Zusammenfassung
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1.
Die Wunddiphtherie, die in früheren Zeiten nur selten beobachtet wurde, lenkte gegen Ende des ersten Weltkrieges infolge ihrer Häufigkeit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Es wird die Ursache des meist leichten Verlaufes dieser Erkrankung erörtert, wobei als Hauptgrund angesehen wird, daß der Körper auf die Infektion der Wunde meist mit der rechtzeitigen und ausreichenden Bildung von Antitoxin antwortet.
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2.
Bei den aus Wunden gezüchteten Corynebakterien handelt es sich in einem hohen Prozentsatz um Paradiphtherie, die bei den jetzt noch meist geübten Methoden der bakteriologischen Diphtherieuntersuchung häufig mit echter Diphtherie verwechselt wird.
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3.
Bei Untersuchungen der Wundabstriche von 121 Kranken wurden in 5,8% Di-B., in 24% Para-Di-B. und in 3,3% beide Arten festgestellt. Daneben fanden sich stets andere Keime.
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4.
Nach Beschreibung der Morphologie sowie des Nachweises der Paradiphtherie auf Grund des kulturellen Verhaltens und der biochemischen Leistungen wird an Hand verschiedener Tierversuche auch die Ansicht anderer Autoren bestätigt, daß ihr eine pathogene Bedeutung nicht zukommen dürfte.
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5.
Auf Grund mehrerer Umwandlungsversuche innerhalb der Gruppe der Corynebakterien, bei denen einmal durch Zusatz von Rhodankalium zum Nährboden die Abwandlung eines Diphtheriestammes von Typ Intermedius in den Typ Mitis, ein anderes Mal in alternden Bouillonkulturen eine teilweise Veränderung eines Intermedius zum Mitis hin gelang, während sonstige Umwandlungen, insbesondere der Paradiphtherie, nicht glückten, ist in Verbindung mit den Umwandlungsergebnissen anderer Autoren die Stellung der Paradiphtherie als Übergangsform zwischen der echten Diphtherie und der gewöhnlichen Pseudodiphtherie in der Gruppe der Corynebakterien vorläufig nicht festzulegen.
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6.
Auch die Wunddiphtherie ist als Infektionsquelle nicht bedeutungslos. Neben der Berührungsinfektion dürfte besonders die Staubinfektion eine Rolle spielen.
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7.
Zum Schluß wird auf die Vorbeugungs- und Behandlungsmaßnahmen eingegangen.
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Kalies, W. Über Wunddiphtherie. Zeitschr. f. Hygiene. 125, 364–381 (1943). https://doi.org/10.1007/BF02177488
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