Zusammenfassung
Es wird über die Auswirkung lang andauernder kreisförmiger Beschleunigungen und Verlangsamungen auf das EEG, EKG und den elektrisch registrierten rotatorischen und postrotatorischen Augennystagmus des Meerschweinchens berichtet. Die Befunde sind folgende:
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1.
Erst nach mehr als 100 Beschleunigungen und Verlangsamungen nimmt die Frequenz des Augennystagmus ab, während die Amplitude zunimmt. Die Dauer des immer nachweisbaren Nystagmus verändert sich nicht wesentlich.
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2.
Im EKG war eine Frequenzerhöhung, im EEG eine Vergrößerung des Amplituden-Frequenzproduktes während der Drehungen zu beobachten.
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3.
Histologische Veränderungen waren in den zentralen vestibulären Kerngebieten mit den üblichen mikroskopischen Verfahren nicht zu finden.
Die aus verschiedenen vorliegenden Untersuchungen geschlossene Erschöpfung des die Ribonucleinsäuren produzierenden Systems der Ganglienzellen zentraler vestibulärer Kerngebiete führt bei wesentlich länger andauernder Belastung in unseren Versuchen nicht zu einer wesentlichen Beeinflussung oder einem Erlöschen seiner Funktion (gemessen am elektrisch abgeleiteten Augennystagmus).
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Schaefer, J., Kubicki, S. & Pleiger, I. Einfluß von anhaltenden, kreisförmigen, positiven und negativen Beschleunigungen auf EEG, EKG und Augennystagmus des Meerschweinchens unter Berücksichtigung histologischer Untersuchungen der zentralen vestibulären Kerngebiete. Z. Gesamte Exp. Med. 133, 401–409 (1960). https://doi.org/10.1007/BF02045783
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