Ein posttraumatisches retropharyngeales Hämatom stellt selbst bei Patienten unter oraler Antikoagulation eine seltene Blutungskomplikation dar und tritt zum Teil mit hoher Latenzzeit auf [2]. Häufig fehlen zum Zeitpunkt der radiologischen Untersuchung klinische Hinweise für eine retropharyngeale Hämatombildung.
Bei entsprechendem Traumamechanismus erfolgt in der Regel eine computertomographische Bildgebung des Kopfes zum Ausschluss einer intrakraniellen Blutung, häufig ergänzt um eine Bildgebung der Halswirbelsäule zum Frakturausschluss. Die Untersuchung wird in der Regel ohne Kontrastmittel durchgeführt und dient nicht primär der Beurteilung von Weichteilstrukturen.
Der retropharyngeale Raum (Spatium retropharyngeum) besteht weitgehend aus losen Bindegewebsstrukturen und wird dorsal durch die Fascia cervicalis (Lamina praevertebralis), welche lateral dem M. longus colli aufliegt, begrenzt. Nach kaudal geht der retropharyngeale Raum in den retrotrachealen Raum über und reicht von der Schädelbasis bis auf die Höhe des vierten Brustwirbelkörpers [4]. Neben Blutungen aus den dortig verlaufenden Vertebralgefäßen kann es traumaassoziiert zu Blutungen im Bereich der Längsmuskulatur (M. longus colli) oder des Ligamentum longitudinale kommen. Im beschriebenen Fall konnte bei nicht darzustellender aktiver Blutung sowie intakten Gefäßen von einer Blutung im Bereich des M. longus colli ausgegangen werden. Neben einer posttraumatischen Blutungskomplikation (Hyperextensionstrauma) stellen Katheterinterventionen im Halsbereich oder Magensondeneinlagen mögliche Ursachen einer retropharyngealen Hämatombildung dar [1]. Auch spontan entstandene retropharyngeale Hämatome wurden beschrieben [5]. Eine orale Antikoagulation begünstigt in jedem Fall die Ausbildung eines Hämatoms. Die anatomischen Gegebenheiten bedingen die in der Literatur häufig beschriebene klinische „Capps triad“, die neben Ekchymosen im Bereich von Thorax oder Hals eine Verlagerung der Trachea und Kompression von Ösophagus und/oder Trachea umfasst [3]. Bildgebend bestehen zum Teil nur indirekte Hinweise für ein Hämatom, während klinisch neben einer Darstellung bei der enoralen Inspektion Husten, Stridor, Heiserkeit und Dysphagie als mögliche Frühzeichen vorliegen können [2].