Die Sepsis, gekennzeichnet als schwerste systemische Reaktion auf eine bakterielle, virale oder Pilzinfektion, ist mehr denn je ein zentrales Thema in der Medizin und v.a. in Krankenhäusern mit Schwerpunkt in der Intensiv- und Notfallmedizin ein häufiges Krankheitsbild. Dabei bleibt festzuhalten, dass die Sepsis – sicher auch aufgrund ihrer für den Laien schwierigen Definition – insbesondere im Vergleich zu Volkskrankheiten, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, nicht den Stellenwert hat, der dieser wichtigen Krankheit eigentlich zukommen müsste.

Weltweit sind schätzungsweise 20–30 Mio. Patienten betroffen, jede Stunde sterben etwa 1000 Menschen auf der ganzen Welt an Sepsis. So haben die deutschen Krankenhäuser im Jahr 2011 insgesamt 175.051 Sepsisfälle behandelt, wobei über 50.000 dieser Patienten im Krankenhaus verstarben.

Die Inzidenz der Sepsis ist dabei unverändert hoch und in vielen Industrieländern ist ein Anstieg zu verzeichnen.

Die Krankenhaussterblichkeit beträgt bei Patienten mit eingetretenem septischen Schock > 60%.

Die im Jahr 2004 erstmals publizierten Richtlinien der Surviving Sepsis Campaign stellten einen Meilenstein in der Standardisierung der Diagnose und Therapie der schweren Sepsis dar und erfuhren zwischenzeitlich 2 Updates, das letzte erschien im Jahr 2013 [1]. Nach diesem Zeitpunkt publizierte Daten brachten neue, teils für die tägliche Arbeit relevante Aspekte, die nun in dieser Ausgabe der Zeitschrift Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin näher beleuchtet werden sollen.

Beeinflusst durch die Ergebnisse der ProCESS-Studie („protocol-based care for early septic shock“; [2]) wurde das Konzept der „early goal directed therapy“ einer neuerlichen Diskussion unterworfen. Prof. Janssens geht in seinem Beitrag speziell auf dieses Thema ein, wobei insbesondere Steuerungsparameter, wie der zentrale Venendruck (ZVD) sowie die gemischtvenöse Sauerstoffsättigung, kritisch hinterfragt werden.

Prof. Burgmann beleuchtet das wichtige Thema der antiinfektiven Ersttherapie. Die Leitlinien der Surviving Sepsis Campaign geben zu diesem Thema sehr limitierte und für den deutschsprachigen Raum nur begrenzt anwendbare Empfehlungen ab.

Bei der initialen Behandlung stellt der Zeitfaktor eine überlebensbestimmende Größe dar

Obwohl der Zeitfaktor bei der initialen Behandlung der schweren Sepsis eine überlebensbestimmende Größe darstellt, gilt es trotzdem, die Gefahr einer unkritischen unselektionierten Antibiotikatherapie mit Induktion von Resistenzen gegenüber einer gezielten antibiotischen Therapie beim kritisch kranken Patienten abzuwägen.

Im Bereich der adjuvanten Sepsistherapie gab es in den letzten Jahren zahlreiche Enttäuschungen, gefolgt von Ernüchterung. Prof. Wiedermann fasst deshalb in seinem Artikel den aktuellen Stand zur Therapie mit Antithrombin, Immunglobulinen, Statinen, Selen und der Glukosekontrolle zusammen. Die therapeutischen Möglichkeiten in der Sepsis durch Interventionen im Gerinnungssystem stellen dabei nach wie vor ein vielversprechendes Forschungsfeld dar.

In diesem Kontext bietet der Bericht von Prof. Brunkhorst über die Purpura fulminans wichtige neue Aspekte dieses seltenen lebensbedrohlichen Krankheitsbilds im Rahmen einer Sepsis. Darüber hinaus enthält er Informationen über das europäische Register für sepsisassoziierte Purpura fulminans (SAPFIRE).

Zuletzt berichtet Prof. Axer über die oft unterschätzten bzw. nicht wahrgenommenen Langzeitfolgen der Sepsis. Hierbei werden insbesondere die kognitive Dysfunktion, die posttraumatische Belastungsstörung sowie Critical-Illness-Polyneuropathie/-Myopathie im Detail betrachtet.

Ein sehr herzlicher Dank geht an die Autoren für ihre ausgezeichneten Beiträge! Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Prof. Dr. Joannidis

Prof. Dr. Kluge