Über das Auftreten von Riesenzellen bei Systemerkrankungen des hämatopoetischen Apparates

Zusammenfassung

Es wird über die extramedulläre Entstehung und die Entwicklungs-möglichkeiten von megakaryocytenartigen Riesenzellformen an Hand einer subakuten aleukämischen Myelose berichtet.

Netz, Mesenterium und Subserosa wiesen besonders hochgradige knotige leukämische Infiltration auf.

In fast sämtlichen Organen fanden sich im Bereich der zum größten Teil oxydasepositiven perivasculären leukämischen Infiltrate sehr reichlich Riesenzellen, die morphologisch typischen und atypischen Megakaryocyten des Knochenmarkes entsprechen. Diese Riesenzellen entstehen extramedullär, zeigen multipolare Mitosen, vereinzelt eingeschlossene Leukocyten und amöboide Fortsätze.

Die Zellen des myeloischen Infiltrates wie auch die Megakaryocyten werden von einer gemeinsamen Stammzelle aus den extramedullären hämopotenten Keimlagern abgeleitet. Als Stammzellen sind im vorliegenden Fall die Keimzellen des RES, insbesondere die Adventitialzellen der Gefäße anzusehen.

Eine Ableitung der Riesenzellen aus reifen, bereits in Richtung der Phagocytose und Speicherfunktion differenzierten Zellen des RES besitzt wenig Wahrscheinlichkeit, da nach Sapotoxin-, Carmin- und Tuscheinjektionen bei Kaninchen eine Vitalspeicherung der Farbstoffe in den zahlreich entstehenden megakaryocytenartigen Riesenzellen im Bereich der Uferzellen des RES nicht nachgewiesen werden konnte.

Die Entwicklungsrichtung der Keimzellen zu megakaryocytenartigen Riesenzellen scheint durch ähnliche Momente begünstigt, wie sie vonAschoff, Lubarsch u.a. für die Vermehrung der Megakaryocyten im Knochenmark und deren vermehrte Embolisierung in den Kreislauf verantwortlich gemacht worden sind. Es handelt sich dabei um Prozesse, die an wahrscheinlich resorptive Fähigkeiten der Riesenzellen für gelöste Stoffe besondere Anforderungen stellen.