Vorbemerkungen

Trotz fortschrittlicher bildgebender Verfahren und optimierter Frakturversorgung sind fehlverheilte Frakturen (Malunionen) des distalen Radius häufig [2, 3]. Die Malunion kann naturgemäß intra- wie extraartikulär auftreten und entsprechend die Beweglichkeit einschränken und Instabilität sowie Schmerzen zur Folge haben [4]. Über Jahrzehnte waren Korrekturosteotomien im Allgemeinen nur an 2 in etwa 90° zueinanderstehenden konventionellen Röntgenbildern planbar. So musste ein fehlgestellter Körper (Frakturelement) in einem aus 3 Achsen bestehenden Koordinatensystem anhand eines 2‑Achsen-Modells korrigiert werden, was naturgemäß die 3. Ebene vernachlässigte, sprich bei einer distalen Radiusmalunion kann in der Achse von Flexion/Extension sowie in der Achse Radial/Ulnaduktion korrigiert werden, jedoch nicht in der Längsachse im Sinne von Pro‑/Supination. Mit der Computertomographie (CT) und entsprechender Software kann nun die Fehlstellung in einem korrekten 3‑Achsen-Koordinatensystem abgebildet, analysiert und korrigiert werden. Dies erfolgt in einem ersten Schritt über die Segmentierung der CT-Bilder. Hier werden benachbarte homogene Bildpunkte (Voxel), welche dem Knochen entsprechen, zusammengefügt. So lässt sich ein über die CT-Schnitte definiertes 3‑dimensionales Objekt erstellen. Der so erhaltene Knochen kann über das identisch erstellte kontralaterale, gespiegelte Knochenmodell überlagert werden. Dies führt zu einer direkten visuell sichtbaren Differenz beider Knochen zueinander. Die Differenzen, respektive die somit vorliegende Fehlstellung, können im Koordinatensystem noch mittels exakter Zahlen quantifiziert werden. Somit lassen sich einfache wie auch komplexere Fehlstellungen nun millimeter- sowie gradgenau korrigieren [8]. Verschiedene Techniken, basierend auf 3‑D-Analysen und Planungen, wurden in den letzten Jahren publiziert [5, 6, 10]. Hier möchten wir mögliche 3‑D-Analysen und Planungen sowie bis anhin nicht veröffentlichte Repositionsschablonen (Repositionsguides) präsentieren.

Operationsprinzip und -ziel

Das Ziel jeder Korrekturosteotomie ist die Wiederherstellung einer möglichst genauen knöchernen Anatomie mit Optimierung der Klinik im Hinblick auf Funktion, Stabilität, Schmerz und Langzeitverlauf.

Vorteile

  • Komplexe Korrektur extra- sowie intraartikulär

  • Exakte Korrektur auf Grad (°) und Millimeter (mm)

  • Kürzere Operationszeit

  • Technisch einfacher durch exakte Vorgabe der Schnittebenen und Reposition mittels Schablonen

Nachteile

  • Zeitaufwendige Planung (2–4 h je nach Komplexität)

  • Kosten

  • Leicht größere Zugänge

Indikationen

  • Funktional einschränkende Fehlstellung (Angulation, Rotation, Translation)

  • Instabilität distales Radioulnargelenk

  • Gelenkstufe: ≥ 1 mm

  • Schmerzen

  • Beckenkammspongiosa bei aufklappenden/verlängernden Korrekturen, Allograft wird aufgrund der Biologie und Kosten nicht verwendet

Kontraindikationen

  • Minimale Fehlstellung, unter dem möglichen Korrekturausmaß

  • Arthrose (Knirk und Jupiter Grad II oder höher) ist individuell zu beurteilen, z. B. intraartikuläre Stufe mit direkt lokaler Schleifspur stellt keine Kontraindikation dar

  • Alternative einfachere Operation, z. B. Ulnaverkürzungsosteotomie im Falle einer in erster Linie verkürzten Radiusmalunion mit DRUG-Instabilität ohne relevante Begleitfehlstellungen am Radius

Patientenaufklärung

  • Allgemeine Operationsrisiken: z. B. Infektionen, Wundheilungsstörungen, Nachblutungen

  • Pseudarthrose

  • Lange Heilungsdauer: > 8 Wochen

  • Gegebenenfalls notwendige autologe Spongiosaentnahme (Beckenkamm)

  • Restbeschwerden

  • Temporäre/persistierende Bewegungseinschränkung

  • Fraktur Beckenkamm

  • Drainageneinlage

  • Folgeeingriffe (Metallentfernung, Tenolysen)

  • CRPS

  • Hospitalisation von 2 Nächten

  • Arbeitsunfähigkeit ca. 4 bis 6 Wochen (administrativ), ca. 12 Wochen (körperlich)

  • Ruhigstellung in Gipsschiene mit erlaubter unbelasteter Mobilisation aus der Schiene für 8 Wochen bis zur Konsolidationskontrolle mit Computertomographie

Operationsvorbereitungen

  • Klinische Untersuchung und Dokumentation (ROM, DRUG-Stabilität, Faustschlusskraft)

  • Konditionierung der Weichteile

  • Computertomographien beider Unterarme

  • Segmentierung der CT-Bilder zur Erstellung eines 3‑D-Knochenmodells beider Unterarme

  • Spiegeln des gesunden kontralateralen 3‑D-Knochenmodells, sodass eine Überlagerung möglich wird

  • Fehlstellungsanalyse mittels Software (z. B. CARD©, Balgrist) in dem 3‑D-Knochenmodelle überlagert werden und die Differenzen quantifiziert werden können

  • Planung der Korrektur am 3‑D-Modell

  • Planung der Bohr- und Sägelehren mittels Negativabdruck am Knochen mit spezifischen Referenzpunkten

  • 3‑D-Druck der Knochenmodelle sowie Bohr- und Sägelehren mittels z. B. EOS Formiga P100 printer (Electro Optical Systems GmbH©, Krailling, Germany) mit PA 2200 (polyamid-12) Pulver (Electro Optical Systems GmbH©, Krailling, Germany) über ein selektives Laser-Sintering(SLS)-Verfahren

  • Initiales Testen der Schablonen am Modellknochen unsteril, sofern guter und korrekter Sitz der Schablonen, erfolgt die Freigabe zur Sterilisation

  • Implantat zur Fixation bestellen (z. B. Intercus Correctus Platte©, Intercus Schweiz, 5000 Aarau, Schweiz)

  • Rasur im Operationsgebiet (Vorderarm/Beckenkamm)

  • Antibiotikaprophylaxe mittels Einzeldosis präoperativ

Instrumentarium

  • Knochenmodell und Guides (Sägelehre/Schnittblöcke/Schablonen)

  • Bohrhülsen aus dem 3‑D-Drucker oder aus Metall

  • Kanülierte Meißel

  • Gewinde- und Standard-Kirschner-Drähte

Anästhesie und Lagerung

  • Plexusanästhesie und/oder Intubationsnarkose (cave: Beckenkammentnahme)

  • Rückenlage mit Handtisch

  • Oberarmblutsperre

  • Waschen und Abdecken auch an der Entnahmestelle am Beckenkamm

  • Perioperative Antibiose (z. B. Cefuroxim)

Operationstechnik

(Abb. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 und 10)

Abb. 1
figure 1

Prozessübersicht der Anfertigung, Analyse, Planung und Durchführung einer 3‑D-gestützten Korrekturosteotomie. Initiales Durchführen einer Computertomographie des gesamten Vorderarms beider Seiten. Erstellen eines 3‑D-Knochenmodells von Radius und Ulna durch Segmentierung der Knochen mittels Bildverarbeitungssoftware (Mimics; Materialise NV, Leuven, Belgium) mit „global thresholding“ und „region growing functionality“. Das gespiegelte Knochenmodell des kontralateralen Armes wird zur Quantifizierung der Malunion in 3 Dimensionen sowie als Vorlage für die Rekonstruktion verwendet. Nach erfolgter Fehlstellungsanalyse folgen die Planung der korrekten Schnittebenen sowie die notwendige Verschiebung der Knochenfragmente im Raum. Dies gelingt über die Berechnung des gemeinsamen 3‑D-Vektors/Winkel aller 3 Fehlstellungswinkel. Senkrecht zu diesem wird der Schnitt geplant, sodass auf der Ebene und in der Achse gedreht werden kann. Somit kann eine sehr hohe Stabilität der Osteosynthese bei Stoß-auf-Stoß-Position des Knochens und interfragmentärer Zugschraube erreicht werden. Anhand dieser können die notwendigen Guides (Bohr‑/Sägelehren und Repositionsschablonen) geplant werden. Diese werden dann zusammen mit den Knochenmodellen im 3‑D-Drucker mittels Laser-Sintering-Verfahren gedruckt. Zuletzt erfolgt die unsterile Testung der Schablonen am Modellknochen, bevor eine Sterilisation erfolgt. Es werden stets 2 Sets hergestellt als Sicherheitsmaßnahme

Abb. 2
figure 2

Segmentiertes Knochenmodell von Radius und Ulna der pathologischen (orange) sowie der gesunden kontralateralen (grün) Seite (a). Skalierung der Modelle anhand der gesunden Ulna (b). Es erfolgt dann die Überlappung des pathologischen und gesunden Modells in einem Bereich proximal der Malunion (c). Dann erfolgt die Planung einer Einzelschnittebene. Wie zuvor beschrieben, handelt es sich um eine Ebene senkrecht zum kombinierten Vektor aller Fehlstellungswinkel. Somit kann die Verschiebung des distalen Knochenfragments, bis eine Deckung mit der gesunden, gespiegelten kontralateralen Seite besteht (Ansicht koronar und sagittal), erfolgen (d). Ansicht sagittal und axial (e). Ulnavarianz nach berechneter Korrektur als Endresultat (f). Entsprechende Fehlstellung und notwendige Translation, Rotation und Angulation kann im 3‑D-Koordinatensystem festgehalten werden (g)

Abb. 3
figure 3

Sägelehren werden im Sinne eines Negativabdrucks auf dem Knochenmodell geplant mit Führungsschlitz für die Osteotomie in der geplanten Schnittebene. Hierbei wird auf eine optimale Referenz am Knochen geachtet. Dies wird durch Konturierung und mit Einbezug von markanten anatomischen Landmarken erreicht. Die Bohrrichtung der Kirschner-Drähte (KD) am Schaft müssen so geplant werden, dass über den gesamten Operationsverlauf hinweg die notwendigen Folgeschablonen über entsprechende Referenzdrähte geführt werden können, ohne hierdurch den operativen Vorgang (weitere Osteotomie, Anbringen der Platte) zu behindern. Die Guides (Schablonen) können so konzipiert werden, dass eine Reposition über die Platte erfolgt oder über einen Guide. Entsprechend müssen die Bohrlöcher dezidiert geplant werden, sodass eine spätere Fixation über die bestehenden Plattenlöcher erfolgen kann, sollte nicht eine Reposition über die Platte erfolgen. Eine Korrekturosteotomieplatte wird mittels Schanzenguide auf den fehlgeheilten Radius gesetzt und mittels KD fixiert. Temporäre Fixation der Platte auf dem Guide mittels Kortikalis-Schraube (schwarzer Pfeil). Die Platte wird distal direkt mittels Schrauben fixiert. Dann kann die Einzelschnittosteotomie erfolgen (a). Durch den vordefinierten Winkel und Ausrichtung der Schanze ist in der darauffolgenden Reposition die Angulation, palmare Tilt sowie die Translation radial/ulnar des distalen Elementes definiert. Sobald distal die Fixation stimmt und die Osteotomie durchgeführt wurde, kommt der Repositionsguide, mit welchem die Platte eingemittet wird und der über ein neues integriertes Schraubsystem eine Einstellung der Ulnavarianz zulässt. So ist am distalen Ende ein Default-KD-Loch im Guide sowie in der Platte, über welches die am 3‑D-Modell berechnete optimale Endposition definiert werden kann. Sollte sich nun intraoperativ bei der Durchleuchtung eine Ulnavarianz zeigen, welche nicht dem Optimum entspricht, dies aufgrund von leichten ossären oder weichteilbedingten Faktoren (Spannung Membrana interossea, Remodelling), kann die Verlängerung des Radius über das Schraubsystem angepasst werden, ohne eine Veränderung der anderen Koordinaten zu bewirken. Schwarzer Pfeil Drehschraube, roter Kreis: Default-Position, roter Pfeil: Schraubbohrbüchse platzieren, über welche die Platte mittels Schraubsystem verschoben werden kann (b)

Abb. 4
figure 4

Intraoperativer Situs nach erfolgtem Standardzugang zum distalen Radius über einen modifizierten Henry-Zugang. Darstellen des Radius auf der notwendigen Distanz, welche die Sägelehre benötig. Um die beste Referenz am Knochen zu erhalten ist ein vollständiges Entfernen von Weichteilgewebe und Periost notwendig. Somit kommt der Guide optimal zu liegen. Bei entsprechender korrekter Positionierung erfolgt die Fixation über die KD (a). Intraoperative Durchleuchtungskontrolle zur Einstellung der Ulnavarianz mittels speziellen Schraubsystems. Zeigt sich diese korrekt und an die notwendige Klinik angepasst, erfolgt die definitive Fixation (b). Entsprechendes klinisches Bild mit Schraubbohrbüchse in der Platte und im Schraubsystem fixiert, sodass eine Distalisierung der Platte über das Schraubsystem und über die Schraubbohrbüchse ermöglicht wird (c)

Abb. 5
figure 5

Fehlstellungsanalyse einer distalen intraartikulären mehrfragmentären Radiusfraktur mit Malunion (a). Bestimmen der 3 Gelenkfragmente sowie der nötigen Korrektur zur gesunden kontralateralen Seite. Hierfür ist das Entfernen des überschüssigen Knochens/Kallus, welcher sich bei entsprechender Frakturdislokation gebildet hat, zu entfernen. Die Fragmente werden am Computer osteotomiert und in die korrekte Position reponiert. Hierbei ist meistens die Osteotomie zuklappend, was die Entfernung eines Keils oder eben eines „Verschnittes“ erfordert. Dieser Keil kann am 3‑D-Modell exakt berechnet werden. Es kann aber auch Vorkommen, dass die Fragmente aufgeklappt werden müssen, sodass kein Verschnitt entfernt werden muss. Ein kombiniertes Auftreten von auf- wie zuklappenden Osteotomien tritt selten auf, ist jedoch möglich. Hier ist der Verschnitt (rot gekennzeichnet) exakt berechnet und nimmt einen komplexen mehrdimensionalen Verlauf an. Dies muss entsprechend in der Planung der Sägelehren und der möglichen technischen Optionen zur Entfernung von Knochen bedacht werden (b,c)

Abb. 6
figure 6

Entsprechendes Planen und designen des Guides zur Fixation des ulnopalmaren Fragmentes sowie zur Durchführung der Perforationsbohrungen für den Verschnitt. Diese werden im weiteren Verlauf mittels kanülierter Meißel vervollständigt. Die korrekte Einbringtiefe von Gewinde-Kirschner-Drähten in die zu korrigierenden Fragmente wird im Modell bemessen, sodass diese in der Operation entsprechend mit definierter Tiefe eingebracht werden und die nachfolgende Osteotomie nicht durch überlange Kirschner-Drähte behindert wird (a). Folgeschablone für das radiale Fragment, mit welchem eine Osteotomie über eine Säge erfolgen kann. Hierfür muss das Fragment zuvor mittels Gewinde-Kirschner-Drähten gefasst werden (b). Anbringen des nächsten Guides, über welchen ein weiterer Offcut (rot markiert) entfernt werden kann (c).Danach erfolgt das Überstülpen des Repositionsguides über die Referenzdrähte am Schaft sowie die distalen Gewinde-Kirschner-Drähte, welche distal in dem radialen Fragment verankert sind (d)

Abb. 7
figure 7

Über den ersten Repositionsguide (dunkelgrün) kann nun ein zweiter Guide (hellgrün) draufgesteckt werden, welcher es ermöglicht, das ulnopalmare Fragment in die richtige Position zu verschieben und zu halten

Abb. 8
figure 8

Klinische Fallbilder zur 3‑D-Analyse und Planung des in den vorangegangenen Abb. 5, 6 und 7 gezeigten Falles. Intraoperative fluoroskopische Dokumentation der Korrekturosteotomie mit präliminärer KD-Fixation über Repositionsguide (a,b). Definitive Fixation mittels einer palmaren Platte (c,d)

Abb. 9
figure 9

Computertomographische Fallbilder des Falles (Abb. 5, 6, 7 und 8) mit präoperativem CT mit sichtbarer Stufenbildung radiokarpal (a), Spaltbildung im Bereich der Fossa lunata (b) sowie irregulärer Sigmoid-Notch (c). Postoperative CT-Kontrolle nach 8 Wochen mit Wiederherstellung der Gelenkflächen (d–f)

Abb. 10
figure 10

Fehlstellungsanalyse einer Vordarmfraktur mit ausgeprägtem Angulationsfehler (a Radius, b Ulna). Osteotomieschablone am proximalen Radius geplant mit obliquem Einzelschnitt, sodass die Angulation, Länge und Rotation korrigiert werden können. Hierfür sind die Kirschner-Drähte initial nicht parallel geplant, sondern in entsprechendem Ausmaß der zu korrigierenden Rotation, Länge und Translation (c). Durch das Überstülpen der Platte und des Repositionsguides mit paralleler Kirschner-Draht-Ausrichtung bei vordefinierten Plattenlöchern können die Länge und Angulation eingehalten werden. Besetzen der freien Plattenlöcher über den Guide. Danach sequenzielles Entfernen der KD und besetzen mittels Schrauben (d). Dann erfolgt die Schablonenanpassung an die Ulna mit entsprechendem Einzelschnitt (e). Einsetzen eines neuartigen verschiebbaren Repositionsguides, über welchen die Länge angepasst werden kann bei Erhalt der Angulation und Rotation. Dies über ein Verschieben auf der zuvor ideal berechneten Schnittebene. So behält der Knochen stets eine Kontaktfläche für optimale Konsolidierung (f). Bis anhin nicht publizierter Spezialguide mit Verschiebebox, welcher die Verschiebung auf der Osteotomielinie erlaubt (g)

Postoperative Behandlung

  • Wundverband mittels Steristrips und Kompressen

  • Steristrips und Comfeel-Verband am Beckenkamm

  • Palmare Gipsschiene direkt im OP angepasst

  • Drainagenzug am 1. postoperativen Tag

  • Sofortige funktionelle unbelastete Mobilisation aus der Gipsschiene, angeleitet durch die Ergotherapie

  • Klinische Kontrolle und Fadenmaterialentfernung 12 bis 14 Tage postoperativ

  • Anpassen einer thermoplastischen Unterarmschiene für weitere 6 Wochen

  • Klinische und computertomographische Kontrolle 8 Wochen postoperativ

  • Fortgeschrittene Konsolidation nachweislich → Schienenentwöhnung und Beginn einer Kräftigung

  • Erneute computertomographische oder konventionell radiologische Kontrolle 3 Monate postoperativ

  • Konsolidation erreicht → Freigabe zur Maximalbelastung

  • Klinisch-radiologische Kontrolle mit konventionellem Röntgen nach 6 und 12 Monaten postoperativ

  • Planung Entfernung des Osteosynthesematerials, sofern angezeigt, frühestens ab 12 Monate postoperativ distaler Radius und 18 Monate Schaftbereich

  • Durchschnittliche Heilungsdauer zwischen 8 und 12 Wochen

  • Arbeitsunfähigkeit für administrative Berufe ca. 2 bis 4 Wochen, für manuelle/belastende Berufe mindestens 12 Wochen

Fehler, Gefahren, Komplikationen

  • Schlecht sitzende Schnittblöcke: korrekte Positionierung erschwert → Konturierung des Knochens anhand Knochenmodell (cave: Remodelling)

  • Pseudarthrose: Revisionseingriff nach entsprechendem Zeitraum

  • Repositionsverlust: sofern symptomatisch oder relevante Fehlstellung → sofern vertretbar ausheilen lassen und Re-Korrekturosteotomie im Verlauf oder sofortige Korrektur unter Verwendung adäquater Fixationstechnik und Implantate

  • Infekt: Standardvorgehen bei operationsassoziiertem Infekt

Ergebnisse

In unserer Institution werden bereits seit über einem Jahrzehnt mittels 3‑D-Analysen Knochenmodelle erstellt und Korrekturen berechnet und geplant. Eine entsprechende Entwicklung in den notwendigen Softwares sowie Computertomographieprotokollen hat die Ergebnisqualität weiter verbessert.

In einer hauseigenen Studie über die intraartikulären Korrekturosteotomien, welche von 2008 bis 2016 durchgeführt wurde, konnten folgende Ergebnisse erzielt werden: 37 Patienten wurden inkludiert, welche eine minimale Gelenkstufe von > 1 mm aufwiesen und eine symptomatische, eingeschränkte Beweglichkeit, ein instabiles distales Radioulnargelenk oder Handgelenksschmerzen hatten. Nach erfolgter 3‑D-Analyse und 3‑D-gestützter Korrekturosteotomie zeigte sich eine vollständige Konsolidation bei allen Patienten. Keine schwerwiegenden Komplikationen wie Infektionen oder Knochennekrosen wurden beobachtet. Die präoperative Gelenkstufe war im Schnitt 2,5 mm, diese konnte auf eine Stufe von 0,8 mm reduziert werden (p < 0,05). So hatten nach Operation 30 Patienten eine Stufe < 1 mm; bei 7 Patienten fand man eine Stufe von 1,1–1,4 mm. Nach 1 Jahr hatten 22 Patienten keine Schmerzen mehr, 9 hatten wenige Schmerzen bei belastender Arbeit, und 5 hatten wenig Schmerzen sowie keine Verbesserung zum präoperativen Befund, jedoch zeigten sich eine gebesserte Beweglichkeit sowie Faustschlusskraft. Bei einem Patienten musste aufgrund von persistierenden Beschwerden und residueller Gelenkstufe von 0,6 mm eine radioskapholunäre Fusion erfolgen [8]. Singh et al. kontrollierten 15 Patienten in einem mittleren Zeitraum von 6 Jahren (4,1 bis 10,4 Jahren) nach und hielten fest, dass 8 Patienten keine Progression der Arthrose postoperativ aufwiesen; 6 Patienten entwickelten eine um 1 Grad höhere Arthrose und 2 Patienten um 2 Grad nach Knirk und Jupiter. Ein zweiter unabhängiger Untersucher klassifizierte 11 Patienten als progressionslos, 2 Patienten mit einer Progression um 1 sowie 2 Patienten um je 2 Grad. Auch dort konnte eine gebesserte Faustschlusskraft von + 14,8 kg (± 12,6 kg) dokumentiert werden. Die klinischen Outcome-Parameter waren wie folgt: Der Patient-Rated Wrist Evaluation (PRWE) Score lag bei 11,8 (± 12,0), der mittlere Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand (DASH) Score bei 11,1 (± 11,4) und der mittlere Schmerzwert auf der analogen Schmerzskala bei 0,8 (± 1,0) [11].

Weiter konnte unsere Gruppe bei extraartikulären aufklappenden Osteotomien mittels eines dezidierten Guides im Durchschnitt einen deutlich gebesserten restlichen Rotationsfehlwinkel von 2,0° (± 2,2°) und einen Translationsfehler von 0,6 mm (± 0,2 mm), verglichen mit 4,2° (± 15,0°) und 1,0 mm (± 0,4 mm), in der Kontrollgruppe beobachten. Die verwendete Platte wurde nicht signifikant genauer positioniert, aber es wurden signifikant weniger Schrauben (15,6 %) im distalen Fragment falsch ausgerichtet als in der Kontrollgruppe (51,9 %) [7].

In einer weiteren Studie konnte die Genauigkeit auch für Single-Cut-Osteotomien im Schaftbereich bestätigt werden. So zeigten Roner et al. 2017, dass die Korrektur einen mittleren residuellen Fehler in Bezug auf die Rotation (Pronation on/Supination 4,9°, Flexion/Extension 1,7°; ulnar/radial Angulation 2,0°) und für die Translation (proximal/distal, 0,8 mm; radial/ulnar, 0,8 mm; dorsal/palmar, 0,8 mm) aufweist. Eine mittlere residuelle Abweichung des kombinierten 3‑dimenisionalen Winkels von 5,8° (SD 3,6°) wurde festgestellt. Alle 6 Patienten, die aufgrund eingeschränkter Beweglichkeit in der Umwendbewegung operiert wurden, erreichten eine Symptomreduktion und gebesserte Beweglichkeit von 20 auf 80°. Bei den Patienten mit instabilem oder schmerzhaftem DRUG waren 3 Patienten schmerzfrei, und einer hatte noch bei sportlicher Aktivität Beschwerden [9]. In allen Studien konnte eine niedrige Pseudarthrosenrate festgehalten werden [7,8,9, 11, 12].

Weiter konnte in einer Vergleichsstudie zwischen der konventionellen (n = 31) und computerassistierten (n = 25) Methode einer Korrekturosteotomie eine deutlich kürzere Operationszeit 140 ± 37 vs. 108 ± 26 min (p < 0,05) nachgewiesen werden. Weiter konnte nach 12 Wochen in der computerassistierten Kohorte eine höhere Anzahl an konsolidierten Osteotomien festgehalten werden (60,9 % vs. 32,3 %, p < 0,05). Zwei Patienten aus der computerassistierten Kohorte benötigten einen Revisionseingriff aufgrund einer Non-Union. Die klinischen Outcome-Parameter waren in den gematchten Gruppen identisch [1].