Zusammenfassung
Die klinische Verlaufsform nach längerer Desmodurexposition (vorwiegend D.-T und D. 15) findet ihre pathogenetische Erklärung durch tierexperimentelle Untersuchungen und einzelne autoptische Befunde. Unsere Untersuchungen lassen erkennen, daß für die Einschränkung der Lungenfunktion neben der Bronchiolitis obliterans schwere Umbauprozesse an der Alveolarauskleidung sowie eine desquamative Pneumonie von Bedeutung sind.
Dagegen läßt sich eine größere fibroplastische Wirkung des Desmodur auf das Lungeninterstitium nicht nachweisen.
Für die praktischen Belange des Arbeitsschutzes muß berücksichtigt werden, daß die Möglichkeit einer solchen erheblichen Schädigung vor allem in der ersten Zeit der Verarbeitung dieser Stoffe bei den damals in der Raumluft aufgetretenen Konzentrationen gegeben war. Intensive gewerbehygienische Maßnahmen der letzten Jahre haben bewirkt, daß die durch D.-Verbindungen entstehenden Erkrankungen sowohl der Zahl als auch der Schwere nach zurückgegangen sind. Für den arbeitsme dizinischen Gutachter ist aber die Beurteilung von Spätfolgen nach Einwirkung D.-haltiger Stoffe auch weiterhin von Bedeutung, da diese Erkrankungen in einer neuen Berufskrankheitenverordnung Berücksichtigung finden sollen. Es wird empfohlen, bei Nachuntersuchung derartiger Erkrankungsfälle die Atmungsfunktion ergospirometrisch zu prüfen.
Literatur
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Klavis, G., Schulz, L.C. Tierexperimentelle Untersuchungen über spezifische Wirkungen und Spätfolgen nach Desmodur 15. Arch. Toxikol. 17, 338–346 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00577635
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