Zusammenfassung
Einige Medusenarten besitzen breite muskelfreie Felder, welche erregbar sind und auch bei starker Verschmälerung Erregungen von einem Muskelfelde auf das andere übertragen können. Dadurch wird bewiesen, daß die Erregungsleitung bei diesen Tieren nicht myogener Natur ist, sondern dem Nervennetz zuzuschreiben ist.
Nach Anlegung einer schmalen, erregungsleitendes Gewebe enthaltenden Brücke zwischen zwei Schirmteilen tritt wie beim Herzen zunächst totaler Block auf. Tritt Wiederherstellung der Erregungsleitung ein, so ist die Leitung wie dort anfangs stark verzögert und häufig nur in einer Richtung möglich (irreziproke Leitung). Die Wiederherstellung der Erregungsleitung in der anderen Richtung kann durch häufige Wiederholung der Reizung in der durchlässigen Richtung beschleunigt werden (Bahnung). Ist die Brücke überhaupt durchgängig, so überträgt sich die Erregung auf alle angeschlossenen Teile (Auxomerie).
Wird die Subumbrella mit zunehmender Frequenz künstlich gereizt, so erhält man häufig alle Übergänge von 1∶1-Vollrhythmus durch 1∶1-Alternans undWenckebachsche Perioden zu 2∶1-Vollrhythmus und weiterhin durch 2∶1-Alternans zu 3∶1-Rhythmen usw. Diese Effekte sind sowohl bei Reizung von Muskelfeldern, wie bei Reizung muskelfreier Felder zu erzielen. Hieraus und aus anderen Tatsachen wird geschlossen, daß die Rhythmusbildung im Nervennetz zustande kommt.
Werden bei diesen Versuchen die Bewegungen zweier Muskeln registriert, so zeigen sich an beiden der Zeit und Größe nach übereinstimmende Veränderungen sowohl beim Alternans wie bei den komplizierteren Perioden. Hieraus wird geschlossen, daß der Alternans auf totaler, rhythmisch wechselnder Hypodynamie beruht.
Aus der Feststellung, daß die Reizstärke von wesentlichem Einfluß auf diese Phänomene ist, wird geschlossen, daß das sogenannte „Allesoder-Nichts-Gesetz“ im hypodynamen Zustand seine Gültigkeit verliert.
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Bethe, A. Experimentelle Erzeugung von Störungen der Erregungsleitung und von Alternans- und Periodenbildungen bei Medusen im Vergleich zu ähnlichen Erscheinungen am Wirbeltierherzen. Z. Vergl. Physiol. 24, 613–637 (1937). https://doi.org/10.1007/BF00592300
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