Zusammenfassung
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1.
Mit Hilfe der Fluorochromierung mit Uranin (Na-Fluoreszein) wurde der Zustand des Plasmas in den Zellen der Blütenepidermen vonAnchusa of ficinalis bei Vakuolenkontraktion, die durch Neutralrotspeicherung ausgelöst worden war, untersucht.
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2.
In der Mehrzahl der Fälle lag das Plasma als leuchtender Saum der Zellwand an. Es handelt sich um Synärese im Sinne Webers (1935), bei der sich der kolloide Zellsaft in einen festen Gel- und einen flüssigen Solteil scheidet (vgl. Abb. 2a). Diese Zellen sind normal plasmolysierbar, wobei das Sol verschwindet, so daß das Plasma dem Gel anliegt, in dessen Buchten es dann vorzugsweise in der Fluoreszenz in Form von grelleuchtenden Punkten in Erscheinung tritt (vgl. Abb. 2b). Bei Deplasmolyse abermals entstehende, sich vom Gel abhebende Solbasen drängen das Plasma wieder zur Wand zurück. Der Solteil konnte in gewissen Fällen ebenfalls zur Neutralrotspeicherung befähigt sein, wobei dann in der Aufsicht die mattgrüne Fluoreszenz des an den Periklinalwänden liegenden Plasmas von der Neutralrotfluoreszenz überdeckt wurde.
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3.
In anderen Fällen kam es zu einer allgemeinen oder nur lokalen Plasmaquellung (vgl. Abb. 4 und 5), die sich bei Einwirkung von Plasmolytikum als teilweise oder ganz reversibel erwies. Ging die Entquellung, oft nur auf einige Zellbuchten beschränkt, rasch vor sich, so erlosch die Fluoreszenz sofort und das Plasma starb ab. Plasmabezirke, die nicht oder nur langsam entquollen, behielten dagegen ihre Fluoreszenz bei, die erst bei fortschreitender Nekrose an Intensität einbüßte.
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4.
Beobachtung an Zellen mit lokaler Plasmaquellung, die sich besonders im Wundfeld der unteren Epidermis fanden, ließen den Eindruck entstehen, daß sich im Plasma gro\e, neue Vakuolen gebildet hatten, die den bei der synäretischen Zellsaftentmischung entstehenden ähnlich sehen (vgl. Abb. 6).
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5.
Es scheint also bei den Borraginaceen zwei verschiedene Möglichkeiten einer Vakuolenkontraktion zu geben. Erstens eine synäretische Sol-Gel-Trennung des kolloidalen Zellsaftes, zweitens eine Verkleinerung der gallertigen Vakuole, mit der eine allgemeine Plasmaaufquellung Hand in Hand geht, wobei dann im Plasma nachträglich noch sekundäre Vakuolen entstehen können.
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Enöckl, F. Über den Zustand des Plasmas in vakuolenkontrahierendenAnchusa-Zellen. Protoplasma 52, 567–579 (1960). https://doi.org/10.1007/BF02665276
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