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Über die Wirkung des menschlichen Speichels auf Diphtheriebacillen

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Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Der Speichel von 4 gesunden erwachsenen Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts und von 3 gesunden Schulkindern im Alter von 10–12 Jahren wurde auf seine Wirkung gegenüber echten und virulenten Diphtheriebacillen (Einzellkulturmaterial) wiederholt, zum Teil 20mal, untersucht.

  2. 2.

    Dabei ergab sich, daß der durch 1/2stündiges Erhitzen auf 56°C inaktivierte Speichel aller untersuchten Personen die Diphtheriebacillen üppig wachsen ließ, während der frische Speichel eine doppelte Wirkung entfaltete:

    1. a)

      eine entwicklungshemmende bis keimtötende Wirkung

    2. b)

      eine Wirkung, die in der Umwandlung typischer und virulenter Diphtheriebacillen (Einzellkulturmaterial) in Diphtheroide und weiter in Pseudodiphtheriebacillen bestand.

  3. 3.

    Diese Wirkungen des frischen menschlichen Speichels gegenüber echten, virulenten Diphtheriebacillen waren bei den 7 untersuchten Individuen sehr verschieden stark ausgeprägt.

  4. 4.

    Es ist anzunehmen, daß bei Durchuntersuchung einer größeren Zahl von Personen (Erwachsenen und Kindern verschiedenen Alters) Individuen angetroffen werden, deren Speichel diese Wirkungen nur in sehr geringem Grade oder gar nicht besitzt.

  5. 5.

    Wir sind der Meinung, daß diese Wirkungen des Speichels auf Diphtheriebacillen die von uns experimentell nachgewiesene Rachen-und Nasenimmunität gegen Diphtherie bei Meerschweinchen und Affen und anderen Tieren, bei denen trotz bestehender Diphtheriegiftempfänglichkeit diphtherische Erkrankungen nicht beobachtet werden, bedingen.

  6. 6.

    Wir sind ferner der Meinung, daß auch für diePathogenese undEpidemiologie der menschlichen Diphtherie das Verhalten des Speichels gegenüber den Diphtheriebacillen von mindestens gleicher, wahrscheinlich aber größerer Bedeutung ist als der Gehalt des Blutes und der Gewebe an Diphtherieantitoxin. Die ausschlaggebende Bedeutung des Diphtherieantitoxins für dieHeilung einer echten toxischen Diphtherie wird selbstverständlich dadurch nicht berührt.

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  3. Wir folgen hier den vonNeißer undSchmitz vorgeschlagenen Einteilung und Benennung der Corynebakterien. Sie unterscheiden: A.Corynebacterium diphtheriae. 1. Typische und virulente Diphtheriebacillen. 2. Typische und avirulente Diphtheriebacillen. 3. Atypische und virulente Diphtheriebacillen. 4. Atypische und avirulente Diphtheriebacillen. Für die typischen Diphtheriebacillen sind charakteristisch a) die Gestalt, b) die Polkörperbildung, c) das Anaerobenwachstum, d) die Traubenzuckervergärung. Atypisch werden solche Diphtheriebacillen genannt, die nur in 1 Punkt von dem obigen Typus abweichen.

  4. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf eine Arbeit vonGetrud Malcherek aus demUhlenhuthschen Institut in Freiburg i. Br. hinweisen, welche morphologische Veränderungen der Diphtheriebacillen (Auftreten von Pseudo-und Kokkenformen) auf Organ-Emulsionnährböden, insbesondere auf solchen Nährböden, die einen Zusatz von Leber von jungen Meerschweinchen enthielten, beobachtete. Allerdings blied die Bildung von Pseudo-und Kokkenformen unbeeinträchtigt, wenn die Organ-Breinährböden 10–15 Min. langheißem Dampf Speichel gebunden waren und verschwanden, wenn der Speichel durch 1/2stündige Hitzeeinwirkung von 56° C inaktiviert wurde.

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Die hier mitgeteilten Versuche wurden schon in den Jahren 1931/32 ausgeführt mit Hilfe von Mitteln, die uns das Reichsministerium des Inneren zur Verfügung stellte, wofüber wir auch an dieser Stelle unseren besten Dank aussprechen möchten.

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Dold, H., Weigmann, F. Über die Wirkung des menschlichen Speichels auf Diphtheriebacillen. Zeitschr. f. Hygiene. 116, 158–170 (1934). https://doi.org/10.1007/BF02176856

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