Zusammenfassung
Tägliche intravenöse Acetylcholininjektionen von 0,01–0,03 mg pro Kilogramm führen beim Kaninchen nach einer Versuchsdauer von mehreren Monaten zu Schwielenbildungen im Herzmuskel und zu elastischen Intimahyperplasien an den mittelgroßen Verzweigungen der Kranzschlagadern und der Lungenschlagadern. Die Herzmuskelschädigung wird in kausalen Zusammenhang zu der Kranzschlagaderveränderung gebracht und als Ernährungsstörung bei durch die Intimahyperplasie verengten Arteriolen aufgefaßt. Die Intimahyperplasie der Arteriolen dürfte durch das Acetylcholin hervorgerufen sein, da Acetylcholin nach den Untersuchungen vonBärtschi die Coronarien verengt, nach den Untersuchungen vonGollwitzer-Meyer zunächst verengt und dann erweitert. Sicherlich ruft es zum mindesten Druckschwankungen in diesem Gefäßgebiet ebenso wie in dem der Lungenschlagader hervor. Daraus ergeben sich aber wieder gewisse Parallelen zur menschlichen Pathologie, insofern als nach den Untersuchungen vonCeelen häufige Druckschwankungen im arteriellen System eine Intimahyperplasie hervorrufen können. Unter diesem Gesichtspunkt wären diese Acetylcholinversuche als Modellversuche für die elastische Intimahyperplasie zu betrachten. Ob allerdings das Acetylcholin auch beim Menschen solche Veränderungen hervorrufen könnte, erscheint fraglich, da hier das Acetylcholin durch die Cholinesterase offenbar rascher zerstört wird als beim Kaninchen. Immerhin ist nicht gesagt, daß es schon zerstört wird, bevor es seine Wirkung äußern kann, und so wäre es denkbar, daß bei erhöhter Vaguserregbarkeit Acetylcholin in größeren Mengen im Herzen freigesetzt wird und hier Kontraktionen der Kranzschlagadern auslöst, die bei häufiger Wiederholung schließlich zu morphologischen Veränderungen dieser Gefäße führen.
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Heinlein, H. Organveränderungen durch körpereigene kreislaufwirksame Stoffe. Z. Ges. Exp. Med. 105, 406–416 (1939). https://doi.org/10.1007/BF02615590
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