Zusammenfassung
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1.
Die morphologische und charakterologische Gestaltung der Persönlichkeit beginnt schon in der frühen Kindheit, so daß die Typen des Körperbaus und des Charakters sich schon in der Kindheit diagnoszieren lassen.
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2.
Die vonKretschmer differenzierten morphologischen Typen finden bei den Körperbauuntersuchungen schulpflichtiger Kinder ihre Bestätigung.
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3.
Für den Körperbau der Oligophrenen, insbesondere der schweren Imbecillen, ist der hohe Prozentsatz der dysplastischen Typen eigentümlich. Diese Tatsache spricht für ein gemeinsames biologisches Fundament der somatopsychischen Minderwertigkeit der Oligophrenen.
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4.
Zwischen dem Körperbautypus und dem Typus der Motorik existiert ein enger gesetzmäßiger Zusammenhang, welcher in bezug auf die extrapyramidale Komponente erst beim Vorhandensein eines bedeutenden Zurückgebliebenheitsgrades aufgehoben wird.
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5.
Die Affinität zwischen bestimmten morphologischen Typen und Charaktern bleibt auch bei den Oligophrenen in bedeutendem Maße erhalten.
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6.
Die Minderwertigkeit des seelischen Materials der oligophrenen Kinder bringt es mit sich, daß dieKretschmer sehen charakterologischen Typen bei ihnen gewisse Verschiebungen erleiden, qualitativ bieten sie aber dieselben Varianten wie bei den Erwachsenen.
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7.
Die Verschiebungen des Charakters der Oligophrenen vollziehen sich auf Kosten der Verarmung an höheren emotioneilen Erlebnissen der differenzierten Psyche, anstatt welcher die organischen, triebbetonten Affektivitätskomponenten in den Vordergrund rücken.
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Ossipowa, E.A. Körperbau, Motorik und Charakter der Oligophrenen I. Mitteilung. Untersuchungsobjekt: Knaben. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 114, 1–21 (1928). https://doi.org/10.1007/BF02864604
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