Aortenklappenerkrankungen sind das Schwerpunktthema in Heft 6/2017 unserer Zeitschrift Herz. Die Therapie der Aortenklappenstenose hat sich insbesondere durch die interventionellen Therapieoptionen grundlegend verändert, was sich an der stetig steigenden Anzahl der TAVI(„transcatheter aortic valve implantation“)-Prozeduren zeigt. Trotz der zunehmenden Generierung von immer mehr Evidenz sind auch hier noch viele Fragen offen bzw. werden immer wieder neue Fragen aufgeworfen. Nach dem Update der Klappenleitlinien der amerikanischen Gesellschaften von März 2017 werden mit Spannung die überarbeiteten Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) für den August 2017 erwartet [1, 2].

Durch neuere Daten konnte gezeigt werden, dass die asymptomatische höhergradige Aortenklappenstenose eine nicht so gute Prognose hat, wie ursprünglich angenommen, sodass das bisher einfache Konzept der Einteilung in asymptomatische Aortenklappenstenose (= konservative Therapie mit „watchful waiting“) und symptomatische Aortenklappenstenose (= Ersatz) nicht mehr so klar definiert ist. Die neuen interventionellen Therapieoptionen könnten auch hier schon eine frühere Therapie der hochgradigen asymptomatischen Aortenklappenstenose sinnvoll machen. Die derzeitige Evidenz für die asymptomatische Aortenklappenstenose beleuchtet J. Ledwoch mit H. Thiele.

Das Verständnis der Aortenklappenstenose hat sich in den letzten Jahren ebenfalls deutlich weiterentwickelt. Die ursprüngliche Annahme der hochgradigen Aortenklappenstenose mit hohem Gradienten wurde in den letzten Jahren um die „Low-gradient“-Aortenklappenstenose mit klassischer Konstellation bei reduzierter linksventrikulärer Funktion, die paradoxe „Low-gradient“-Aortenklappenstenose bei erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF; >50 %) und niedrigem transvalvulären Fluss (Schlagvolumenindex: <35 ml/m2) und die „Low-gradient“-Aortenklappenstenose mit erhaltener LVEF (>50 %) und normalem transvalvulären Fluss (Schlagvolumenindex: >35 ml/m2) erweitert. Die diagnostische Herangehensweise und auch die Implikationen für die Prognose werden durch die Rostocker Kollegen um Tillwich et al. beleuchtet.

Wenn die Aortenklappenstenose therapiert werden muss, stehen neben der klassischen Operation mit Ersatz der Aortenklappe auch neue chirurgische Therapiemethoden und natürlich die interventionelle Therapie mittels TAVI zur Verfügung. Der aktuelle Stand der chirurgischen und der interventionellen Therapie sowie das Indikationsgebiet für das jeweilige Verfahren werden durch die chirurgischen Kollegen aus Köln um Choi et al. und die Bonner Kollegen um F. Jansen und N. Werner exzellent dargestellt.

Wenn eine interventionelle Therapie mittels TAVI indiziert ist, stellt die vorherige Bildgebung einen wesentlichen Baustein zum Therapieerfolg dar, analog der wichtigen Vorbereitung für die erfolgreiche Besteigung eines hohen Berges zum Beispiel im Himalaya. Der aktuelle Stand und auch neue Optionen für die Bildgebung vor TAVI-Planung werden durch das Team um P. Kahlert aus Essen dargestellt.

Es ist viel Bewegung gekommen in die Therapie der Aortenklappenerkrankungen. Der Fortschritt aus Bildgebung, besserem Verständnis der Pathologie und Hämodynamik sowie neuen chirurgischen und interventionellen Optionen und Techniken wird sicherlich dazu führen, dass die Therapie für die Patienten weiter verbessert und auch die Morbidität und Mortalität reduziert werden können.

Wir hoffen, dass Ihnen unser Heft wieder gefällt und Sie viele Anregungen finden, die Sie in Ihrer täglichen Praxis übernehmen können.

Ihr

Holger Thiele