Zusammenfassung
Da sich im deutschen Schrifttum bisher noch keine ausführlichen Mitteilungen über Gesundheitsschädigungen durch äI finden, wird an Hand von 73 Beobachtungen über die toxikologischen Eigenschaften von äI berichtet. äI kann bei der Herstellung und Verarbeitung durch Inhalation der Dämpfe und durch die Haut in toxischen bzw. tödlichen Mengen in den Organismus gelangen.
Flüssiges äI führt bei Benetzung der Haut zu schweren Verätzungen, wobei die örtliche Reizwirkung von äI-Dämpfen, besonders auf die Schleimhäute der Augen und der oberen Luftwege, sehr stark ist. Ob-wohl Todesfälle beim Menschen bisher nach eindeutig nur resorptiver Einwirkung von äI durch die äu\ere Haut nicht bekannt geworden sind, verdient der von uns beobachtete Fall einer kombinierten Einwirkung — Hautverätzung und Inhalation — besondere Beachtung. äI ist nach unserem Wissen kein obligater Ekzemerreger.
Bei der Inhalation von äI kommt es je nach Konzentration und Dauer der eingeatmeten Gasmenge zu periodischem Erbrechen, Schleimhautulcerationen an Nase und Kehlkopf, Glottisödem, Atemnot, Bronchitis, hochgradigen diphtherischen Veränderungen der Bronchialschleimhaut, Lungenödem sowie sekundären Bronchopneumonien. Die im Tierversuch für äI-Einwirkung typische, schwere Nierenschädigung mit Tubulusnekrose konnte nicht festgestellt werden. Weder nach einmaliger noch nach wiederholter Einatmung von äI sind Spätschäden beobachtet worden.
Eine spezitische Behandlung von Gesundheitsschädigungen durch äI gibt es nicht. Wichtig ist daher die Verhütung von Arbeitsunfällen durch Beachtung der Sicherheitsvorkehrungen.
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Thiess, A.M. Gesundheitsschädigungen und Vergiftungen durch Einwirkung von äthylenimin. Arch. Toxikol. 21, 67–82 (1965). https://doi.org/10.1007/BF00577638
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