Die Therapie mit kardialen implantierbaren elektrischen Geräten, die Ende der 1950er-Jahre mit der Implantation des ersten Herzschrittmachers begann, ist mittlerweile ziemlich in die Jahre gekommen. Dass nach der Entwicklung des computergesteuerten Zweikammerschrittmachers Ende der 1970er-, des implantierbaren Defibrillators Anfang der 1980er- und der kardialen Resynchronisationstherapie in den 1990er-Jahren noch viel Neues kommen würde, war eigentlich nicht zu erwarten. Umso unglaublicher ist das, was in dieser Ausgabe der Zeitschrift Herz geballt versammelt ist: Die Entwicklung implantierbarer elektrischer Geräte mit dem Ziel, die Herzfunktion zu verbessern, wird immer breiter.

Ein lang gehegter Traum ist in der klinischen Routine angekommen: Was den Kollegen Deshmukh et al. 2000 bei 12 von 18 Patienten in 4‑stündiger Arbeit gelang [1], nämlich eine Schrittmacherelektrode dauerhaft am His-Bündel zu befestigen, erfolgte im Jahr 2020 allein in Deutschland mehr als 1000-mal, mit exponentiellem Wachstum und einer Erfolgsrate um 90 %. Eine Übersichtsarbeit in dieser Ausgabe mit einem Schwerpunkt auf der praktischen Anwendung im Alltag bei Implantation und Nachsorge bringt Sie auf den aktuellen Stand dieser Therapie.

Eine spannende Entwicklung betrifft die Stimulation und Defibrillation des Herzens ohne transvenöse Elektroden, die für einen Großteil der Komplikationen der Device-Therapien verantwortlich sind. Im Schrittmacherbereich wird die Therapie mit „leadless pacing“ bzw. „transcatheter pacing“ weiterentwickelt, insbesondere in Richtung Zweikammerbetrieb, wie die Kollegen der Universität Münster erläutern. Im Defibrillatorbereich wird die bestehende Therapie mittels Erfahrung und Software optimiert und die Kommunikation mit Schrittmachern sowie die Implantation substernal untersucht – beides mit dem Ziel, auch für diese Systeme eine antibradykarde und antitachykarde Stimulation zur Verfügung zu stellen, wie die Kollegen der Universität Amsterdam berichten.

Zwei Limitationen der kardialen Resynchronisationstherapie mittels Koronarvenenelektrode betreffen die anatomisch limitierte Positionierbarkeit und die epikardiale Stimulation, die langsamer weitergeleitet wird als eine endokardiale. Die Kollegen des King’s College und Guy’s and St. Thomas’ Trust aus London bringen uns auf den aktuellen Stand der endokardialen linksventrikulären Stimulation, die durch transseptale Elektroden oder „leadless“ mittels kleiner Empfänger erfolgen kann.

Bei Patienten mit medikamentös therapierefraktärer Herzinsuffizienzsymptomatik kann man es zeitweise bedauern, wenn der Patient keinen Linksschenkelblock aufweist, den man mit kardialer Resynchronisationstherapie hätte verbessern können. Umso wichtiger erscheint der Hinweis, dass bei diesen Patienten eine nichtexzitatorische Stimulation auf zellulärer Ebene, die „cardiac contractility modulation“, eine Besserung der Herzinsuffizienz erzielen kann, wie die Kollegen der Universität Lübeck ausführen. Hier haben technische Weiterentwicklungen zu einer Vereinfachung der Therapie geführt. Eine Kombination dieser mit einer Defibrillatortherapie wird für die nahe Zukunft erhofft, und es gibt neue Daten zur Frage, bei welchen Patienten der größte Nutzen dieser Therapie zu erwarten ist.

Ein packendes Thema stellt das autonome Nervensystem bei Herzinsuffizienz dar. Nicht erst seit der zunächst paradox erscheinenden Therapie der Herzinsuffizienz mit Betablockern ist klargeworden, welche Potenz in einer therapeutischen Modifikation der autonomen Dysfunktion bei Herzinsuffizienz liegt. Neben einer medikamentösen sympatholytischen könnte möglicherweise die vagale Therapie ein wichtiges Standbein der Herzinsuffizienzbehandlung darstellen. Die Kollegen der Universität Turin haben die vagale Stimulation bei Herzinsuffizienz untersucht und berichten über die bisherigen Ergebnisse und Ansätze zur weiteren Verbesserung dieser Therapie.

Wir danken den Autoren, ausnahmslos wissenschaftlich aktive Experten mit herausragenden Kenntnissen und eigenen Erfahrungen, die weit über das Publizierte hinausgehen, für die hervorragenden Beiträge und hoffen, die hier gemachten Andeutungen haben Ihnen Appetit auf die Lektüre der Beiträge dieser Ausgabe von Herz gemacht.

Carsten W. Israel und Karl-Heinz Kuck