Zusammenfassung
Nach Entlassung von Frühgeborenen mit komplexen Versorgungsbedarfen von der neonatologischen Intensivstation entsteht eine Versorgungslücke durch den Wechsel von der stationären zur ambulanten Versorgung. Die Folgen sind Rehospitalisierungen, Drehtüreffekte und hohe Kosten. Daher wird nach einer Krankenhausbehandlung bzw. einer stationären Rehabilitation eine sozialmedizinische Nachsorge als Anschlussversorgung vorgesehen. Die gesetzliche Grundlage hierfür bildet § 43 Abs. 2, Sozialgesetzbuch (SGB) V. Über 80 Nachsorgeeinrichtungen arbeiten bundesweit nach dem Model des Bunten Kreises. Das Konzept ist umfassend und beschreibt Vernetzungsmöglichkeiten, die über die Leistungen der sozialmedizinischen Nachsorge hinausgehen. Gleichzeitig können in diesem Modell junge Erwachsene bis zum 27. Lebensjahr unter Berücksichtigung ihres Entwicklungsstands Nachsorge erhalten. Das Team des Bunten Kreises ist interdisziplinär aufgestellt und besteht aus Pflegefachkräften, SozialarbeiterInnen, SozialpädagogInnen und PsychologInnen und FachärztInnen. Die größte Gruppe der betreuten Personen stellen mit 6000–8000 Kindern pro Jahr die Früh- und Risikogeborenen sowie Mehrlingsgeburten dar, gefolgt von 3000–5000 Kindern mit neurologischen und syndromalen Erkrankungen. Weitere häufige Erkrankungen sind Stoffwechselerkrankungen, Epilepsien, Diabetes, Kinder nach Unfällen und sonstige seltene Erkrankungen. Insgesamt summieren sich die unterschiedlichen Erkrankungen auf knapp 20 verschiedene Krankheitsbilder. Im Beitrag wird anhand eines Fallbeispiels der Nachsorgeprozess des Bunten Kreises e. V. dargestellt.
Abstract
After discharge of premature infants with complex care needs from the neonatal intensive care unit, a care gap arises due to the transition from inpatient to outpatient care. Consequences can be rehospitalization, revolving door effects, and high costs. Therefore, following hospitalization or inpatient rehabilitation, the patient is intended to transition to sociomedical aftercare. The legal basis for this is formed by § 43 paragraph 2 of the Fifth Book of the German Social Code (SGB V). Over 80 aftercare institutions in Germany work according to the model of the Bunter Kreis. The comprehensive concept describes possibilities for networking which exceed the services provided by sociomedical aftercare. Simultaneously, depending on their stage of development, young adults can receive aftercare according to this model up to their 27th year of life. The interdisciplinary team at the Bunter Kreis comprises nurses, social workers, social education workers, psychologists, and specialist physicians. The largest group of supported persons, with 6000–8000 children per year, is comprised of premature and at-risk babies as well as multiple births, followed by 3000–5000 children with neurologic and syndromic diseases. Other common diseases are metabolic diseases, epilepsy, and diabetes, as well as children after trauma and with rare diseases. Overall, the various diseases sum up to around 20 clinical pictures. The current article presents the Bunter Kreis aftercare process based on case examples.
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Uwe Janssens, Eschweiler
Stefanie Lemme, Osnabrück
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Ballmann, S. Entlassung von Kindern mit komplexen Versorgungsbedarfen von der neonatologischen Intensivstation. Med Klin Intensivmed Notfmed 119, 277–284 (2024). https://doi.org/10.1007/s00063-024-01133-z
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