Zusammenfassung
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1.
In Versuchen an Kaninchen wurde festgestellt, da\ es gelingt, durch dauernde Infusion von Avertin in einer Menge von 0,2 g pro Kilogramm und Stunde mit Schwankungen nach oben und unten, eine gleichmä\ige Narkose für 8—10 Stunden zu erzielen. Dabei wird die Atmung mit unbedeutenden Abweichungen der Atemmechanik auf 30—35% gegen-über der Norm herabgedrückt.
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2.
An den mit Avertin narkotisierten Tieren wurden Cardiazol und Coramin bei verschiedenen Injektionsgeschwindigkeiten geprüft und folgendes gefunden:
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a)
Wiederholte Injektionen von Cardiazol führten immer wieder zu dem gleichen Effekt. Bei Coramin in kleinerer Dosierung ist dasselbe auch zu erreichen, bei grö\erer Dosierung wurde eine lähmende Wirkung auf die Atmung beobachtet, die sich bei gro\er Dosierung bei wiederholter Injektion addierte.
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b)
Die Beeinflussung der Atemmechanik (Zwerchfell- und Thorax-bewegungen) geschieht bei Cardiazol immer im Sinne der Inspiration, au\er bei den Grenzdosen, bei denen diese Beeinflussung nicht zur Geltung kommt ; bei Coramin meistens im Sinne der Exspiration. Es wird daraus geschlossen, da\ in bestimmtem Bereich die Diffusionsbedingungen für Sauerstoff in das Blut bei Cardiazol günstiger als bei Coramin sind.
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c)
Die unteren Grenzdosen von Cardiazol und Coramin folgen bei verschiedener Injektionsgeschwindigkeit etwa geraden Linien. Das Verhältnis der Wirksamkeit der beiden Substanzen ist bei jeder Injektionsgeschwindigkeit gleich, und zwar so, da\ Cardiazol doppelt so wirksam ist wie Coramin.
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d)
Die therapeutische Breite ist bei Cardiazol bei rascher Injektion etwas grö\er als bei langsamer ; bei Coramin ist sie bei rascher Injektionsgeschwindigkeit etwa wie bei Cardiazol, 11—12. Bei langsamerer Injektionsgeschwindigkeit sinkt die therapeutische Breite von Coramin ganz beträchtlich ab. Dabei ist jetzt nicht mehr der Eintritt eines Krampfes als toxischer Punkt zu nehmen, sondern das Auftreten einer Atemlähmung. Während man bei Cardiazol das Auftreten von Krämpfen bei gleicher Dosierung durch langsame Injektion verhüten kann, lä\t sich beim Coramin diese Atemlähmung durch langsamere Injektion nur sehr schwer vermeiden.
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e)
Die Weckwirkung ist bei Coramin geringer als bei Cardiazol, sie steigt nicht mit steigender Dosierung an, eher wird sie etwas schwächer, auch hier das Auftreten einer lähmenden Komponente.
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3.
Diese Versuche bilden nur den ersten Schritt zur vergleichenden Beschreibung der beiden Analeptika.
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Dissertation der Medizinischen Fakultät Breslau.
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Eichler, O., Klein, HW. Vergleich der Wirkung von Cardiazol und Coramin auf die Atmung des Kaninchens hei Avertinnarkose. Z. Ges. Exp. Med. 99, 28–43 (1936). https://doi.org/10.1007/BF02679130
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