Eine 37-jährige Frau, die seit 15 Tagen an frontalen Kopfschmerzen litt, kam in die HNO-Ambulanz. Zehn Tage lang war sie wegen einer Sinusitis mit Amoxicillin und Clavulansäure behandelt worden, ohne dass dies zu einer Besserung geführt hatte. Fünf Tage vor dem Besuch hatte sich dann an der Stirn eine gut begrenzte, weiche, entzündlich gerötete Schwellung entwickelt (Abb. 1).

Abb. 1:
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Stirnabszess nach Pansinusitis

Die Patientin war in gutem Zustand, afebril, voll orientiert und neurologisch unauffällig. Bei der nasalen Endoskopie zeigte sich ein mukopurulentes Sekret. Beim Kernspin sah man eine bilaterale Aufhellung aller Nebenhöhlen, eine Osteomyelitis und einen subperiostalen Abszess des frontalen Knochens der Stirnhöhle (Abb. 2). Die Diagnose lautete akute Sinusitis mit einem perikranialen Abszess. Mit einem kombiniert endoskopischen und externen chirurgischen Zugang wurde nekrotisches Material entfernt und der Abszess drainiert. Es wurde Staphylococcus aureus isoliert und fünf Wochen antibiotisch behandelt.

Abb. 2:
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Perikranialer Abszess im MRT

Bei dem Krankheitsbild handelt es sich um eine zwar seltene, aber durch intrakranielle Ausbreitung (Meningitis, Abszess) potenziell gefährliche Komplikation einer zunächst banalen Sinusitis. Der auffällige Stirnabszess wird seit 1768 nach dem Erstbeschreiber Sir Percivall Pott auch als "Pott's puffy tumor" bezeichnet. Prof. Dr. Heinrich Holzgreve

Koltsidopoulos P et al. Acute sinusitis complicated with Pott puffy tumour. CMAJ. 2019;191:E165