Zusammenfassung
Durch die Darstellung der Puborektalisschlinge mittels eines endoanal eingeführten Sektorschallkopfes mit longitudinaler Schnittebene ist es möglich, analog zum Anorektalwinkel der Defäkographie einen Winkel, der Puboanalwinkel genannt wurde, zu berechnen. Es zeigte sich, daß der endosonographisch gemessene Puboanalwinkel mit dem in der Defäkographie ermittelten Anorektalwinkel korreliert. Somit ist es erstmals mit endosonographisch durch die direkte Beurteilung der Levatormuskulatur in unterschiedlichen Funktionszuständen ermittelten Parametern möglich, eine Aussage über den Funktionszustand der Levatormuskulatur zu machen. Als Kriterium für eine Suffizienz der Levatormuskulatur gilt dabei die Fähigkeit, den Beckenboden willkürlich im Vergleich zur Ruhelage anzuheben und dabei einen Druckanstieg am anorektalen Übergang um mehr als 50 mm Hg bei simultaner Manometrie zu erzeugen. Für eine Beckenbodeninsuffizienz sprechen die Unfähigkeit, durch Kontraktion den Puboanalwinkel zu verkleinern, sowie eine Zunahme des Puboanalwinkels beim Preßversuch um mehr als 30°. Bei insuffizientem Beckenboden läßt sich zudem bei Kontraktion endosonographisch kein Anheben der Beckenbodenebenen von mehr als 0,5 cm beobachten, während beim Pressen ein Deszensus von mehr als 1 cm im Vergleich zur Ruhelage auftritt. Die Endosonographie ist ebenfalls in der Lage, Rekto-oder Enterozelen zu erkennen. Eine Intussuszeption oder ein Rektumprolaps ist durch die Schienung des distalen Rektums durch die eingeführte Ultraschallsonde nicht diagnostizierbar. Ein radiologisch im Rahmen der Defäkographie gemessener Descensus perinei kann ebenfalls mit den endosonographisch erhobenen Werten korreliert werden. Zusammenfassend läßt sich nach Auswertung der Daten von 88 Patienten sagen, daß die Endosonographie in der Lage ist, qualitative und quantitative Aussagen über eine Beckenbodeninsuffizienz zu treffen, die mit denen der Defäkographie korrelieren. Die Endosonographie, die zur Beurteilung der Sphinkterkontinuität bereits vielerorts routinemäßig in der Inkontinenzdiagnostik zur Anwendung kommt, kann somit die Defäkographie als diagnostisches Verfahren bei Verdacht auf Beckenbodeninsuffizienz ergänzen, um die Strahlenbelastung und psychische Belastung der Patienten weiter zu reduzieren. Die Defäkographie wird dabei für spezielle Fragestellungen, wie zum Beispiel die Detektion einer Intussuszeption, auch weiterhin unverzichtbar bleiben.
Summary
The evaluation of the data of 88 patients showed that a quantitative and qualitative assessment of a pelvic floor insufficiency can be performed by endosonography, correlating with the results of defecography. Endosonography as it is already performed in many places for the evaluation of sphincter continuity in the diagnosis of incontinence, can therefore complement defecography as diagnostic measure if there is suspicion of a pelvic floor insufficiency in order to further reduce radiation stress and psychological strain on the patients. Defecography, however, will remain mandatory for special problems, such as the detection of an invagination.
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Löhnert, M., Doniec, J.M., Birkner, T. et al. Der insuffiziente Beckenboden. Coloproctol 19, 131–141 (1997). https://doi.org/10.1007/BF03043804
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF03043804