FormalPara Originalpublikation

Garcia-Olmo D, Gilaberte I, Binek M et al (2021) Follow-up study to evaluate the long-term safety and efficacy of darvadstrocel (mesenchymal stem cell treatment) in patients with perianal fistulizing Crohn’s disease: ADMIRE-CD phase 3 randomized controlled trial.

FormalPara Hintergrund.

Anale Fisteln sind ein häufiges Problem bei Menschen mit Morbus Crohn (MC). Sie führen zu einer Vielzahl von perianalen Beschwerden und zu einer deutlichen Reduzierung der Lebensqualität [1]. Die Therapie der Fisteln stellt eine medikamentöse und chirurgische Herausforderung dar und ist mit einer hohen Rezidivrate vergesellschaftet. Komplexe Analfisteln scheinen von einem Defekt im Epithelium auszugehen, der wiederum durch eine anhaltende Entzündungsaktivität verursacht wird. Mesenchymale Stammzellen, die aus dem Fettgewebe gewonnen werden, besitzen eine antiinflammatorische Eigenschaft und gelten daher als attraktive Therapieoption zur Behandlung perianaler MC-Fisteln.

In der doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Parallelgruppenstudie (ADMIRE) wurden 212 Patienten eingeschlossen, und es wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von Darvadstrocel (Cx601, Alofisel®) nach 22 Wochen nachgewiesen [2]. Darvadstrocel sind allogene, mesenchymale, adulte Stammzellen, die um den Fistelkanal injiziert werden.

In der ersten Nachbeobachtungsstudie fand sich ebenso ein anhaltender signifikanter Unterschied in der Heilungsrate nach 52 Wochen; 56,3 % der Personen in der Therapiegruppe und 38,6 % in der Placebogruppe hatten einen kompletten klinischen Fistelverschluss [3].

Das Ziel der hier beschriebenen Studie war es, die Langzeitergebnisse nach 104 Wochen zu beurteilen [4].

FormalPara Methode.

Die ADMIRE-CD-Studie (NCT01541579) war eine randomisierte kontrollierte, doppelblinde Phase-3-Studie, die in 49 Krankenhäusern in 7 europäischen Städten durchgeführt wurde. Nun wurden die Patienten nach 104 Wochen zur Langzeitnachuntersuchung kontaktiert. Es wurden 2 Endpunkte definiert: Die Sicherheit wurde als „treatment-emergent serious adverse events“ (TESAEs) dokumentiert und die Wirksamkeit als Verschluss der äußeren Fistelöffnung ohne Sekretion durch Fingerkompression.

FormalPara Ergebnisse.

Insgesamt konnten 37 Patienten (23 in der Darvadstrocel-Gruppe und 14 in der Placebo-Gruppe) eingeschlossen werden. Die verbliebene Studienpopulation war vergleichbar mit der Verteilung der ursprünglichen ADMIRE-Studie. Es wurden insgesamt 7 TESAEs beschrieben, wobei keine Komplikation mit der Studienmedikation in Verbindung stand. Nach 104 Wochen fanden die Autoren bei 14/25 (56 %) Patienten in der Darvadstrocel-Gruppe und bei 6/15 (40 %) Patienten in der Kontrollgruppe einen Fistelverschluss.

FormalPara Diskussion.

Die Autoren fassen zusammen, dass der Einsatz von Darvadstrocel in der Therapie von MC-assoziierten Fisteln sicher und der Erfolg nach 104 Wochen anhaltend ist. Die wenigen Komplikationen waren vorwiegend auf erneute Abszesse und Fisteln zurückzuführen. Die Daten sind vergleichbar mit der ersten Follow-up-Studie nach 52 Wochen. Die stabile klinische Remission in der Kontrollgruppe ist wahrscheinlich zurückzuführen auf die operative Versorgung der Fistel vor der Placebo-Injektion.

Kommentar

Das ist nun die zweite Nachbeobachtungsuntersuchung nach dem primär publizierten ADMIRE-Protokoll. Die eigentliche Studie war beachtenswert: Sie umfasste eine hohe Anzahl an inkludierten Patienten in ganz Europa und wies ein klares Protokoll auf. Der Endpunkt der Studie basierte auf einer klinischen Kontrolle in Kombination mit einer postoperativen Becken-MRT zum Ausschluss eines Abszesses > 2 cm. Von diesen robusten Ausgangsdaten ist in der rezenten Untersuchung nicht mehr viel übrig. Es konnten letztlich nur 25 Patienten eingeschlossen und evaluiert werden. Anzumerken ist auch, dass die Verteilung der Patienten ungleich war, mit einer deutlich höheren Fallzahl in der Stammzellengruppe. Eine weitere Limitation der Studie war die Vereinfachung des primären Endpunkts. Ein Kontroll-MRT wurde weggelassen und nur die klinische Kontrolle als Ziel definiert. Gerade in Anbetracht der großen Drop-out-Rate, wäre der Grund für die Ablehnung an der Studienteilnahme ebenfalls von Interesse gewesen.

Die präsentierten Daten sind daher mit Vorsicht zu interpretieren und geben meiner Meinung nach keinen Aufschluss über den tatsächlichen Effekt der Therapie im Langzeitverlauf. Aufgrund der schwachen Datenlage braucht es zukünftige Studien, um eine genauere Aussage über die Effektivität von Darvadstrocel zu treffen.

Fazit für die Praxis

Darvadstrocel ist eine sichere Therapieoption für MC-Patienten mit analer Fistulierung. Die Effektivität im Langzeitverlauf ist unklar, scheint aber bei einigen Patienten anzuhalten.