37073 Göttingen
E-Mail: ceich@med.uni-goettingen.de
Literatur
Ungern-Sternberg BS von, Erb TO, Frei FJ (2006) Das Management der oberen Atemwege bei spontan atmenden Kindern. Eine Herausforderung für den Anästhetisten. Anaesthesist 55:164–170
Paal P, Niederklapfer T, Keller C et al (2010) Head-position angles in children for opening the upper airway. Resuscitation 81:676–678
Interessenkonflikt
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Eich, C., Klingebiel, E. & Herrmann, M. Gut bekannt doch oft vergessen. Anaesthesist 60, 265–266 (2011). https://doi.org/10.1007/s00101-011-1847-6
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00101-011-1847-6